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Der zehnte Planet

Der zehnte Planet

Titel: Der zehnte Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Beljajew
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Sergejewitsch, ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, daß wir auf unserm Dritten noch bessere Städte errichten werden.« Er sah sich um: »Begeben Sie sich inzwischen unauffällig dorthin. Ich gehe und werde den Planetoplan näher heranschieben. Die Hauptsache ist, rechtzeitig zu starten . . .«
    Jura lief zum Planetoplan.
    Der Gelehrte blieb allein und ging langsam in der Richtung, die ihm Jura gezeigt hatte. Erschaute zu Boden, und es schien ihm, daß er unter seinen Füßen die gewohnte gute Erde, den vertrauten Tonboden aus dem Norden hätte. Und plötzlich überkam ihn eine unbeschreibliche Sehnsucht nach dem fernen dritten Planeten, nach der lieben, guten Erde. Er sehnte sich nach dem kühlen Herbstabend, wenn man aller Gedanken ledig und glücklich auf einem feuchten Pfad am Waldessaum entlangwandert. Es riecht stark nach herber Fäulnis und Pilzen, und da vorn liegt ein Feld mit dunkelgefärbten Roggengarben. Die kröpfigen Saatkrähen fliegen darüber hin. Mit der geschulterten Jagdbüchse wandert man nach Hause und wird guten Mutes, wenn man in der Dämmerung irgendwo ein fernes Licht aufflackern sieht. Ein von allen Seiten kommender Geruch von harzigem Rauch verrät die nahen Wohnstätten, und beim Blick nach oben sieht man, daß über den Kiefernkronen die ersten Sterne übermütig glitzern und lachen . . .
    Der Gelehrte sehnte sich nach der Musik Tschajkowskijs, nach den prächtigen Sälen der Bildergalerien, nach dem Institut, nach seinem Haus auf dem breiten Prospekt, nach all den lieben Nächsten. Er wünschte, seine Familie zu sehen, die Tochter, den irdischen Larion Petrowitsch. Dieser würde der Erzählung seiner Reiselauschen, seine Brille auf der Nase zurechtrücken und sich im Baßton räuspern: ‚Hm, hm, das Verschwinden am hellen Tag? Eine Mystifikation ist das!‘
    Den Gelehrten übermannte der leidenschaftliche Wunsch, seine Stadt, die unvergleichliche, unsterbliche, zu sehen; die Stadt, die er so oft bewundert hatte von dem Berg aus, auf dem das Astronomische Institut lag. Und der Gelehrte beschleunigte seine Schritte.
XXII
    Das Sausen und Dröhnen des Photonenjazz überraschten jetzt den Gelehrten nicht mehr. Der Planetoplan beschreibt seine Halbkreisbahn um die Sonne mit der üblichen Geschwindigkeit, an die der Gelehrte schon gewöhnt war. Er schwieg; nur ein nachdenkliches Lächeln lag auf seinem Gesicht. »Jurissimus . . . wahrscheinlich werden wir auf dem Dritten länger aufgehalten.«
    »Warum?«
    »Sie werden manches an Ihren Berechnungen ändern müssen. Die Sache ist nämlich die, daß die Menschen dort auf dem Zehnten es verstehen, die Elektronen sparsamer und eleganter auszunützen. Sie beherrschen ausgezeichnet dieTechnik der Auswertung der Lichtwellen. Wie geschickt wenden sie die Erscheinung der Interferenz 6 ) an! Denken Sie nur . . .«
    »Ich werde später denken«, murmelte Jura, »stören Sie mich bitte jetzt nicht.«
    Der Gelehrte fuhr von seinem Sitz auf. — »Was ist das?« rief er.
    »Reden Sie mir nicht dazwischen. Beinahe wären wir vorbeigeflogen«, gab Jura kurz zur Antwort. »Halt!«
    Die festen Reifen des Planetoplans rutschten leise auf dem Asphalt. Jura half liebenswürdig dem Gelehrten beim Aussteigen. Dieser erkannte die Umrisse des Instituts. Die frische Herbstnacht ließ den Gelehrten sich schütteln. Hastig lief er die Stufen hinauf; dabei bemerkte er, daß im Arbeitszimmer die Lampe brannte.
    Er ging an dem schlummernden Portier vorbei. In dem Arbeitszimmer brannte gemütlich die Tischlampe.
    »Ich danke Ihnen«, sagte Jura an der Tür.
    »Auf Wiedersehen, Jurissimus, haben Sie es eilig?«
    »Ich möchte so schnell wie möglich nachHause. Meine Frau ist immer so unruhig, wenn ich die Experimentalflüge durchführe.«
    Der Gelehrte drückte ihm die Hand.
    »Bestellen Sie meinen aufrichtigen Gruß . . .« Jura griff nach der Türklinke. »Bitte, erzählen Sie vorläufig niemandem von unserer Reise. Das nächstemal werden wir das gesamte wissenschaftliche Inventar mitnehmen.«
    Er verschwand durch die Tür.
    Der Gelehrte trat ans Fenster und zog die Vorhänge ein wenig auseinander, um den Abflug des Planetoplans zu sehen. Es schien ihm, daß die Silhouette eines Menschen die Stufen hinablief zu den Umrissen eines Autos. Der Gelehrte schloß die Augen, damit er durch die Explosion der Photonen nicht geblendet würde . . . Aber kein Aufblitzen folgte. Nur spärlich blinkten die gleichgültigen Sterne. Es schien, als ob die ersten Regentropfen fielen.
    Die Tür

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