Der zweite Weltkrieg
Soldaten waren gefallen, vermisst oder gefangen. Und in der Ostfront klaffte eine riesige Bresche, durch die Stalins Divisionen nach Ostpreußen sowie zum Weichselbogen bei Warschau vorstießen.
Als Folge des Vormarschs der 1. Weißrussischen Heeresgruppe erhob sich die nationalpolnische Heimatarmee in der Hauptstadt (1.8.44). Der Aufstand richtete sich direkt gegen das Besatzungsregime. Politisch sollte er, als nationaler Beitrag zum Sieg über Hitler, den Anspruch auf ein souveränes Polen untermauern. Weder die Amerikaner noch die Briten und am wenigsten die Sowjets, denen die Nationalpolen nicht ins Hegemonialkonzept passten, nutzten rechtzeitig alle Möglichkeiten, um der verzweifelt kämpfenden Heimatarmee zu helfen. Am 2. Oktober musste sie kapitulieren. Die Zahl der gefallenen, getöteten und ermordeten Polen belief sich auf über 250.000.
Kein erfreulicher Sommer für den „Führer“. Nach dem Desaster in der Normandie und bei der Heeresgruppe Mitte überlebte er am 20. Juli nur knapp ein Attentat, für das Offiziere um Oberst i. G. Claus Graf Schenk v. Stauffenberg verantwortlich zeichneten. Den Verschwörern (zu ihnen gehörten neben Offizieren unter anderen Beamte, Politiker, Gewerkschaftsführer und Geistliche), ging es primär nicht mehr um Einflussnahme auf die alliierten Deutschlandpläne, dafür kam jener letzte Attentatsversuch, dem 200 Hinrichtungen folgten, zu spät. Es lässt sich auch nicht sagen, was der Tod Hitlers bewirkt hätte: Einstellung der Kampfhandlungen, Chaos, Bürgerkrieg, eine zweite Dolchstoßlegende? Geschichtswirksam wurde allein die Tatsache, dass diese Männer für ein besseresDeutschland handelten und starben. Allerdings erscheint es unangemessen, verallgemeinernd vom „militärischen Widerstand“ zu sprechen, denn letzterer fand in der Wehrmacht nur sehr wenige zur Tat entschlossene Befürworter.
Am Ende durchbrachen die Amerikaner am 30./31. Juli auch noch die Front bei Avranches. Die britische 21. und die amerikanische 12. Heeresgruppe eröffneten danach einen Bewegungskrieg, in dem die Heeresgruppen B und D (später B, G und H) keine Chance besaßen. Ihnen fehlte nämlich zum einen die Luftunterstützung, und zum anderen litten sie schon vor Ende August, als die Sowjets das Erdölgebiet von Ploiesti besetzten, an Treibstoffmangel. Hitlers Divisionen „kämpften sich“, so hieß es beschönigend, in Nord- und Südfrankreich „erfolgreich zurück“. Dort führte die 7. US-Armee (VI. Korps und französisches II. Korps) am 15. August zwischen Hyères und Cannes das Landungsunternehmen „Dragoon“ durch: 2000 landgestützte Flugzeuge und die Maschinen von 9 Flugzeugträgern garantierten die Luftherrschaft, 887 Kriegsschiffe, darunter 5 Schlachtschiffe, sicherten 1370 Landungsfahrzeuge, die – bei schwacher Abwehr der Armeegruppe G – in zwei Tagen annähernd 87.000 Mann und 12.250 Fahrzeuge anlandeten. Die strategische Bedeutung von „Dragoon“ resultierte aus der Befreiung der südfranzösischen Häfen, über die, als sich die Versorgungslage an der Kanalküste wegen fehlender Auslademöglichkeiten zuspitzte, ein Drittel des Nachschubs für die alliierten Streitkräfte in Westeuropa lief.
Die 7. US-Armee (nachmalig 6. Heeresgruppe) stieß, ergänzt durch das französische I. Korps, in vier Wochen 500 km weit bis Pont-de-Roide, Lure und Luxeuil vor. Am 21. November verlief die Front nördlich vom befreiten Belfort.
Britische Truppen waren am 4. September in Antwerpen einmarschiert. Sie versäumten es jedoch, den Zugang zum Hafen, die von Deutschen kontrollierte Scheidemündung freizukämpfen. Montgomery konzentrierte sich – mit Eisenhowers Billigung – auf die Bildung eines Brückenkopfes am östlichen Rheinufer bei Arnheim und die Inbesitznahme von mehreren Flußbrücken (Operation „Market-Garden“). Dabei übersahendie beiden Generäle augenscheinlich, dass sie für die Offensive gegen das Reichsgebiet Antwerpen als Nachschubbasis benötigten. Ein teuer bezahlter Fehler: „Market-Garden“ galt seit dem 25. September als gescheitert, während vor dem 28. November kein Versorgungsschiff in den Hafen von Antwerpen einlief.
Als erste deutsche Großstadt eroberten amerikanische Truppen am 21. Oktober Aachen. Sie kämpften sich bis zum 16. November an die Rur-Linie vor und kontrollierten ab dem 8. Dezember das Gebiet westlich davon (Roermond bis Heimbach). Aber Hitler gab nicht auf. Mit letzten Reserven inszenierte er zwischen
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