Deshalb liebe ich mein Singleleben (German Edition)
fragte mich Norman, als ich wieder zu ihm hinter die Theke kam. Die Originale riefen gleich im Chor hinterher: »Saaaaaag schon, ja.«
»Ist schon eine Weile her«, sagte Jan.
»Ja, du solltest dich mal wieder da draußen zeigen«, fügte Schwester Beulah hinzu.
Ich schaute sie an, ungläubig; ich verabscheute den Satz »sich da draußen zeigen« fast genauso wie »jeder Typ kann sich glücklich schätzen, dich zu kriegen« und »lass uns doch Freunde sein«. Die ersten zwei Phrasen sollen dir Mut machen, aber ich fand sie immer bevormundend. Der dritte Spruch jedenfalls war der kalte Kuss des Todes in der Welt der Verabredungen.
»Es macht mir wirklich nichts aus. Und überhaupt, wer hat schon Zeit für so was? Seit ich als Lehrerin aufgehört habe, habeich meine ganze Energie da hineingesteckt, das Grounds zum Laufen zu bringen. Ich habe erst in den letzten paar Monaten überhaupt nur eine Sekunde gehabt, um Luft zu holen.«
»So ein Sch…wachsinn«, sagte Norman, darauf bedacht, nicht vor den Kunden zu fluchen. »Ich habe eine Menge Zeit für Verabredungen. Tatsächlich habe ich erst letzte Woche ein Mädchen zum Essen ausgeführt.«
»Bei allem Respekt, Norm-o, ein Geschäft zu managen ist etwas ganz anderes, als es zu besitzen.«
»Wie du willst«, sagte er. »Aber ich glaube, das ist alles Lüge.«
Als Norman am Ende der Schicht aus der Tür stürmte, ging er noch eine Liste mit Sachen durch, an die ich denken sollte.
»Oh, und vergiss nicht, die Webseite und die Facebook-Seite vom Grounds zu aktualisieren. Du bist an der Reihe.«
»Kein Problem, Norman. Hast du heute Abend dein zweites Date mit diesem Mädchen?«
»Neee. Das Essen letzte Woche war zwar nett, aber das Date selbst nicht. Du bist dieses Jahr meine Valentinsverabredung.«
Es lag tatsächlich an Norman, dass mein Gesicht die rosarote Farbe bekam, die genau zur Farbe der Papierherzen passte.
Nach einer Dusche und einer Pizzalieferung am Abend klappte ich meinen Laptop auf und surfte zur Facebook-Seite vom Grounds. Nachdem ich eine Veranstaltung hinzugefügt, deren Sponsor das North Carolina College der Freien Künste war, und ein neues Foto von Vanille-Macadamia-Supremes hochgeladen hatte, öffnete ich ein neues Fenster und ging zu
Groundskeepers
, unserem vernetzten Blog.
Die Vorstellung, ein Muffin mit jemandem zu teilen, hatte mich den ganzen Tag nicht mehr losgelassen. Ich starrte eine Weile auf den Monitor, bevor meine Finger über die Tastatur tanzten.
Deshalb liebe ich mein Singleleben
Liegt es an mir oder spaltet sich die Gesellschaft in zwei Arten zu leben: Pärchenleben und Singleleben? Wobei Ersteres erheblich stärker bevorzugt wird als Letzteres. Heute Nachmittag schauten mich meine Gäste an, als bräuchte ich verschreibungspflichtige Medikamente, weil ich mich für ein Singleleben entschieden habe. So als müsste ich ins Exil geschickt werden, in irgendeine spezielle Single-Gemeinschaft, unter Quarantäne gestellt, bis mein Verlangen zur Fortpflanzung wiederhergestellt ist. Als müsste ich eine Eigentumswohnung kaufen und eine Katze adoptieren, zwei der Grundvoraussetzungen für die moderne Junggesellin.
Ich bin dreiunddreißig Jahre alt und lobe mir die Vorteile des Singlelebens, während ich den stereotypen Vorstellungen von einsamen, verzweifelten Menschen ein Ende mache, die sich nach ihrer eigenen Hochzeit verzehren und in ihrer Freizeit lieber zu Weinkennern werden, als alleine in ein Restaurant zu gehen oder sich einen Film im Kino anzuschauen. Und ich – schluck! – habe beides gemacht. Bin alleine in ein Restaurant gegangen und alleine ins Kino und ich habe es überlebt.
Hier sind nur einige wenige der zahlreichen Gründe, warum ich mein Singleleben liebe:
Badezimmer
Es ist jetzt zwei Jahre her, seit ich ein Badezimmer mit einem Typen geteilt habe. Seit ich ein Badezimmer mit irgendjemandem geteilt habe. Das ist genug Zeit, jeden darauf zu konditionieren, sich an den Luxus zu gewöhnen, nicht mehr über einen Haufen nasser Handtücher zu klettern, die auf dem Boden liegen, um die Pfützen nach der Dusche aufzuwischen. Oder die Hände in einem Waschbecken zu waschen, das voll ist mit abrasierten Gesichtshaaren. Oder Klumpen von Zahnpasta zu entfernen. Ganz zu schweigen von seiner Ungeduld wegen der Zeit, die ich zur eigenen Verschönerung brauche und wegen all des Platzes, den ich für meineDosen und Tuben und Flaschen voller Lotionen, Öle, Sprays und Gels brauchte.
Sollte ich jemanden Neues
Weitere Kostenlose Bücher