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Der Zorn des Highlanders

Der Zorn des Highlanders

Titel: Der Zorn des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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trug weiche hirschlederne Stiefel und eine braune Wollhose über langen, wohlgeformten Beinen. Sein weißes Leinenhemd war aufgeschnürt und enthüllte einen straffen, muskulösen Bauch und eine breite, glatte Brust. Seine Haut war so dunkel wie die vieler Franzosen, die hier in Diensten standen. Selbst sie würde neben diesem Mann vornehm blass erscheinen. Auf seinem dunklen, schmalen Gesicht spiegelte sich kein Interesse, keine Spur einer Gefühlsregung. Trotzdem war es ein fast schönes Gesicht. Dichte rabenschwarze Haare fielen in weichen Locken über die breiten Schultern. Er besaß ein festes Kinn, ausgeprägte Wangenknochen, eine gerade Nase und einen Mund, der selbst auf sie verführerisch wirkte, obwohl er zu einer strengen Linie zusammengepresst war. Doch besonders seine Augen fesselten ihre Aufmerksamkeit. Unter dunklen, leicht gebogenen Brauen, eingefasst von auffallend langen Wimpern, lagen die dunkelsten Augen, die sie je gesehen hatte. Schwarz wie Kohle und beinahe ebenso hart. Sie konnte in ihnen weder Erbarmen noch Hilfsbereitschaft lesen. Endlich zeigte sie ihm deutlich ihre Wut und beobachtete, wie sich seine Augenbrauen daraufhin ein wenig hoben.
    »Ich habe gehört, dass Ihr uns mit Euren Männern bald verlassen wollt, Sir Cameron«, sagte Sir Bearnard.
    »In zwei Tagen«, antwortete der Angesprochene.
    »Ich fürchte, ich kann das Geld, das ich Euch schulde, bis dahin nicht aufbringen.«
    »Dann hättet Ihr die Wette nicht eingehen dürfen.«
    Sir Bearnard wurde dunkelrot. »Ja, das war unüberlegt. Aber Ihr könnt etwas für die Frau bekommen. Benützt sie, verlangt Lösegeld für sie oder verkauft sie.«
    »Ihr habt sie bei dem Angriff auf die Lucette gefangen genommen?«
    » Oui , unmittelbar vor den Toren.«
    »Dann könnte sie ein Bauernmädchen sein und kein Lösegeld wert.«
    » Non , Sir Cameron, schaut Euch ihr Gewand an. Ein Bauernmädchen würde niemals solche Kleider tragen.«
    Als sich Sir Cameron bückte, um ihr Gewand näher zu betrachten, gab Avery der Wut nach, die sich in ihr aufgestaut hatte. Sie trat nach ihm, zielte direkt unter sein markantes Kinn. Aber er war schnell – beängstigend schnell. Er fing ihr Bein ab und schlang seine langen Finger fest um ihre Wade. Ihre Röcke rutschten nach oben und gaben ihre Beine frei. Zu ihrer Bestürzung hielt er sie einen Augenblick so fest. Ihr blieb vor Wut die Luft weg, als er plötzlich ihre Röcke hob und einen Blick darunterwarf, wobei sich sein schön geschnittener Mund zu einem flüchtigen Lächeln verzog.
    »Eine Hose«, murmelte er.
    Sir Bearnard erhaschte einen Blick, bevor Sir Cameron die Röcke wieder fallen ließ. »Ungewöhnliche Aufmachung für eine Frau.«
    »Ihr habt also nicht von dem Geschenk gekostet, das Ihr mir machen wollt«, stellte Sir Cameron fest.
    » Non, das schwöre ich. Ich habe sie nur mitgenommen, um meine Schulden bei Euch abzuzahlen.«
    Sir Cameron hockte noch immer neben ihr, umfasste noch immer ihr Bein. Er strich mit seiner linken Hand darüber, während er es mit der rechten unverwandt festhielt. Avery kochte vor Wut, und ihre Hilflosigkeit verstärkte den Zorn. Dieser Mann behandelte sie wie ein Pferd, das er kaufen wollte. Was sie aber in Anspannung und Angst versetzte, war nicht verletzte Scham, sondern die Furcht vor einer Entdeckung. Einen Augenblick später glitten seine Finger hoch genug, um das Futteral des Dolches zu ertasten, der an ihrem Oberschenkel befestigt war. Sie fluchte. Als er sie ansah, blitzte in seinen dunklen Augen kurz etwas wie Heiterkeit auf. Sie funkelte ihn wütend an.
    »Ich glaube Euch, Sir Bearnard«, antwortete Sir Cameron gedehnt, während er ihren Dolch aus dem Futteral zog, ihr Bein freigab und aufstand.
    »Merde.« Sir Bearnard schüttelte den Kopf. »Ich habe nie daran gedacht, sie auf Waffen zu untersuchen. Immerhin ist sie nur eine Frau.«
    Avery trat nach Sir Bearnard, doch dieser entfernte sich schnell aus ihrer Reichweite, und sie zog ihre Röcke wieder glatt. Während Sir Cameron stirnrunzelnd ihre Waffe musterte, trat ein Jüngling zu ihm. Sie schätzte ihn auf ihr Alter, achtzehn Jahre, oder jünger. Seine Haare waren so rot wie Sir Camerons dunkel, er war groß gewachsen und fast zu dünn.
    »Cameron, das ist ein …«, begann der Junge auf Englisch und blickte mit weit aufgerissenen Augen zunächst auf den Dolch, dann auf Avery.
    »Ich weiß, Donald«, entgegnete Sir Cameron in derselben Sprache und schnitt dem Jungen das Wort ab.
    Donald starrte

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