PR TB 187 Duell Der Unsterblichen
PROLOG:
Oktober 2034, Terrania.
Der Mann saß reglos, wie versteinert. Er saß seit
Tagen so, Nahrung hatte er kaum zu sich genommen. Der Mann war
hochgewachsen und schlank, fast hager.
Die Frau war jung und sie war schön.
Sie lag, von kundiger Hand einbalsamiert, in einem kristallenen
Schrein. Im Hintergrund lief eine hochwertige HiFi-Anlage. Die
Lautsprecher, Elektrostaten der modernsten Bauserie, reproduzierten
Musik: Mozart, Symphonie in g-Moll, Köchelverzeichnis 550. Der
Schwanengesang eines Frühverstorbenen.
Der Mann neben dem Kristallsarkophag nahm die Musik kaum wahr. Er
erinnerte sich nicht daran, das Band aufgelegt zu haben.
Er erinnerte sich an andere Dinge, die ihm wichtiger schienen, an
die Frau, die mit lächelndem Gesicht in dem Sarkophag lag und so
jung aussah, so wunderbar jung, so grauenvoll jung, weil sie hatte
sterben müssen. Vor wenigen Monaten noch war dieses glatte
Gesicht von Falten überzogen gewesen, war der Mund welk, das
Haar glanzlos gewesen, war diese Frau ein altes Weib gewesen, mit
Spuren nur von jener Schönheit, die jetzt wieder zu sehen war.
Eine Lichtsekunde von diesem Raum im Halbdunkel, von der
verhangenen, schwermütigen Musik, von dem Mann und dem
Gegenstand seiner Trauer entfernt, waren seit Tagen Hunderte von
Männer und Frauen beschäftigt.
Sie arbeiteten wie besessen. Sie gönnten sich keine Pausen.
Sie gaben ihr letztes, um das Mausoleum zu bauen. Ein schlichtes,
einfaches, schönes Bauwerk, bestimmt, die sterbliche Hülle
aufzunehmen, die in dem kristallenen Sarg lag.
Die Menschen arbeiteten mit der Wut und der Kraft, die aus der
Trauer erwächst und dem Willen, sich nicht unterkriegen zu
lassen. Sie wollten das Mausoleum pünktlich errichtet haben, das
waren sie sich schuldig, sich und der Frau, die in diesem Mausoleum
beigesetzt werden sollte, und dem Mann, der Totenwache hielt.
Der Mann war allein.
Allein mit seiner jungen, schönen, seiner toten Frau. Die
Freunde hatten ihn nicht verlassen, sie hatten sich nur
zurückgezogen, weil sie wußten, wie sehr der Mann seine
Frau geliebt hatte.
In dem Raum fehlte jemand.
Der Mann und die Frau hatten einen Sohn, einen erwachsenen Sohn.
Vielleicht hielt auch er Totenwache, irgendwo, auf der Erde oder auf
einem fremden Planeten. Seine Trauer aber wurde getrübt vom Haß,
der dem Vater galt.
Auch daran dachte der Mann, der neben dem kristallenen Sarkophag
Totenwache hielt.
Die Frau war auf einer fremden Welt geboren worden, einer weit
entfernten und unvorstellbar reichen, prachtvollen und mächtigen
Welt. Sie war Arkonidin gewesen, und sie war unter den Bürgern
des Großen Imperiums eine Große gewesen. Thora von
Zoltral, Mitglied einer Sippe, die schon Weltengebieter stellte, als
die Vorfahren des trauernden Mannes noch mit steinernen Werkzeugen
gegen die Unbilden der Natur angekämpft hatten. Sie waren Feinde
gewesen, als sie sich zum erstenmal getroffen hatten - die stolze
Frau von Arkon, Gebieterin über einen Kreuzer, dessen Macht
ausreichte, Sonnensysteme in Fackeln zu verwandeln - und der kleine,
freche Barbar von der Erde, der so ungeheuer stolz darauf gewesen
war, den ersten, unbedeutenden Sprung hinaus ins All gemacht zu
haben.
Aus der Feindschaft war Freundschaft geworden, dann Liebe. Sie
hatten viele Jahre miteinander verbracht - viele glückliche
Jahre. Glücklich für das Paar, glücklich für die
Freunde, glücklich für die Menschen der Erde.
Die Musikanlage begann das nächste Musikstück. Nun war
dies alles vorüber. Am Himmel waren Wolken aufgezogen, eine
Katastrophe stand ins Haus.
Die alte Gegnerschaft mit dem Robotregenten von Arkon war neu
erwacht, in veränderter Form, als Bündnis getarnt. Aber
jeder wußte: bekam der Robotregent die galaktonautischen Daten
des Sonnensystems zugespielt, dann ließ sich die Zeit der
Freiheit, die den Erdenmenschen noch verblieb, in Stunden ausdrücken.
Wenn der Regent von Arkon seine Robotflotten nicht ausschließlich
nach dem Solaren Imperium suchen ließ, dann nur, weil ihm ein
neuer, noch schrecklicherer Gegner erwachsen war - die
Überlappungsfront der Druuf, der Wesen aus einem anderen
Universum.
Der Mann, der neben dem kristallenen Schrein stand und trauerte,
hatte das Solare Imperium begründet und geführt, gut
geführt bis zu diesem Tag. Die Arbeit war nicht leicht gewesen,
aber er hatte sich willig der Mühen unterzogen, weil er an
seiner Seite eine Gefährtin wußte, auf die er sich
verlassen konnte.
Vorbei. Die Gefährtin war tot,
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