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Der Zweite Tod

Titel: Der Zweite Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
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saß an dem Tisch, wo Linda vor einigen Tagen nackt auf dem Schoß seines Vaters gesessen hatte. Er aß Cornflakes und nahm keine Notiz von ihr.
    »Ich bin Jone«, sagte die Frau. Obwohl sie es engl isch aussprach, hielt Linda sie sogleich für eine Schwedin. »Eigentl ich Johanna. Das ist Robin.«
    Jone servierte Linda eine Tasse Tee und setzte sich zu ihr an den Tisch. Sie grinste. »Ich habe gehört, dass du so gut bist. Bist du gekommen, um das Bild abzuholen?«
    Linda sah sie verwirrt an. Worin war sie gut? »Wo ist denn John?«, fragte sie vorsichtig.
    »Der ist seit einigen Tagen in New York.«
    »Ah«, seufzte Linda. Sie spürte, dass ihre Augen weit aufgerissen waren, aber sie konnte nichts dagegen tun.
    »Er will dort das Bild zu Ende malen. Eigentlich wollten wir zusammen sein, aber ich habe in den nächsten Wochen hier so viel zu tun.«
    Linda hatte nichts zu sagen und schwieg.
    »Deine Skizzen sind wirklich toll, Linda. Dass du in deinem Aller schon so gut zeichnest, das ist wirklich außergewöhnlich.«
    Linda hätte gerne gewusst, welche Skizzen Jone gesehen hatte. Und was sie wusste. Sie saß nur schweigend da und erlebte die schlimmste halbe Stunde ihres Lebens. Es war noch viel schlimmer als der Physiktest.
    Später stand sie mit einem riesigen Paket unter dem Arm im fünften Stock im Treppenhaus und stützte sich mit der freien Hand am Gel änder ab. Sie hatte keine Ahnung, was sie unter dem Arm trug, aber nach Maris Aktzeichnungen hatte sie natürlich nicht schauen können. Wie dämlich, sich Jone zu nennen, wenn der Mann John heißt. Sie stieg die restl ichen Treppen hinab. Überall war es still im Haus, auch die Blonde stand diesmal nicht vor ihrer Wohnung.
    Eine Straße weiter gab es eine kleine Grünanl age mit Bänken. Dort wischte sie halbherzig den Schnee von der Sitzfläche und ließ sich darauf fallen. Das Bild stellte sie auf ihre Knie. Es war fest verpackt und verknotet. Nachdem sie lange dagesessen hatte, war es genug. Ihr war kalt. Was würde Papa dazu sagen, dass sie mit ei nem ver hei rate ten Mann zu sam men ge wesen war, der einen kleinen Sohn hatte?
    Erst wollte sie das Paket aufreißen, viell eicht war auch ein Brief darin. Aber ihre Finger waren von der Kälte schon so taub, dass sie die Knoten nicht mal richtig anfassen konnte. Sie musste ins Warme! Und dann fiel ihr die Bar ein und auch die Bilder. Die hatte sie völlig vergessen. Sie stand abrupt auf und ging los. Es war ja nicht weit. Alle fünfzehn Meter wechselte sie den Arm zum Tragen. Das Paket war schwer, und die Kälte schmerzte in ihren Händen.
    Dann betrat sie die Bar. Sie hatten gerade erst geöffnet. Alle Lampen brannten, und es lief ein kubanisches Lied. Hinter der Bar stand Siri, eine der Bedienungen.
    »Hej!«, rief Siri und winkte mit ihrem Wischtuch. In der anderen Hand hielt sie ein feuchtes Glas.
    Linda blieb wie ange wur zelt ste hen. Die Wände wa ren kahl.
    »Wo sind denn meine Bilder?«
    »Keine Ahnung. Aber ich kann Maja anrufen, wenn du willst.«
    Linda nickte und ließ sich an einem der Tische nieder. Siri sprach kurz mit Maja und winkte sie dann herbei.
    »Ich hab dir doch am Wochenende auf die Mailbox gesprochen, Schätzchen. Ich brauche neue Bilder, schau dir mal die Wände an.«
    Linda atmete laut.
    »Was ist los?«, fragte Maja.
    »Mir war nicht klar, dass sie verkauft werden. Wo ist denn
Vivian?«
»Das ist auch verkauft.«
    Vivian
war verkauft. Nein, dachte sie. Es stand doch vorn und hinten drauf, dass das Bild unverkäuflich ist. »Aber das wollte ich nicht. Das habe ich dir doch gesagt. Ich wollte es Vivian zu Weihnachten schen ken.«
    »Das tut mir leid. Ich habe es nicht selbst verkauft. Es war Rikard.«
    »Aber der wusste das doch auch.«
    »Er sagt, du würdest begeistert sein, wie viel er dafür bekommen hat. Weißt du was? Nimm das nicht tragisch. Du hast alle Bilder in der ersten Woche verkauft, das ist doch Spitze. Andere hängen Monate hier, und keiner fragt danach. Freust du dich nicht?«
    »Doch«, antwortete Linda. Natürlich freute sie sich.
    Sie hatte der Ausltellung so lange entgegengefiebert. Und dann zog sie spurl os an ihr vorüber.
Vivian
war weg. In solchen Situationen dachte sie immer an Barbro, überlegte, was sie tun würde. Es fiel ihr ein und brachte sie zum Lachen.
»Vivian
weg?«, würde Barbro sagen. »Dann reißt mir doch gleich das Herz raus.«
    »Wenn dir Vivian so wichtig ist, dann malst du es neu. Verkaufte Bilder sind gute Bilder, Schätzchen. Und bring

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