Deshalb liebe ich mein Singleleben (German Edition)
sprach es »Wills« aus, so wie die Engländer Prince William nennen.
»Komm schon, Eva«, stachelten mich die Originale von ihrem Tisch aus an. »Sag, dass du es machst.«
Die Kommentare schwirrten in meinem Kopf:
Wilmingtons eigene Carrie Bradshaw. Mit dem Mythos Schluss machen. Wach auf und riech an dem Mist.
»Warum nicht«, sagte ich. »Hat ja irgendwie Spaß gemacht, das zu schreiben.«
Etwas zu schreiben, das so total gegen die Ehe war, und das kurz vorm Valentinstag, schien mir wie ein Sakrileg. Und trotzdem fühlte es sich eher idealistisch an als zynisch, als würde eine Milleniumsfrau ihre Verabredungsfesseln abwerfen.
Nur zur Erinnerung, ich meinte alles genauso, wie ich es gesagt hatte, als ich diesen Eintrag geschrieben hatte. Ich war absolut geistesgegenwärtig in dem Moment, in dem ich es schrieb. Zum Teufel, ich hätte genauso gut Mary Tyler Moore sein können, die ihren Hut in die Luft schleuderte, mitten auf der Straße einer Großstadt.
Und dann rief Shaun an.
2
Die Jeanette
»HEY, EVA. ICH BIN’S, Shaun«, hörte ich ihn sagen, als ich den Hörer abnahm.
»Hi!«, sagte ich, glücklich von ihm zu hören. »Was gibt’s?«
»Ich habe deinen neuen Single-Blog gelesen.«
Die Erkenntnis, dass Shaun regelmäßig auf der Facebook-Seite des Grounds war und meinen Blog las, verursachte ein kribbelndes Gefühl in meiner Brust.
»Wirklich?« Meine Stimme hörte sich an, als hätte ich gerade Luft aus einem Heliumballon eingeatmet. »Tja, also, was denkst du?«
»Das ist definitiv etwas, worüber die Leute reden werden. Und es ist schön zu sehen, dass du eine so tolle Einstellung dazu bekommen hast.«
»Na ja, ich hätte nicht gedacht, dass es so ein Riesending werden würde, aber was soll’s.«
»Ich bin einfach froh, dass es dir gut geht«, sagte er.
»Warum sollte es nicht?«
»Na ja, ich war mir nicht sicher, ob du es schon gehört hast. Deshalb habe ich mich entschieden, dich anzurufen, bevor du es von irgendjemand anderem zugeflüstert bekommst.«
»Was gehört?«
Er machte eine Pause, bevor er weitersprach.
»Ich bin verlobt.«
Das hoffnungsvolle Kribbeln in meiner Brust – denn ich kapierte, dass es genau das war:
Hoffnung
– wurde zu dem allzu bekannten Gefühl eines sich tief ins Fleisch bohrenden Messers, wie direkt nach dem Schlussmachen.
»Du bist was?« Meine Heliumstimme war wieder da.
»Ich bin verlobt. Mit der neuen Philosophieprofessorin. Sie heißt Jeanette.«
Jeanette. Er ist verlobt mit einer Jeanette.
»Du hast sie übrigens schon mal getroffen«, sagte er. »Oder zumindest hast du sie schon mal gesehen. Sie war mal im Grounds. Sie hat lange rote Haare.«
Als würde durch diese Beschreibung bereits alles für mich klar werden.
»Sie hat außerdem ein Buch über Kierkegaard geschrieben«, fügte er nach einigen Sekunden Schweigen zwischen uns hinzu.
Ja klar, das hilft natürlich.
Ich wickelte das Spiralkabel meines antiken Telefons so fest um den Finger, dass sich die Spitze lila verfärbte. »Warum hast du mir nicht erzählt, dass du dich mit jemandem triffst?«, fragte ich.
»Ähmmm …«, fing er an. Währenddessen wühlte mein Gehirn krampfhaft in seiner Datenbank auf der Suche nach einer Rothaarigen, die sich über ein Kierkegaard-Buch auskotzte. Keine Treffer. »Ich weiß nicht«, sagte er. »Ich glaube, ich hatte Angst, deine Gefühle zu verletzen.«
Ich nahm all meine Kraft zusammen, so als würde ich eine Hundert-Pfund-Hantel stemmen, um dann loszuplappern »Ja, also, herzlichen Glückwunsch! Mazel tov, viel Glück. Wirklich.«
»Du bist nicht sauer?«
»Warum sollte ich sauer sein? Im Ernst, Shaun, ich freu mich für dich.«
Tötet mich jetzt. Nein, tötet Shaun. Ich bin ja innerlich bereits tot. Danach tötet die Jeanette.
Gott sei Dank konnte er mich nicht sehen. Ich meinte, ich müsste mir eigentlich einen Zahn abbrechen, so fest biss ich die Zähne aufeinander. Ich dachte, mein Kiefer würde wie beim Joker in einem unheimlichen Grinsen erstarren.Ich dachte, das Telefonkabel würde mir schließlich den Finger abtrennen.
»Danke. Das bedeutet mir so viel, dass ich deinen Segen habe. Du bist immerhin immer noch einer meiner besten Freunde, weißt du«, sagte er.
»Tja, du verdienst es, glücklich zu sein«, sagte ich und fragte mich, was
beste Freunde
für ihn eigentlich bedeutete. Für mich jedenfalls bedeutete es, dass man seine Verlobte nicht verheimlichte. Noch besser, es bedeutete, sich nicht zu verloben, bevor ich es
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