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Der zweite Kuss des Judas.

Der zweite Kuss des Judas.

Titel: Der zweite Kuss des Judas. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Empfangsbestätigung ausgestellt und mit dem Versprechen, alles gleich nach den Feiertagen zu regeln, das Geld im Geldschrank deponiert haben.

    Als es sich herumsprach, dass Patò verschwunden war, erkundigte Pirrello sich nach dem Verbleib seines Geldes und erfuhr, dass Inspekteur Cannarella die Summe nicht im Geldschrank gefunden hatte und dass sie niemals verbucht worden war.
      So glaubte er, ganz zu Recht, dass Patò ihn übertölpelt und sich mit seinem Geld davongemacht hat. Aber da dieses Geld nur zum geringsten Teil sein eigenes war, denn fast alles gehörte der »Familie«, deren Mitglied er war, verdächtigten ihn seine Leute, er habe sich gemeinsam mit Patò des Geldes bemächtigt und diesen anschließend ausgeschaltet und verschwinden lassen. Und weil Pirrello keine andere Erklärung geben konnte, als dass Patò ihn gefoppt hat, wurde er grausam ermordet.
       Das ist unser Abschlussbericht. Und damit halten wir die Ermittlungen für abgeschlossen.
       Der Polizeikommissar Der Maresciallo der Kgl Carabinieri
       (Ernesto Bellavia) (Paolo Giummàro)

    4

    Drittes und letztes Resultat

    La Gazzetta dell'Isola

    Herausgeber: Gesualdo Barreca
    Palermo, 25. April 1890
    SO EIN ZUFALL

      Verzaubert durften wir gestern eine vollkommene Aufführung der Oper »Norma« unseres unsterblichen Landsmanns Vincenzo Bellini erleben. In dem prächtigen Theater, das schöne Damen in reichem Schmuck zierten, trugen Musik und Gesang uns hinaus aus unserer irdischen Welt, fort von Kümmernissen und Ränken, als beim Einsatz einer der berühmtesten Stellen, an der es heißt: »Dormono entrambi«, beide schlafen, unsere Gedanken plötzlich unsanft auf der Erde landeten. Und uns aufweckten. Ja, denn unser Geist flog unverzüglich zu zwei anderen Schlafenden.
      Wir meinen den Commissario und den Maresciallo der Königlichen Carabinieri aus Vigàta, die erst tagelang um den heißen Brei herumlaufen, schließlich den richtigen Weg zu einer gewissen Bank einschlagen und jetzt beide schlafen. In der Tat ist über die Ermittlungen im Fall des verschwundenen Filialdirektors Antonio Patò nichts mehr zu erfahren. Auch der Questore von Montelusa und der Capitano Comandante der Carabinieri schlafen alle beide. Süße Träume, meine Herren.

    KÖNIGLICHE PRÄFEKTUR MONTELUSA
    DER PRÄFEKT
    An den
    Signor Questore Montelusa An den
    Capitano Comandante der Kgl. Carabinieri Montelusa
s treng vertraulich!
Montelusa, den 25. April 1890

      Signor Questore, Signor Capitano, ich weiß die ausgesuchte Liebenswürdigkeit zu schätzen, mit der Sie beide mir in vertraulicher Form den Doppelbericht zukommen ließen, den Ihnen Ihre Subalternen und Untergebenen in Vigàta über den verschwundenen Filialdirektor Patò geschickt haben, den vorbildlichen Bürger und geliebten Neffen von Senator Artidoro Pecoraro, des derzeitigen Unterstaatssekretärs im Ministerium des Innern sowie hervorragenden Sohnes Montelusas. Nun, ich sage Ihnen rundheraus, dass ich den zweiten Bericht noch schlimmer finde als den ersten. Der erste bietet keinerlei Erklärung über die Beweggründe, die Patò zu einer derart überspannten Flucht getrieben haben sollen.

      Im zweiten werden nur haltlose Infamien gegen einen Ehrenmann wie Filialdirektor Patò geschleudert, und zwar ohne das geringste Angebot von Indizien, die vor Gericht auch nur einen kümmerlichen Wert hätten. Man beschuldigt ihn sogar, von der Mafia auf verbrecherische Weise verdientes Geld gestohlen zu haben! Das ist doch wahrhaftig der Gipfel!
      Ich an Ihrer Stelle würde mich gegenüber unserem Senator eher den Ausführungen der beiden Sirs anschließen, die dem Bürgermeister von Vigàta geschrieben haben, als auch nur eine einzige Zeile aus einem der beiden Berichte zu unterstützen.

    Wenn einer von Ihnen beiden mit den Ergebnissen dieser so genannten Ermittlungen einverstanden ist, so möge er es offen sagen und die Verantwortung dafür übernehmen. Ich weise darauf hin, dass S. Exz., Senator Pecoraro, am Sonntag, 27. April, in der Stadt weilen und sich nachmittags zu einem Empfang zu Seinen Ehren in der Präfektur einfinden wird.
      Bei dieser Gelegenheit wird Er sich gewiss über den Stand der Ermittlungen orientieren wollen. Mit den besten Wünschen,
    Der Präfekt von Montelusa (Francesco Tirirò)

    PROVINZIALKOMMANDO
    DER KÖNIGLICHEN CARABINIERI MONTELUSA
    Eilt!! d urch Kurier
An
Maresciallo Paolo Giummàro

      Ich erinnere Sie an den strikten Befehl, über die uns

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