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Des Teufels Wörterbuch

Des Teufels Wörterbuch

Titel: Des Teufels Wörterbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambrose Bierce
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geziemenden Respekt vor einem lichtvollen, aber minderwertigen Lexikographen erkühne ich mich, anzumerken, daß es die erste ist.
    Peripatetisch, adj. – Umhergehend. Bezieht sich auf die Philosophie des Aristoteles, der wahrend ihrer Darlegung von Ort zu Ort wanderte, um den Einwänden seiner Schüler zu entgehen. Überflüssige Besorgnis – sie verstanden auch nicht mehr davon als er.
    Pessimismus, der – Philosophie; dem Beobachter aufgezwungen durch die entmutigende Übermacht des Optimisten mit seiner gräßlichen Hoffnung und seinem abstoßenden Lächeln.
    Pfählen, v. – Allgemein: Jemanden mit einer Waffe durchbohren, die in der Wunde verbleibt. Diese Verwendung des Worts ist jedoch ungenau; eigentlich bedeutet pfählen Tötung durch gewaltsame Einführung eines aufrechten spitzen Pfahls in den Körper, wobei das Opfer in einer sitzenden Stellung verharre. Es war dies eine verbreitete Methode des Strafvollzugs bei vielen Völkern des Altertums und erfreut sich in China und anderen Ländern Asiens noch immer großer Beliebtheit. Bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts wurde das Pfählen bei der kirchlichen Verarbeitung von Häretikern und Schismatikern oft verwendet. Wolecraft spricht hierbei vom »Stuhl der Reue«, und im einfachen Volk sprach man scherzhaft vom »Reiten auf dem einbeinigen Roß«. Ludwig Salzmann läßt uns wissen, daß in Tibet Pfählung noch immer als die angemessenste Strafe bei Verbrechen wider die Religion gilt, und wenn sie auch in China bisweilen wegen weltlicher Vergehen verhängt wird, so findet sie doch ihre häufigste Anwendung in Fällen von Sakrileg. Der Person, die gerade der Pfählung unterzogen wird, mag es als minder bedeutend erscheinen, zu wissen, welcher Sorte zivilen oder religiösen Abweichens sie die enge Bekanntschaft mit den Unersprießlichkeiten des Pfählens verdankt; sie empfände jedoch zweifellos eine gewisse Befriedigung, wenn sie sich als eine Art Wetterhahn auf der Turmspitze der Wahren Kirche zu betrachten vermöchte.
    Pferd, das – Begründer und Bewahrer der Zivilisation.
    Pflicht, die – Das, was uns auf dem Weg der Begehrlichkeit unaufhaltsam zum Profit vorantreibt.
    Pflug, der – Instrument, das laut nach Händen schreit, die an die Feder gewöhnt sind.
    Phantasie, die – Tatsachendepot; im gemeinsamen Besitz von Dichter und Lügner.
    Philanthrop, der – Reicher (und gewöhnlich kahlköpfiger) alter Gentleman, der sich dazu erzogen hat, zu grinsen, während sein Gewissen ihm die Taschen plündert.
    Philister, der – Einer, dessen Geist das Produkt seiner Umgebung ist und der Mode im Denken, Fühlen und Empfinden gehorcht. Er ist bisweilen gebildet, häufig wohlhabend, gewöhnlich sauber und immer steif.
    Philosophie, die – Strecke mit vielen Wegen, die von Nirgendwo nach Nichts führen.
    Photoalbum, das – Folterinstrument, in dem Freundinnen einen zwischen zwei Dieben kreuzigen.
    Photographie, die – Bild, gemalt von der in Kunst unausgebildeten Sonne. Ein wenig besser als das Werk eines Apachen, aber längst nicht so gut wie das eines Cheyenne.
    Physiognomie, die – Kunst, den Charakter eines anderen zu bestimmen anhand der Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen seinem Gesicht und unserem. Letzteres ist der Maßstab für alles Hervorragende.
    Pilger, der – Ernstgenommener Tourist. Ein Pilgervater war einer, der Europa Anno 1620 verließ, weil es ihm dort nicht gestattet war, Psalmen durch die Nase zu singen, welcher er nach Massachusetts folgte, woselbst er gemäß dem Diktat seines Gewissens Gott spielen konnte.
    Piraterie, die – Handel ohne Schonbezug, wie Gott ihn schuf.
    Plage, die – in der Antike eine allgemeine Bestrafung der Unschuldigen zwecks Ermahnung ihres Herrschers, so z.B. im Fall des immunen Pharao. Die Plage, wie wir Heutigen sie zu kennen das Vergnügen haben, ist nichts als die zufällige Demonstration der zweckfreien Widerwärtigkeit der Natur.
    Plagiat, das – Zufälliges literarisches Zusammentreffen; besteht aus schandhafter Priorität und ehrenvoller Nachfolge.
    Plagiieren, v. – Denkweise oder Stil eines anderen Schriftstellers übernehmen, den man ganz bestimmt nie gelesen hat.
    Planen, v. – Sich um die beste Methode zur Herbeiführung eines zufälligen Ergebnisses sorgen.
    Platitüde, die – Grundlegendes Element und besonderer Ruhm der volkstümlichen Literatur. Schnarchen der Gedanken in rauchenden Worten. Weisheit von einer Million Idioten in der Formulierung eines Trottels. Moral ohne Fabel. Alles

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