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Der zerbrochene Himmel

Der zerbrochene Himmel

Titel: Der zerbrochene Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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wie das Radio funktioniert, und gegangen war, tauchte Mamà im Morgenmantel auf.
      »Du bist aufgestanden?« sagte Papà. »Ich bin noch müde. Jetzt gehen wir wieder rüber.«
      Er nahm eine Hand von Mamà und versuchte, sie mit sich zu ziehen. Doch Mamà befreite ihre Hand.
    »Giugiù, jetzt ist mir nicht mehr danach.«
      Und dann, mit Blick auf das Radio, rief sie: »Madonna Madunnuzza, ist das schön!«
      »Es ist das beste, das man bekommen kann«, sagte Papà stolz. »Es heißt His Master's Voice, es hat acht Birnen und zusätzlich ein Grammophon.«
    Er hob den Deckel des Möbelstücks hoch.
    »Da ist es.«
      Mamà machte einen Luftsprung und klatschte in die Hände wie ein kleines Mädchen.
    »Und kaufst du mir Schallplatten?«
      »Schon gekauft!« sagte Papà und zeigte auf das Paket, das Signor Contino mitgebracht hatte.
      »Weißt du was?« sagte Mamà und nahm Papàs Hand. »Jetzt werde ich wieder ganz furchtbar müde.«
      Michilino hörte, wie die Tür ein anderes Mal verschlossen wurde. Wieder bestieg er sein Pferd und machte sich erneut auf die Suche nach den verdammten Indianern, die sich nicht blicken ließen.

    In den folgenden drei Monaten, nämlich Juli, August und September, ereigneten sich für Marietta und Michilino ein paar Dinge, die erzählt werden sollen.
    Für Marietta ereignete sich, daß Balduzzo einen sechstägigen Heimaturlaub bekam: Das junge Mädchen sah ihn unter ihrem Fenster hergehen, kaum daß er angekommen war und also noch die Uniform trug, eingeklemmt zwischen seinem Vater und seiner Mutter, die zum Bahnhof gegangen waren, um ihn abzuholen. Sein Vater trug den Koffer, während seine Mutter ihn hin und wieder küßte und dann weinte. Santa Maria, wie schön Balduzzo war in seiner Soldatenuniform! Was für Schultern! Was für Schenkel! Marietta fühlte die Sinne schwinden. In Höhe des Fensters blickte Balduzzo nach oben, Marietta senkte den Blick. Sie sahen sich an, sie sprachen mit Blicken, sie verabredeten sich. Tags darauf, um drei Uhr nach dem Mittagessen (das bedeutete es nämlich, als Balduzzo dreimal mit den Augenlidern geschlagen hatte), ging Marietta in die Strohscheune. Balduzzo stürzte nicht ganz fünf Minuten später herein, außer Atem, denn er war gerannt. Mit einem Anflug von Enttäuschung bemerkte das junge Mädchen, daß der junge Mann sich verändert hatte, jetzt trug er normale Kleidung. Balduzzo war von Natur aus schweigsam, selten ein Wort und dann nur ein knappes. Ja, er grüßte sie nicht einmal, er blieb stehen und betrachtete sie, mit auseinandergestellten Beinen, die Fäuste in der Hüfte. Wie ein Stier sah er aus, fast stob Rauch aus seinen Nüstern. Und in diesem Augenblick wußte Marietta, daß Balduzzos Blick, einem Abbild gleich, haargenau der von Benito Mussolini war, wenn er in der Wochenschau im Kino auftrat, die vor dem Film gezeigt wurde. Dieser hypnotische Blick von Balduzzo war es, der ihr wortlos befahl, sich langsam das Bolerojäckchen auszuziehen, die Bluse, den Büstenhalter, den Rock, den Schlüpfer. Sie gehorchte umgehend, ohne Einwände, ohne Scham, verzaubert, von der Magie dieses gebieterischen Blicks erfüllt. Während sie sich auszog, tat Balduzzo das gleiche. Das Scheunentor hatte der junge Mann geschlossen, doch ließ es noch ein großes Bündel Licht im oberen Teil herein, wo ein halbes Brett fehlte. Als Marietta sich auf die Erde legte, war es, als schnitte diese Klinge aus Licht ihr den Kopf ab. Der junge Mann warf sich auf sie, und Marietta schloß die Augen.
      Sie erwartete, er würde sie streicheln und ihre Brüste küssen wie bei den anderen Malen, deshalb traf sie der plötzliche Schmerz zwischen den Schenkeln völlig unerwartet.
    »Au!« schrie sie.
    Balduzzo, der ganz in sie eingedrungen war, legte eine Hand
    auf ihren Mund. Marietta biß hinein. Darauf fing der junge Mann an sich zu bewegen. Er zog ihn heraus und stieß ihn hinein, er zog ihn heraus und stieß ihn hinein, er zog ihn heraus und stieß ihn hinein, heraus und hinein, heraus und hinein, hinein, hinein. Und kaum spürte Marietta drinnen eine eigentümlich flüssige Wärme, sagte Balduzzo: »Hab abgespritzt.«
      Und blieb verloren am Boden liegen wie eine atmende Leiche. Als er sich wieder gefangen hatte, stand er auf, wischte sich mit einem Taschentuch ab und zog sich wieder an.
      Marietta bemerkte, daß zwischen ihren Schenkeln Blut war. Sie rückte beiseite, fand ihr Bolerojäckchen, zog ein Taschentuch heraus, spuckte

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