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Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Bolitho hörte Allday im Gepäckkasten nach der geladenen Waffe kramen.
    »Halt!« Bolitho schwang sich aus dem Wagenschlag und hielt sich am Handlauf fest. Die Kutsche stand fast quer zur Straße, die Pferde stampften und stiegen, beunruhigt durch das Geschrei vor ihnen. Der Mob wogte hin und her, drohte mit Fäusten und Knüppeln, andere grölten und ließen Flaschen kreisen. Zwei Reiter überragten das Gewimmel.
    Allday stützte den dicken Lauf einer kurzen Hakenbüchse aufs Kutschdach und deckte sein Sitzkissen darüber. »Gefällt mir gar nicht, Käptn«, knurrte er. »Das sieht aus wie ein Lynchmob.«
    Ferguson überprüfte seine kleine Pistole. »Stimmt, Sir«, sagte er. »Wir sollten umkehren. Es sind an die hundert, die uns da entgegenkommen.« In seiner Stimme schwang keine Furcht mit; Furcht zu überwinden hatte er schon bei den Saintes gelernt. Er war lediglich besorgt.
    Bolitho blickte durch sein Fernrohr. In der Mitte des Getümmels konnte er zwei Männer ausmachen, die gefesselt, mit blutigen bloßen Füßen, an Halsstricken vorwärts gezerrt wurden. Einer davon war nackt bis zur Taille, dem anderen hing das Hemd in Fetzen vom Leib.
    »Der eine Reiter scheint der Kleidung nach was Besseres zu sein«, bemerkte Ferguson.
    Auch Bolitho war er schon aufgefallen: ein vierschrötiger, bärtiger Mann mit elegantem Hut und rot gefüttertem Mantel.
    Er schien den Mob anzustacheln, auch wenn seine Worte auf die Entfernung nicht zu verstehen waren.
    »Vielleicht haben sie zwei Diebe gefangen, Käptn.« Allday warf einen Blick über die Schulter zurück, als erwarte er, den Galgen auf dem Hügel noch sehen zu können.
    Knapp befahl Bolitho: »Weiterfahren!« Dann blickte er in Alldays besorgtes Gesicht. »Diese beiden angeblichen Diebe tragen Marineuniform.«
    »Aber, Sir«, protestierte Ferguson, »das sagt doch noch nichts!«
    Bolitho wandte den Blick nicht vom alten Matthew. »Mach voran, los!«
    Die Kutsche fuhr an. Schon übertönte das anschwellende Wutgeschrei des Mobs das Poltern der Hufe und Knirschen der Räder.
    »Heda!« Matthews Stimme war heiser vor Zorn. »Bleibt weg von meinen Pferden, ihr Hunde!« Dann hielt die Kutsche wieder.
    Bolitho sprang auf die Straße und wurde sich der plötzlichen Stille, die sein Erscheinen bewirkte, überdeutlich bewußt.
    Schnapsgerötete Gesichter starrten ihn offenen Mundes an, als sei er ein Gespenst direkt aus der Hölle.
    Er spürte, daß Ferguson ihn beobachtete, die gezückte Pistole noch außer Sicht. Allday rüstete sich zum Sprung vom Kutschbock, aber bis dahin mochte es schon zu spät sein.
    Es war Matthews Enkel, der unabsichtlich die Spannung löste. Er rannte hinter der Kutsche hervor, um die Pferde zu beruhigen. Den Mob schien er überhaupt nicht zu bemerken.
    Der bärtige Reiter trieb sein Pferd durch die Umstehenden nach vorn. »Ach, wen haben wir denn da? Einen Marineoffizier – meiner Treu!« Spöttisch deutete er im Sattel eine Verbeugung an. »Bestimmt auf dem Weg nach Chatham, um ein stolzes Kriegsschiff zu übernehmen. Damit will er uns dann vor den Franzosen schützen, nicht wahr?«
    Trotziges Gelächter erklang, aber die meisten Männer musterten Bolitho mit stummem Mißtrauen, als erwarteten sie eine Falle.
    Bolitho faßte den Reiter ins Auge. »Und was haben
Sie
vor, Sir?« Er legte die Hand auf den Degengriff. »Aber das frage ich Sie nicht zweimal!«
    Der Bärtige starrte über Bolithos Schulter. Suchte er eine Eskorte? Immerhin erwiderte er mit selbstsicherem Grinsen: »Ich bin der stellvertretende Polizeichef von Rochester, Captain.«
    »Wenigstens etwas. Jetzt kennt jeder des anderen Rang.«
    In diesem Augenblick warf sich einer der Gefangenen stammelnd auf die Knie. Der hervorgewürgte Satz war kaum zu verstehen, weil der Mann an seinem Halsstrick sofort umgerissen wurde. Dennoch hatte Bolitho ein Wort herausgehört:
Leutnant.
Das reichte.
    »Ich schlage vor, daß Sie diese Männer sofort freilassen.
    Sie sind beide Marineoffiziere in des Königs Diensten.«
    Er bemerkte, wie den Umstehenden die Bedeutung seiner Worte dämmerte. Einige drückten sich bereits in den Hintergrund, um sich von dem Vorfall zu distanzieren. Doch der Bärtige brüllte: »Zur Hölle mit ihnen und ihrer verdammten Preßgang!« Wild blickte er sich um, als suche er Unterstützung.
    Und tatsächlich jubelten ihm einige zu.
    Wie bellende Hunde, die das Wild gestellt haben, dachte Bolitho. Doch er blieb fest. »Nehmt ihnen die Stricke ab«, befahl er. Als sich

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