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Der zweite Kuss des Judas.

Der zweite Kuss des Judas.

Titel: Der zweite Kuss des Judas. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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noch die der Bahn gewesen seien, habe er diesbezüglich keine Fragen gestellt. Nach unserem Dafürhalten könnte diese Erklärung über den Verlauf der Angelegenheit ausreichend sein.
    Der Polizeikommissar Der Maresciallo der Kgl. Carabinieri (Ernesto Bellavia) (Paolo Giummàro)

    L'Araldo di Montelusa
    Redakteur: Pasquale Mangiaforte

    Dienstag, 22. April 1890
    GRAUENVOLLER MORD IN GIARDINA
      Gestern früh morgens wollte der Bauer Michele Corvaia Signor Calogero Pirrello in dessen Landhaus in Giardina aufsuchen. Die Tür stand offen. Als er eintrat, bot sich ihm ein schrecklicher Anblick: Pirrello lag erschossen mitten im Zimmer, der Revolverschuss hatte seinen halben Kopf weggerissen. Fürchterliches Detail: Beide Hände waren am Handgelenk abgehackt und lagen auf der Brust der Leiche. Calogero Pirrello galt als gefährlicher Mafiachef. Mehrmals wegen verschiedener Verbrechen, von Freiheitsberaubung bis Mord, vor Gericht gestellt, war er stets wegen Mangels an Beweisen freigesprochen worden.
      Dem Maresciallo der Carabinieri Vincenzo Schilirò zufolge, der mit den Ermittlungen betraut ist, wurde Pirrello ermordet, weil er seine eigene »Familie« hintergangen haben soll. Wahrend das Abschlagen nur einer Hand darauf hinweist, dass ein Ermordeter gestohlen hat, wo er nicht hätte stehlen dürfen, bedeutet das Abschlagen beider Hände, dass Pirrello seine eigenen Mitbrüder bestohlen hat. Nach Meinung von Doktor Francesco Simeone wurden Pirrello die Hände abgehackt, als er noch am Leben war.

    KÖNIGLICHES POLIZEIPRÄSIDIUM MONTELUSA

    DER POLIZEIPRÄSIDENT
    An den
Commissario Vigàta
An den
    Maresciallo der Kgl. Carabinieri Vigàta Montelusa, den 22. April 1890

    Der Capitano der Kgl. Carabinieri und ich sind der Meinung, dass Ihr Bericht, den Sie als Abschlussbericht bezeichnen, lückenhaft und fehlerhaft ist und sogar Fakten verschweigt.
      Ihre Vorgehensweise im Verlauf dieser gewisslich nicht einfachen Ermittlungen ist ein Zeichen dafür, wie vollkommen unfähig Sie beide sind, Ihre Pflichten umfassend zu begreifen.
      Doch werden wir in Kürze Gelegenheit haben, uns über all dies zu unterhalten.
      Einstweilen befehlen wir Ihnen, uns einen richtigen Abschlussbericht zu liefern; wir fürchten uns nicht davor, unangenehmen Wahrheiten ins Auge zu blicken.
    Denn wir sind Diener der Wahrheit.
    Der Polizeipräsident von Montelusa (Liborio Bonafede)
       Der Capitano Comandante der Kgl. Carabinieri (Arturo Carlo Bosisio)

    KÖNIGLICHES POLIZEIKOMMISSARIAT VIGÀTA
    An den
    Signor Questore Montelusa
    An den
    Capitano der Kgl. Carabinieri Montelusa
    Vigàta, den 23. April 1890
    Tgb.-Nr. 227
       Betreff: Abschlussbericht über den Fall des verschwundenen Patò

    Gemäß Ihrem ausdrücklichen Befehl übersenden wir Ihnen den Schlussteil des Berichtes, den wir dem Bericht vom 21. April d. J. hinzuzufügen verabsäumt hatten. Wie der vorausgegangene ist auch dieser Bericht in Paragraphen eingeteilt.
    § 1) Gesundheitszustand von Filialdirektor Patò.

      Am 28. März d. J. suchten wir Doktor Giosuè Picarella in seiner Praxis auf und erkundigten uns nach Patòs Gesundheitszustand. Er antwortete wie folgt:

      Sein Patient erfreue sich bester Gesundheit und brauche daher keine medikamentöse Behandlung. Als Signora Elisabetta Mangiafico verh. Patò von diesem unserem Besuch erfuhr, wollte sie uns sprechen, um uns Folgendes mitzuteilen.
      Seit dem vorigen Monat habe sich ihr Mann in einem Zustand ausgeprägter Unruhe mit daraus resultierenden Schlafstörungen befunden, und zwar seit man in Palermo die Gattin des Provinzialdirektors der Banca di Trinacria, Signora Rachele Infantino verh. Cardillo, vermisse. Patò war mit der Familie Cardillo eng befreundet, jeden Samstag aß er bei ihnen in Montelusa zu Abend und erledigte gemeinsam mit Bankdirektor Cardillo, der sein Vorgesetzter war, die wöchentliche Buchprüfung. Die Einnahme einer speziellen Arznei im Lauf des vergangenen Monats, die ihm Schlaf verschaffen sollte, hat Patò gegenüber seinem Hausarzt, Doktor Picarella, nicht erwähnt. Doch von Apotheker Lopane erfuhren wir Folgendes: Seit über 2 (zwei) Jahren besorgte sich Patò den Schlaftrunk regelmäßig.

      Aber das hatte er dem Hausarzt wie seiner Frau wohlweislich verschwiegen, Letzterer gegenüber gab er die Einnahme seit knapp einem Monat zu, eben seit Signora Infantino verh. Cardillo nicht mehr da war. (Diesbezügl. siehe Bericht Tgb.-Nr. 218 vom 1. April 1890.)

    § 2) Unterschied

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