Der zweite Weltkrieg
Deutsche die schrecklichste Phase des Weltkriegs dar. Jenes Ende dokumentiert aber zugleich, insbesondere angesichts des sinnlosen, selbstzerstörerischen Kampfes auf dem Reichsgebiet, eine kaum zu überbietende Verantwortungslosigkeit der obersten militärischen Führung und ihrer Gerichtsbarkeit – befangen in perverser Loyalität gegenüber einem verbrecherischen Staatschef.
Der dramatische Rest kann nüchtern resümiert werden: Am 12. April verstarb gänzlich überraschend Präsident Roosevelt. Ihm folgte Harry S. Truman nach, der eine distanziertere Einstellung zu Stalin besaß. Hitler reagierte am 15. April mit einem exaltierten Aufruf an die „Soldaten der deutschen Ostfront“, in dem es hieß: „Im Augenblick, in dem das Schicksal den größten Kriegsverbrecher aller Zeiten dieser Erde weggenommen hat, wird sich die Wende dieses Krieges entscheiden.“ Und weiter: „Berlin bleibt deutsch, Wien wird wiederdeutsch und Europa wird niemals russisch.“ Angehörige der engsten Umgebung des „Führers“ wollten nicht ausschließen, dass er das ernsthaft annahm. Die Wirklichkeit sah anders aus. Einheiten der
US Army
und der Roten Armee reichten sich am 25. April bei Torgau an der Elbe die Hände, am selben Tag schlossen sowjetische Truppen Berlin ein, das am 2. Mai kapitulierte. Bereits am 30. April verübte Hitler, der kurz zuvor Großadmiral Dönitz zu seinem Nachfolger als Staatsoberhaupt bestimmt hatte, im Bunker unter der Reichskanzlei Selbstmord. Die bedingungslose
militärische
Gesamtkapitulation unterzeichneten Generaloberst Jodl „im Auftrage“ des Oberkommandos der Wehrmacht am 7. Mai in Eisenhowers Hauptquartier in Reims sowie Generalfeldmarschall Keitel und andere Offiziere am 9. Mai im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst.
Die Mitglieder der Regierung Dönitz sahen sich am 23. Mai in die Kriegsgefangenschaft überführt. Am 5. Juni übernahmen die vier „Militärgouverneure“ mit der „Berliner Deklaration“ die oberste Gewalt in Deutschland und in ihrer jeweiligen Besatzungszone. Damit trat das am 14. November 1944 unterzeichnete „Kontrollabkommen“ in Kraft. Es regelte die Kompetenzen und Aufgaben des „Alliierten Kontrollrats“ (Oberbefehlshaber) als höchster Behörde der Hauptsiegermächte in Deutschland als Ganzem. Zu letzteren gehörte seit der Konferenz von Jalta (4. bis 11.2.45) auch Frankreich.
Beim Treffen auf der Krim, Deckname „Argonaut“, mit dem die Kriegspolitik der
Grand Alliance
ihren Höhepunkt erreichte, bestätigte Stalin gegenüber Churchill und Roosevelt, dass er drei Monate nach dem Kriegsende in Europa Japan den Krieg erklären werde. Ein Chiang Kaishek nicht bekanntes Geheimdokument sicherte der Sowjetunion dafür ostasiatische Gebiete zu. Im Mittelpunkt der Gespräche standen Nachkriegsfragen. Sie betrafen die Vereinten Nationen (Gründungskonferenz 25.4. bis 26.6.45 in San Francisco), die Reparationen, die Vernichtung von „Nazismus und Militarismus“, die Zukunft der Rüstungsindustrien, die Kriegsverbrecherprozesse sowie die politische Gestaltung Südost- undOstmitteleuropas. Im Hinblick auf Polen legten die Alliierten eine Ostgrenze fest, die, um das von Moskau beanspruchte Territorium zu kompensieren, eine Westverschiebung des Landes implizierte. Das heißt, die Einigung ging zu Lasten des Deutschen Reichs. Deutliche Meinungsunterschiede gab es hinsichtlich der von Moskau massiv beeinflussten innerpolnischen Entwicklung.
Ansonsten deutete sich im Verlaufe der Tagung an, dass es zu einer bipolaren, konfliktären Weltordnung kommen könnte. Nichtsdestoweniger überwog vorerst bei allen Beteiligten Zufriedenheit mit den in Jalta erarbeiteten Ergebnissen. Roosevelts Appeasement, so Harry Hopkins, der Sonderbeauftragte des Präsidenten, schien sich auszuzahlen.
Entsprechend hoffnungsvoll begann die Konferenz in Potsdam (17.7. bis 2.8.45), Deckname „Terminal“, zwischen Truman, Stalin und Churchill, der nach dem Wahlsieg der
Labour Party
am 26. Juli zurücktrat. Zwei Tage später folgte ihm Clement R. Attlee nach, bisher unter anderem stellvertretender Ministerpräsident und Mitglied des Kriegskabinetts. Die wichtigsten Besprechungspunkte betrafen die deutsche Frage und die Fortsetzung des Kriegs gegen Japan. Auf Deutschland bezogen diskutierten die Sieger über Besatzungszonen, die Erhaltung der ökonomischen Einheit, Reparationen, Wirtschaftskontrolle, Demontagen, Gebietsabtretungen, Umsiedlungen aus Polen, Ungarn
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