Der Zweite Tod
verblieb man.
Das Haus, in dem Sundman wohnte, war ein Riesenwürfel und sah aus, als wäre ein außerirdischer Monolith in ein bewaldetes Gebiet gefal len. Der Glo ben war beleuchtet, und von hier war die nahe Halbkugel der Arena so riesig, dass sie den Blick nach Westen ganz verschluckte. Für die Anwohner ging die Sonne schon zwei Stunden früher unter als im Rest der Stadt.
Sie beratschlagten sich. Sofi kannte inzwischen Sundmans nor male Tele fon num mer, aber noch so ein son der ba rer An ruf wie vorhin war einfach zu verdächtig. Von außen bot sich keine Mög lich keit, die Wohnung ei nem der Fens ter zu zuord nen. Es war zwei Uhr, und kein Mensch mehr auf der Straße.
Sofi rief bei der Telefongesellschaft an und ließ das Mobiltelefon von Sundman orten. Das dauerte zehn Minuten.
»Fohlin läuft doch auch irgendwo hier hes um«, überiegte Bar bro, während sie war teten. Mitt ler weile war das Innere des Wagens fast auf die Außentemperatur abgekühlt. »Wenn das so nahe an der SHF liegt, dann kennen die beiden sich doch in der Gegend gut aus. Vielleicht haben sie hier im Wald einen Treffpunkt? Lass uns doch mal die Gegend erkunden.«
Das war typisch für Barbro. Sie war eben bei der Zielfahndung im zweiten Stock groß geworden. Bis vor einigen Tagen hätte Sofi sofort Lust darauf gehabt.
Der Rückruf von der Telefongesellschaft brachte die Bestätigung. Sund man streu ner te hier irgendwo he rum. Und gerade hatte er sogar telefoniert. Soft notierte Nummer und Namen des Ge sprächs part ners.
»0734-476502. Sundman spricht mit einer Malin Ählgren«, sagte Sofi.
»Hui!«, stieß Barbro hervor, begleitet von einer Wolke weißer Luft. »Das ist Fohlins Anwältin. Die sitzt doch auch in der
Ein-samen Emma.«
»Das kann nicht sein. Ihr Telefon befindet sich hier in Södra Hammarbyhamn.«
Sofi rief noch einmal bei Henning an. Malin saß immer noch an ihrem Tisch. Nur Fohlin war nicht mehr dort.
»Ich weiß aber nicht, ob sie in der letzten Zeit telefoniert hat«, be endete Hen ning sei nen Kurzbericht.
»Ihr müsst herkommen!«, rief Sofi aufgeregt ins Telefon. »Hier spielt die Musik. Malin kann ihr Telefon nicht mehr haben, es muss auch hier in der Nähe sein. Wahrscheinlich hat Fohlin es bei sich und damit mit einem Jon Ola Sundman telefoniert. Der Typ wohnt hier im Petrejusvägen 12. Beide sind hier in der Gegend unter wegs.«
Barbro wollte schon die Tür aufreißen, als Sofis Telefon abermals klingelte. Sie hob ab und lauschte still. Es war die Telefongesellschaft.
»Kajsas Telelon befand sich in der Mordnacht um ein Uhr zwölf in der Västmannagatan«, sagte sie dann fassungslos. »Kurz davor musste sie jedoch noch in Uppsala gewesen sein.« »Mein Gott«, sagte Barbro und drückte feurig die Tür auf.
63
Während Lasse im Archivraum nach Fingerabdrücken suchte, stürzte sich Ragnars Gruppe auf die Ordner mit den Frachtunterlagen. Doch sie fanden nichts, das den Papieren glich, die der junge Koll ege aus Ragnars Gruppe entdeckt hatte. Nach zehn Minuten konnte Lasse sagen, dass Fohlins Fingerabdrücke auf dem Ordner waren. Dann machte er sich an die Nachbarordner. Nach einer eiligen Prüfung mit Speziallicht glaubte Lasse, dass Fohlin nur die beiden umstehenden Ordner berührt hatte.
Kjell rieb sich die Hände. In seinem Kopf nahm eine Idee Gestalt an. Fohlin würde sicherlich nicht selbst im Archiv arbeiten oder Unterlagen ablegen. Die Aktion am Tag war ganz auf die Computer ausgerichtet gewesen. Fohlin hatte in den Mi nuten, als die Poli zei an rückte, nur den Inter net eintrag vor genom men. Und dann hatte er noch etwas anderes erledigt. Er war ins Archiv gestürmt und hatte den Stapel dort abgel egt, wo er nicht auffallen würde, weil er Hunderten von anderen Frachtpapieren glich. Nur wenn man alles sorgsam durchblätterte, würde dieser Stapel auffallen. Das war eine gute Taktik gewesen. Fohlin hatte nach dem gestrigen Besuch nicht erwartet, dass die Polizei heute alles durchsuchen würde. Warum hatte er nicht den Ak tenver nichter benutzt? Er war also auf die Do ku mente noch angewiesen.
Kjell suchte Ragnar. »Schau dir das hier mal an. Wir wissen, dass dieses Do ku ment von Pe ters son ver fasst wurde. Da geht es um einen ägyptischen Sarg. Es war an diesen Frachtbrief geheftet.«
Ragnar ließ sich auf den Tritthocker nieder und setzte sich seine Lesebrille auf die Nasenspitze, studierte das Papier und murmelte leise mit. »Wenn das zusammengeheftet ist und tatsäch lich zusam men
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