Der zweite Kuss des Judas.
zu einem Brief gehörig, den er Antonio Patò geschickt hatte. Unter Tränen sprach Seine Exzellenz: »Das ist ein Tag schrecklicher Pein für mich! Und es sollte doch ein Tag freudigen Festes sein! Was sind wir mit all unserem Pomp? Nichts sind wir! Und doch wird dieses tragische Ereignis helfen, die niederträchtigen Stimmen verstummen zu lassen, die meine Familie mit Schmutz besudelt haben!«
Der Signor Questore und der Signor Capitano der Kgl. Carabinieri lobten öffentlich Commissario Bellavia und den Maresciallo der Carabinieri Paolo Giummàro aus Vigàta, die in dem Fall geschickt und hartnäckig ermittelt haben. Jedermann ist der Ansicht, dass Signora Patòs Liebe zu ihrem Gatten sie von Anfang an zu einer Erklärung geführt hat, die sich letzten Endes als richtig erwies: Während der Aufführung des Passionsspiels hatte der arme Antonio Patò sich beim Sturz in die Unterbühne den Kopf angeschlagen und das Gedächtnis verloren; lange Zeit war er erschöpft und hungrig umhergeirrt und hatte schließlich den Tod gefunden.
Seiner Exzellenz, Senator Pecoraro, der Familie, den Verwandten und Freunden spricht unsere Zeitung ihr aufrichtiges Beileid aus.
ANMERKUNG
Zu diesem Buch haben mich die wenigen Zeilen von Leonardo Sciascia angeregt, die ich »in limine« zitiere. Über dasselbe Thema habe ich schon einmal eine kurze Erzählung geschrieben, die im »L'Almanacco dell'Altana 2000« und später gekürzt in »La Stampa« erschienen ist. Doch die Geschichte ließ mir keine Ruhe, und so habe ich sie mir noch mal vorgenommen, sie abgeändert und erweitert, bis dieses »Dossier« dabei herausgekommen ist. Ich gestehe, dass ich alles erfunden habe. Möglicherweise gibt es die eine oder andere Übereinstimmung von Namen, aber ich wiederhole, dass es sich dabei um verflixte Zufälle handelt. Übrigens kommt irgendwo in dem Buch auch jemand vor, der Andrea Camilleri heißt. Ein klarer Fall von Namensgleichheit, schließlich spielt die Geschichte anno 1890.
A.C.
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