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Der zerbrochene Himmel

Der zerbrochene Himmel

Titel: Der zerbrochene Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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hob das Bajonett und stieß es ihm ins Herz. Es glitt hinein, als wäre es eingeölt worden. Papà öffnete die Augen, sah Michilino, versuchte aufzustehen. Doch Michilino war stärker. Er zog das Bajonett aus der Brust und stieß es ihm in die Kehle. Er wartete eine Weile, doch nichts geschah, Papà bewegte sich nicht mehr. Er hatte keine Mühe, das Bajonett aus ihm herauszuziehen. Er klappte es zusammen und verschmierte dabei seine Hände, aber er empfand kein Entsetzen. Er trat zurück, betätigte das Schloß, nahm die Muskete in den Arm und zielte.
    »Bumm!« rief er, so laut er konnte.
    Papà hatte den Gnadenschuß, der ihm Leid ersparte, verdient, der Teufel nicht, je mehr er litt, bevor er starb, desto besser war es.
      Er warf die Muskete zu Boden und ging in den Eingang. Tags zuvor waren zehn Kanister mit jeweils zehn Litern Spezialbenzin geliefert worden, die Nonno Aitano haben wollte. Würde er es schaffen, einen davon hochzuheben? Er schaffte es nicht nur, sondern der Kanister schien ihm sogar federleicht. Er goß ihn auf dem Bett aus und durchtränkte die beiden Toten damit. Dann holte er einen zweiten und goß auch ihn aus und durchtränkte die Matratzen. Schließlich machte er noch einen dritten auf und bemerkte etwas Eigenartiges: Statt sich müder zu fühlen, mit verspannten Armen wegen des Gewichts, das sie aushalten mußten, fühlte er sich bei jedem Gang stärker und erholter. Da beschloß er, alle Kanister zu nehmen, die da waren. Mit Blut vermischt, wurde das Benzin rosa. Aus der Küche kam er mit Schwefelhölzern zurück. Er zündete eines an und warf es zum Bett. Es gab einen gewaltigen Knall, und das Feuer loderte augenblicklich auf. Er kehrte in seine Kammer zurück, kniete nieder, bekreuzigte sich und betete. Danach stand er auf. Vom Korridor aus sah er, daß das Schlafzimmer zu einem Backofen geworden war. Er ging weiter, bis er hineinsehen konnte. Papà war zu etwas Schwarzem geworden, das im Bett aufrecht saß, und es sah aus, als wollte er fechten. Von Marietta konnte er zwei verkohlte Holzscheite sehen, die wohl die Beine gewesen sein mußten. Er spürte die Hitze nicht, im Gegenteil, er fühlte so etwas wie Kühle, so wie an einem Sommerabend, wenn die Brise vom Meer kommt. Er ging noch zwei Schritte weiter und sah ihn. Wie in dem Traum, den er gehabt hatte, schwebte der liebe Herr Jesus über den Flammen und lächelte ihm zu.
      »Du bist mein«, sagte er und streckte ihm seine Arme entgegen.
    Michilino streckte ihm seine Arme entgegen.
    »Ich bin dein«, sagte er.
    Und schritt in die wabernde Lohe.

Anmerkung

    Die Geschichte, die der Leser soeben zu Ende gelesen hat, ist frei erfunden: Die Personen, ihre Vor- und Nachnamen, die Ereignisse, deren Darsteller sie sind, die Situationen, in denen sie sich wiederfinden, haben keinerlei Entsprechungen in der Wirklichkeit. Die eine oder andere Namensgleichheit kann auftreten, doch dann soll der Leser wissen, daß dies reiner Zufall ist. Lediglich der »historische« Kontext entspricht der Wahrheit, das heißt der Äthiopisch-Italienische Krieg.

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