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Des Teufels kleines Wörterbuch

Des Teufels kleines Wörterbuch

Titel: Des Teufels kleines Wörterbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambrose Bierce
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Chefredakteurs an der Zeitschrift „Wasp“ angeboten wurde (1881), die sein „Devil's Dictionary“ bis 1886 in Fortsetzungen abdruckte. Der Begründer der skrupellosen Sensationspresse William Randolph Hearst, von dem es heißt, er habe einst an einen seiner Reporter telegraphiert: „Liefern Sie Artikel, ich liefere Krieg!“, holte ihn 1887 an die Tageszeitung „The Examiner“. Ein Mann vom Schlag eines Hearst konnte sich einen Hofnarren wie Bierce leisten, der wild nach allen Seiten focht und weder vor der Kirche noch vor der Bourgeoisie Respekt zeigte. In seinem Auftrag begab sich Bierce als Korrespondent nach Washington (1896); dort quittierte er 1909 den Dienst und widmete sich der Herausgabe seiner „Collected Works“ in zwölf Bänden (1909–1912). Von einer im Dezember 1913 angetretenen Reise nach Mexiko kehrte er nicht zurück; man vermutet, daß er Anfang 1914 starb. Zu seinen Lebzeiten war „der lachende Teufel“, wie ein Pastor aus San Francisco ihn nannte, Kritikern und Lesern in Kalifornien, England und im Osten der USA ein Begriff, doch bald nach seinem Verschwinden wurde es still um ihn. Erst nach dem zweiten Weltkrieg erlebte er zunächst mit seinen Short Stories, später auch mit dem „Teufelswörterbuch“ eine Renaissance. Heute ist sein Rang in der amerikanischen Literatur unbestritten; er gilt als bedeutender Nachfolger Edgar Allan Poes, als Vollender der von diesem gepflegten Form der Short Story. Die Prägnanz war seine Leidenschaft, alles, was den Umfang einer Short Story überstieg, war ihm suspekt. „Dem Humor wie dem Tod stehen alle Jahreszeiten offen.“ Dieses scheinbar nebenbei hingeschriebene, aber zentrale Bonmot aus einer seiner Stories ist ein typisches Beispiel dafür, wie wichtig der epigrammatisch zugespitzte Satz auch für seine erzählende Kurzprosa ist. Die Bände „Tales of Soldiers and Civilians” (1891; 1892 unter dem Titel „In the Midst of Life” neu herausgegeben) und „Can Such Things Be?” (1893) enthalten meisterhafte Texte – Schreckens- und Gruselgeschichten aus dem bürgerlichen Alltag, Kriegsgeschichten und Mordgeschichten, die sich durch makabre Phantasie, technische Brillanz und stilistische Bravour auszeichnen. Was den Krieg betrifft, so hatte Bierce keinerlei Illusionen. Er hat ihn kritisch beschrieben und die Taten von Soldaten und Offizieren ihres Glorienscheins beraubt. Allerdings ging ihm das Verständnis für die historische Bedeutung des amerikanischen Bürgerkriegs ab, wie ihm ja auch ein tieferes Eindringen in die gesellschaftliche Problematik seiner Epoche fernlag. Als „vergoldetes Zeitalter“ haben Mark Twain und Charles Dudley Warner die amerikanischen Gründerjahre bezeichnet, die unmittelbar nach dem Bürgerkrieg mit einem beispiellosen ökonomischen Boom einsetzten und mit dem Börsenkrach von 1873 und der folgenden Krise ein Ende fanden. Diese Zeit des Spekulantentums, der unsauberen Geschäftspraktiken und des allgemeinen Sittenverfalls lehrte Bierce die Verachtung. Sein tödlicher Witz wurde von der Realität seines Landes provoziert, wo die moralische Praxis mit der praktischen Moral in Widerstreit lag. Er besaß nicht den Ehrgeiz, das Gewissen Amerikas zu spielen, er versuchte nicht, die sozialen Strukturen und Mechanismen zu ändern, sondern er begnügte sich damit, Illusionen über die Ehe, die Liebe und die Freundschaft, über Religion, Gott und die Welt zu zerstören und sich mit höhnischem Gelächter zurückzuziehen. Pädagogisches Einfühlungsvermögen besaß Bierce nicht, ätzende Schärfe schien ihm wirkungsvoller als geduldigeÜberzeugung. Er war ein Moralist, Swift und La Rochefoucauld vergleichbar. Die Gefahr, über das Ziel hinauszuschießen und zum Menschenverächter zu werden, lag bei ihm nahe, denn zu den Quellen seiner Kunst gehörte außer der europäischen Tradition des Aperçus das Erbe des grotesken Humors aus dem amerikanischen Westen. Gewiß, herbe Enttäuschungen in seinem Privatleben haben ihn sensibilisiert und wahrscheinlich seine Unduldsamkeit gefordert. Doch sollte man nicht vergessen, daß Bierce ein Professional, ein mit allen Wassern des amerikanischen Journalismus gewaschener Schriftsteller war mit dem Auftrag, die Leser zu unterhalten. In der Rolle des Geistes, der stets verneint, als Entertainer wußte er: Witz, Invektive oder Zynismus waren die Devise für sein Publikum in San Francisco. Niemand vermag mit Bestimmtheit zu sagen, wo die Pose aufhörte, niemand kann die Masken

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