Derrick Storm 3: A Bloody Storm - Vom Sturm getrieben (German Edition)
dem Schreibtisch von Präsident Barkovsky das Wappen der Russischen Föderation an der Wand. Es zeigte einen goldenen doppelköpfigen Adler auf rotem Grund. In einer der bedrohlichen Klauen hielt der Vogel das russische Reichszepter, in der anderen den russischen Reichsapfel. Auf dem roten Brustschild des Adlers prangte ein Bildnis des Heiligen Georg zu Pferde, der gerade einen Drachen erschlug.
Barkovsky hasste sowohl den uralten Präsidentenschreibtisch als auch das Wappen, vor allem jedoch das Wappen. Es war im Jahr 1993 nach dem Zusammenbruch des russischen Imperiums von seinen Vorgängern übernommen worden. Die Reformer hatten sich nicht nur von dem vertrauten Bild von Hammer und Sichel getrennt, sondern auch von dem dazugehörigen Motto: „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“
„Was hat der Heilige Georg, der gerade einen Drachen erschlägt, mit dem modernen Russland zu tun?“, beschwerte sich Barkovsky hin und wieder bei seinen Besuchern. Die Legende hatte man von den Kreuzzügen in Libyen mitgebracht. Warum hatten die Führer des Landes einen Soldaten der Kreuzzüge auf einem nationalen Emblem verewigt, wenn es doch so viel bessere Alternativen gab? Barkovsky war der Ansicht, dass er genauso das Recht hatte, auf dem Wappen zu prangen, jedenfalls eher als der Heilige Georg. Er hatte schließlich mehr für Russland getan.
Barkovsky war gerade nach einem kleinen Mittagsimbiss in sein Büro zurückgekehrt, als es an der Tür klopfte und sein Stabschef Mikhail Sokolov eintrat. „Ich habe Neuigkeiten“, sagte er.
„Beantworte mir zuerst eine Frage“, erwiderte Barkovsky. „Ich wollte, dass Petrov befragt und dann umgebracht wird. Und ich wollte, dass man den Amerikanern den Mord anhängt. Doch was tun unsere Leute in London? Sie schicken drei Auftragskiller los, um ihn bei einer öffentlichen Kundgebung zu erschießen! Wie soll man das dem FBI in die Schuhe schieben? Und dann schaffen sie es noch nicht mal, ihn kaltzumachen! Jetzt sind Petrov und Lebedev tot, und nur die beiden Amerikaner sind noch am Leben.“
„Petrov sollte auch nicht während der Protestkundgebung sterben“, erklärte Sokolov. „Laut Plan sollten unsere Männer Petrov und die Amerikaner nach der Kundgebung in einen Hinterhalt locken, während sie in einem Konvoi zurück zu Petrovs Anwesen fuhren. Petrovs Sicherheitschefin war auf unserer Seite. Sie sollte dafür sorgen, dass es so aussieht, als ob die beiden Amerikaner Petrov und seine beiden Sicherheitsleute getötet hätten, bevor sie selbst tödlich verwundet wurden. Nur die Sicherheitschefin und Lebedev sollten die Aktion überleben. Damit wären sie die einzigen Zeugen gewesen und hätten Petrov zu dem Gold befragt, bevor sie auch ihn töteten.“
„Wenn das der Plan war, wieso haben unsere Leute dann schon während der Kundgebung das Feuer eröffnet?“
„Weil die Amerikaner sie schon vor Beginn von Petrovs Rede in der Menge ausmachten. Dieser ‚Gute Samariter‘ – der unidentifizierte CIA-Mann – wollte sich gerade einen von ihnen vornehmen, da ist unser Mann in Panik geraten und hat das Feuer eröffnet.“
„Das ist eine absolute Katastrophe. Jetzt gibt mir die ganze Welt die Schuld daran, und warum auch nicht? Die Männer, die von unseren Londoner Leuten angeheuert wurden, waren allesamt Ex-KGB-Leute und komplette Vollidioten. Jetzt wird das Ganze als internationaler Zwischenfall eingestuft. Und wir wissen immer noch nicht, wo mein Gold versteckt ist.“
„Oh, wir wissen es. Das ist die gute Nachricht, die ich dir mitteilen wollte.“
„Du weißt, wo mein Gold ist? Wo ist es? Woher weißt du es?“
„Den genauen Standort kennen wir bisher noch nicht, aber bald. Unsere Leute in England haben sich die FBI-Agentin geschnappt“, sagte Sokolov.
„Wie soll ausgerechnet sie mir dabei helfen, mein Gold zu finden? Welchen Nutzen hat sie für mich, nun da Petrov tot ist?“
„Sie kennt das Versteck.“
„Das ist vollkommen unmöglich“, entgegnete Barkovsky. „Die BBC berichtet, dass sie nach der Schießerei während der Kundgebung bewusstlos war. Sie hat doch keine Ahnung, was zwischen Petrov und Lebedev in dem Wagen geschehen ist, oder wie die beiden zu Tode gekommen sind.“
„Die BBC lügt. Petrov hat ihr erzählt, wo das Gold versteckt ist, bevor er starb.“
„Wie kannst du das wissen?“
„Weil es uns bestätigt wurde. Es gibt einen Freund, der uns hilft – es ist jemand, von dem unser Geheimdienst schon seit vielen Jahren nichts
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