Der zehnte Planet
die schöpferische Arbeit«, antwortete Lari. »Die Arbeit hat uns über die Tiere erhöht, und jeder, der die Arbeit vernachlässigt, werauf Kosten der Ausgeraubten leben will, fängt unvermeidlich an, sich in ein Tier zu verwandeln. Sehen Sie, in was für schmutzige Tiere sich diese Pogromhelden verwandeln?« Lari zeigte auf die Submenschen. »Und jetzt sehen Sie, wie aufopfernde Arbeit uns zum allgemeinen Wohl veredelt . . .«
Zuerst sah der Gelehrte von wildem Gebüsch bewachsene weite Flächen. Hierher zogen die Menschen. Sie rodeten die weiten Flächen, und wohlgestaltete Bauten begannen zu entstehen. Der Gelehrte sah geräumige Säle mit summenden Maschinen, an denen ernste Menschen konzentriert arbeiteten. Sie schmiedeten Metalle. Wo man nur hinblickte, überall nicht enden wollende Reihen von aufgestapelten Fertigerzeugnissen. Und ganz nahe, nebenan sah er die Gesichter von Männern und Frauen, von Greisen und Jünglingen, die harten Gesichter von Menschen, die ihr Werk tun, und er verstand, daß hier die Waffen des Sieges geschmiedet wurden.
Je weiter der Gelehrte ging, desto schneller ging auch die Arbeit der Menschen. Auf ihren Gesichtern war Ruhe und Gewißheit zu lesen, und der Gelehrte wurde von dem Wunsch übermannt, sich selbst neben diesen jungen Burschen zu stellen, der aus dem glühenden Ofen ein heißes,glühendes Metallstück herauszog, einen Hammer in die Hände nahm und darauf schlug, daß die Funken gleich einem Feuerwerk aufsprühten.
Aber Lari führte ihn ohne Aufenthalt vorwärts. Und jetzt sah der Gelehrte in den Gesichtern der Menschen die Freude; er las in ihren Augen den Ausdruck des Mutes und des Heldentums.
»Ein Sieg?« fragte der Gelehrte.
»Ja. Auf der Oberfläche unseres Planeten gibt es keinen einzigen Submenschen mehr. Nach der siegreichen Beendigung des Allplanetarischen Krieges haben die schaffenden Menschen, unsere Vorfahren — siegreiche Großväter und Väter — den allgemeinen Entschluß gefaßt, in ewigem Frieden zu leben. Es wurde auch beschlossen, ein besonderes Museum zu errichten. Das Durchschnittsalter eines Menschen ist bei uns hundert Jahre. Das Museum sollte so lange bestehen, daß drei Generationen alle Schrecken eines Krieges, der von den wahnsinnigen Menschenfressern entfacht wurde, kennenlernen und von Haß gegen sie erfüllt sind. Es war notwendig, den Menschen zu zeigen, was sie erwartet hätte, wenn die toll gewordenen Submenschen triumphiert hätten . . .«
»Ich habe Ihre Tatsachenaufzeichnungen gesehen«, sagte nachdenklich langsam der Gelehrte,sich an das erinnernd, was er einst als Augenzeuge auf der Erde erlebt hatte; »sie sind sehr belehrend.«
»Heute ist nun gerade der letzte Tag des Bestehens dieses Museums. Vor dreihundert Jahren haben die Menschen die Schlußfolgerung gezogen, wie man richtig leben soll, und drei Generationen sind dementsprechend erzogen worden«, sagte Lari. »Heute soll zum letztenmal an die Submenschen erinnert werden; denn dieses Museum des Grauens wird vernichtet. Sie sind die einzigen, die mit mir zusammen heute hier hineingelassen werden. Aber es ist schon Zeit. Ich möchte Sie mit unsern Freunden bekannt machen. Wir sind hier alle Freunde; Sie werden sie bei der Feier sehen. Und an der Stätte des vernichteten Grauens werden wir die Stadt des Glücks erbauen.«
»Ich möchte schnellstens die Erbauer dieser Stadt des Glücks kennenlernen!« rief in großer Erregung der Gelehrte.
XXI
Das Luftboot schwamm langsam über der Oberfläche des Zehnten. Der Gelehrte hielt das Fernglas an die Augen und blickte nach unten.Er sah nicht die riesenhaften, rauchenden Anhäufungen von Gebäuden. Es schien, als liege unter ihm ein gigantischer Teppich, in den die sich schlängelnden Bänder der Flüsse eingewebt wären, und die bunten, üppigen Gärten und Haine muteten wie feierliche Sträuße an. Zwischen ihnen erhoben sich die bunten, in der Sonne blitzenden Kuppeln von Gebäuden und pfeilförmige spitze Türme.
Durch das Fernglas sah er, wie die Menschen auf den Wegen gingen. In gleicher Richtung bewegten sich auch die mit Menschen überfüllten Luftwagen.
»Von hier aus werden wir alles sehen«, bemerkte Lari, dem Gelehrten beim Verlassen des gelandeten Wagens helfend, den der Gelehrte mit dem Ausdruck »Boot« bezeichnete. Einen andern Namen konnte er für dieses Lufttransportmittel nicht finden.
Von einem hohen Hügel aus erblickte der Gelehrte eine umgegrabene, mit Steinen zugeschüttete weite Fläche. Um diese
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