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Der zerbrochene Himmel

Der zerbrochene Himmel

Titel: Der zerbrochene Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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…«
      Wieder ein Lachanfall und dann: »Ich glaube nicht, daß dein Vater mit seinem Finger in Gersuminas Nase herumgebohrt hat.«
    »Was haben sie denn dann gemacht?«
      »Du bist noch klein, ich kann dir das nicht erklären. Schlafen wir jetzt.«
    »Darf ich meinen Kopf auf deine Brust legen?«
    »Ja.«
      Nachdem er seinen Kopf zwischen die Brüste der Cousine gelegt hatte, schlief er nach nicht einmal zehn Minuten ein. Als Marietta sicher war, daß der Kleine schlief, streckte sie ganz langsam die Hand aus. Beim Hinlegen hatte Michilinos Nachthemd sich nämlich bis zur Hüfte hochgeschoben. Die Hand des jungen Mädchens fand, wonach sie suchte, und legte sich leicht darauf wie ein Schmetterling. Und so konnte auch Marietta nach einer Stunde des Seufzens endlich einschlafen. Doch der Schlaf wurde oft unterbrochen, weil das junge Mädchen, gewohnt, alleine zu schlafen, durch die Anwesenheit eines anderen Körpers zu Haltungen gezwungen wurde, die ihr nicht entsprachen. Am Ende beschloß sie, Michilinos Kopf ganz vorsichtig von ihren Brüsten zu heben, sich auf die andere Seite zu drehen und dem Kleinen den Rücken zuzukehren. Und was sollte es schon, wenn sie dadurch nicht mehr die Hand an der Stelle lassen konnte, wo sie vorher gelegen hatte. Doch sie wurde entschädigt. Zu einer bestimmten Stunde, als der frühe Tag gerade anfing zu dämmern, schob Michilino sich dicht an sie heran und klebte mit seinem Körper an ihrem. Und im Schlaf umfaßte er ihre Hüfte. Sie schob den Rücken ein kleines bißchen nach hinten, bis sie fühlte, daß das Paket des Kleinen sich an ihre Nieren preßte. Und das war die Schlafstellung, die sie die ganzen vier Nächte einnahmen, in denen Michilino im Bett der Cousine schlief.
    Am Morgen des fünften Tags fand sich Mamà im Hause Ardigò ein, um den Kleinen wieder mitzunehmen. Ihre Augen glänzten vor Zufriedenheit. Tante Ciccina schleppte ihre Schwester Ernestina ins Schlafzimmer, und sie redeten äußerst angeregt miteinander. Während Cousine Marietta Michilinos Sachen in den Koffer packte, fragte er sie, was jetzt eigentlich los sei.
      »Dein Vater und deine Mutter haben sich wieder vertragen. Und daher gehst du jetzt nach Hause zurück.«
      »Tut mir leid, daß ich nicht mehr bei dir schlafen kann«, sagte der Kleine.
      »Auch mir tut's leid«, sagte Marietta. Und dann fügte sie mit einem ganz leichten Lächeln auf den Lippen hinzu: »Aber ich glaube nicht, daß es keine Gelegenheit mehr gibt.«

    Als Papà sah, daß Michilino nach Hause gekommen war, freute er sich unbändig, umarmte ihn, küßte ihn und drückte ihn fest an sich. Dann sagte er ihm ins Ohr: »Ich hab dir ein Geschenk mitgebracht.«
    Und während Mamà in der Küche V oglio vivere così I col sole
    in fronte sang, ein Lied von Carlo Buti, das sie besonders gern mochte, holte Papà eine bunte Schachtel von der Anrichte. Michilino erkannte die Figuren, die darauf gemalt waren und die er bereits in einer Reklame von Mickymaus gesehen hatte: Es war der berühmte Revolver Smitt und Wessen, mit dem Buffalo Bill Krieg gegen die Indianer geführt hatte. Der hier, und das wußte Michilino genau, war nur eine Attrappe, ein Spielzeug, er schoß nur Knallplättchen, die tschak-tschak machten, aber Papà hatte ihm versprochen, daß er ihn, sobald er ein junger Mann sein würde, mit langen Hosen und mit Bart, mit seinem echten Revolver schießen lassen würde, der eine Beretta war und den er immer geladen in der obersten Schublade der Siebentagekommode aufbewahrte.
      Nach dem Essen brachte Mamà eine Cassata siciliana zu Tisch, die Papà gekauft hatte, und eine Flasche Marsala.
    »Was für ein Fest ist denn heute?« fragte Michilino, der für Süßspeisen wie Cassata und Cannoli sein Leben hingegeben hätte.
      »Ein Fest, das nur uns angeht. Stimmt's nicht, Giugiù?« antwortete Mamà und schaute Papà dabei an, der ihre Hand nahm und sie fest drückte.
      »Ich will noch ein Stück Cassata«, sagte Michilino, der seine Portion bereits verschlungen hatte und von der guten Stimmung profitieren wollte, die im Haus herrschte.
    »Nein«, sagte Mamà. »Hinterher hast du Bauchweh.«
      Michelino hatte den Revolver auf seine Knie gelegt, packte ihn, hob ihn hoch, zielte mitten zwischen Mamàs Augen und feuerte zwei Schüsse, tschack-tschack. Mamà blickte finster.
    »Michilì, das finde ich überhaupt nicht gut.«
    Papà fing an zu lachen.
      »Aber was denn, Ernestì! Du ärgerst dich, nur weil der

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