Des Kaisers Gespielin
scheinst einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben bei meiner Schwester.“, versuchte ich das Gespräch in die gewünschte Richtung zu lenken.
Ravenna lächelte bei der Erinnerung an ihre jüngste Begegnung still in sich hinein: „Das kann man wohl sagen. Sie ist ein mutiges, vorlautes und gewitztes junges Ding und wir alle können nur hoffen, dass sie niemals an den Hof kommen wird. Mit ein bisschen Übung würde sie jede von uns in den Schatten stellen, ohne sich auch nur zu bemühen.“
Ich musste bei dieser groben, aber treffenden Einschätzung meiner Schwester lächeln. Es freute mich, dass Ravenna eine so hohe Meinung von ihr hatte und in diesem Augenblick war ich stolz wie eine Mutter.
„Du magst sie also?“, bohrte ich tiefer.
Ravenna nickte: „Ja, das tue ich, von solch einer Schwester kann man nur träumen. Sie liebt dich sehr und sie bewundert deinen Mut. Ich kann jetzt verstehen, warum du ihr unbedingt helfen möchtest. Manche Beziehungen haben einfach ein bisschen mehr... Arbeit verdient.“
„Also? Worüber habt ihr geredet?“
Ravenna lächelte geheimnisvoll.
„Das war ein vertrauliches Gespräch!“, neckte sie meine Neugierde.
Ich bat und bettelte und endlich ließ sie sich zu ein paar wenigen Einzelheiten hinreißen: „Nun ja, nachdem sie mir lange und ausgiebig geschworen hat, wie sehr sie ihren kleinen Pen liebt, hat mir erzählt, was sie so miteinander tun. Es bestand überhaupt keine Gefahr, ein Kind zu bekommen und das habe ich ihr auch erklärt. Es ist wirklich erstaunlich, wie wenig das Mädel doch über ihren Körper weiß...“
Ich war beruhigt über diese Neuigkeit. Ich mochte gar nicht daran denken, was geschehen würde, wenn Line sich zu mehr Dummheiten hinreißen lassen würde.
„Du hast ihr also von noch mehr Kontakt abgeraten?“, fragte ich hoffnungsvoll.
Ravenna sah mich lange und eindringlich an und seufzte dann tief.
„Wie stellst du dir das vor, Lila? Das arme Mädchen hat gerade erst das Vergnügen an ihrem Körper entdeckt, nie im Leben würde sie jetzt mit ihren Erkundungen aufhören. Nein, ich habe ihr keine Angst gemacht, sondern ihr Mittel und Wege erklärt, wie sie ihren Pen lieben kann ohne ihre Jungfernschaft aufzugeben. Und sollte es doch dazu kommen, so habe ich ihr erklärt, was sie machen muss, um das Entstehen eines Kindes zu verhindern.“
Für einen Moment war ich sprachlos, aber dann brach es aus mir heraus: „Du hast was? Bist du von allen guten Geistern verlassen? Setz ihr doch nicht noch mehr Flausen in den Kopf, als sie sowieso schon hat!“
Ravennas Stimme war kühl: „Glaubst du wirklich, deine Schwester hätte damit aufgehört, wenn ich ihr nur ordentlich Angst gemacht hätte?“
„Vielleicht!“, versuchte ich sie hilflos zu überzeugen. „Warum denn nicht? Der Schreck hätte sie sicher zweimal nachdenken lassen, bevor sie...“
„Bevor sie was? Eine verbotene körperliche Beziehung eingeht, deren Entdeckung sie die ganze Zukunft kosten kann?“
Ich schluckte meinen Ärger hinunter. Ravenna hatte ja recht, wenn ich es mir bedachte. Die Angst vor den Konsequenzen hatte auch uns beide nicht davon abgehalten, uns zu lieben. Warum sollte es bei Line anders sein?
Vorsichtig lenkte ich das Thema um: „Und du weißt wirklich, wie man ein Kind verhindert?“
Ravenna nickte und ihre Augen waren dunkel: „Eines der ersten Dinge, die meine Lehrmeisterin mir beigebracht hat. Es ist wichtig für mich, verstehst du? Ein Kind kann deinen Reichtum und dein Ansehen beim Kaiser mehren, aber es bindet dich auch an den Hof wie nichts sonst. Das möchte ich nicht. Ich möchte wenigstens das Gefühl haben, gehen zu können, wenn es mir beliebt, auch wenn ich es nicht tue.... Und es gibt schon so viele kleine Bastarde im Palast, was soll aus ihnen werden, frage ich dich? Des Kaisers Kinder sind die Kinder der Kaiserin. Das war immer so und wird immer so bleiben. Und die anderen? Die bringen ihren Mütter mehr ein, als sie wahrscheinlich jemals selbst bekommen. Nein, der Palast ist kein Ort für ein Kind.“
So leidenschaftlich hatte ich sie selten sprechen gehört und gerührt von ihrer Offenheit nahm ich ihre Hand in meine.
„Wirst du es mir auch beibringen?“, fragte ich leise. „Auch ich will frei sein! Glaube mir!“
Ravenna sah mich an, als würde sie meine Anwesenheit erst jetzt bemerken. Dann nickte sie und nesselte in den Falten ihres Kleides. Aus einer kleinen versteckten Tasche zog sie einen unscheinbaren runden Schwamm
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