Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege
um den Dreh rum jedenfalls. Wir hatten schon geschlossen, aber Dad wollte, daß ich bleibe, bis die Reinigungstruppe hier war. Das Reisebüro gehört ihm. Deshalb arbeite ich hier. Die Reinigungsfirma ist neu, und Dad wollte, daß ich die Leute einweise .«
»Sind Sie noch ’ne Weile hier ?«
»Klar .«
»Gut. Die Polizei interessiert das sicher auch .«
Auf dem Weg zurück zur Treuhandfirma schrillten bei mir sämtliche Alarmglocken. Barbara Hemdahl und auch Mrs. Merriman hatten sich offenbar entschlossen, das Mittagessen an ihrem Arbeitsplatz einzunehmen. Vielleicht hatte auch die Polizei sie gebeten, dazubleiben. Die Buchhalterin saß hinter ihrem Schreibtisch, vor sich ein belegtes Brot, einen Apfel und eine Packung Milch ordentlich arrangiert, während Mrs. Merriman in einer Styroporschachtel aus einem Fast-Food-Restaurant herumstocherte.
»Wie geht’s ?« fragte ich.
Barbara Hemdahl antwortete aus ihrer Ecke: »Die Kripo besorgt sich einen Durchsuchungsbefehl, damit sie die Schränke da hinten öffnen können zur Beweissicherung .«
»Es ist doch nur einer verschlossen«, entgegnete ich.
Sie zuckte mit den Schultern. »Ohne den Papierkram dürfen sie vermutlich nicht mal einen Blick riskieren .«
Jetzt meldete sich auch Mrs. Merriman zu Wort, mit schuldbewußter Miene: »Sie haben uns gefragt, ob wir unsere Schränke freiwillig öffnen würden. Und das haben wir natürlich auch getan .«
Mrs. Merriman und Barbara Hemdahl wechselten einen Blick.
»Und?«
Mrs. Merriman wurde leicht rot. »In Mr. Sotherlands Schrank lag eine Reisetasche. Der Inhalt gehörte offenbar ihr .«
»Ist die Tasche noch hinten ?«
»Ja. Aber sie haben einen Beamten zur Bewachung hiergelassen, damit niemand damit verschwinden kann. Sie haben alles auf dem Kopierer ausgebreitet .«
Ich ging nach hinten und warf einen Blick in den Lagerraum. Den diensthabenden Beamten kannte ich, und er hatte nichts dagegen, daß ich mir die Sachen ansah, solange ich nichts berührte. Die Reisetasche hatte all jene persönlichen Dinge enthalten, die Frauen gern bei sich tragen für den Fall, daß das übrige Gepäck versehentlich in Mexiko landet. Da lagen Zahnbürste und Zahncreme, Hausschuhe, ein durchsichtiges Nachthemd, Medikamente, Haarbürste und eine zweite Brille im Etui. Unter einem Stapel Unterwäsche entdeckte ich eine runde Plastikschachtel mit leicht gewölbtem Deckel in der Größe einer Puderdose.
Gavin Sotherland saß noch immer hinter seinem Schreibtisch, als ich in sein Büro blickte. Er war grau im Gesicht und zog wie ein Mann an seiner Zigarre, der das Rauchen längst aufgegeben hatte, in Streßsituationen jedoch die schlechte Angewohnheit wiederaufnahm . Direkt hinter der Tür rechts stand ein zweiter Uniformierter.
Ich lehnte mich gegen den Türrahmen. Gavin sah kaum auf.
»Sie haben gewußt, was sie vorhatte, aber Sie dachten, sie würde Sie mitnehmen, was ?«
Sein Lächeln war bitter. »Das Leben ist voller Überraschungen«, sagte er.
Ich mußte Robert Ackerman mitteilen, was ich herausgefunden hatte, und davor graute mir. Um Zeit zu schinden und um zu demonstrieren, was für ein braves Mädel ich bin, fuhr ich zuerst zum Polizeirevier, um die Beweise, die ich gesammelt hatte, abzuliefern und meine Theorie zu erklären. Sie verliehen mir zwar nicht gerade einen Orden, aber sie waren längst nicht so verärgert, wie es angesichts meiner zahlreichen Regelverstöße bei den Ermittlungen hätte sein können. Für ihre Verhältnisse waren sie sogar ziemlich höflich, was im Umgang mit mir was Neues war. Leider ging das alles sehr schnell, und bevor ich wußte, wie mir geschah, stand ich wieder vor Robert Ackermans Haustür.
Ich klingelte und wartete. Kalauer gingen mir durch den Kopf. Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie, Robert. Die gute Nachricht ist die, daß ich den Fall in wenigen Stunden aufklären konnte, so daß Sie mir nicht die vollen dreihundert Dollar bezahlen müssen, auf die wir uns geeinigt hatten. Die schlechte Nachricht lautet: Ihre Frau hat Geld unterschlagen, ist vermutlich tot, und es wird gerade ein Durchsuchungsbefehl ausgestellt, weil wir zu wissen glauben, wo die Leiche versteckt ist.
Die Tür ging auf. Vor mir stand Robert Ackerman, den Finger an die Lippen gelegt. »Die Kinder machen Mittagsschlaf«, flüsterte er.
Ich nickte bedächtig, bekundete gestenreich mein Verständnis, als ob die Stille, die er dem Haus verordnete, dieses Verhalten von mir verlangte.
Er
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