Deutschland. Ein Wintermärchen
»Ein Posten ist vakant! – Die Wunden klaffen/Der eine fällt, die andern rücken nach/Doch fall ich unbesiegt, und meine Waffen/sind nicht besiegt – Nur mein Herze brach.«
H. war trotz Besuchen von Freunden und der Hilfe der »Mouche« Elise Krinitz (um 1826–1896) nicht erst in der Einsamkeit der Krankheit isoliert. Als Jude war er trotz Assimilation ein Paria und schöpfte aus seiner Bindungslosigkeit die Kraft seiner Utopie; als Intellektueller seiner Klasse, dem Bürgertum, sich entgegenstellend, aber auch außerhalb des heraufkommenden Proletariats stehend, sah er die Gesellschaft mit analytisch-kritischem, mit fremdem Blick; als Schriftsteller wurde er trotz Einfluss und Erfolg Außenseiter, ausgegrenzt nicht zuletzt auch von den Liberalen und Radikaldemokraten. Sein Sensualismus – die Revolution als »Bacchantenzug« – und seine ästhetische Sensibilität machten ihn verdächtig; verdächtig auch wegen der Subversivität seiner Sprache, seiner Ironie, seiner Trauer, seines grellen Lachens, die entgegen Karl Kraus’ Verdikt von der Sprachzerstörung Widerstand gegen Alltagssprache und Alltagsordnung leistet, sich jedoch zunehmend gegen Vereinnahmungstendenzen in Ost und West zu wehren hat: »Die Wunde Heine beginnt zu vernarben, schief« (Heiner Müller).
Werkausgaben: Sämtliche Schriften. 6 Bde in 7 Bänden. Hg. von Klaus Briegleb. München 1975–1985 u. öfter. – Sämtliche Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe der Werke. Hg. von Manfred Windfuhr. Hamburg 1975–1997. – Säkularausgabe. Werke, Briefwechsel, Lebenszeugnisse. Hg. von den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der Klassischen Deutschen Literatur und dem Centre National de Recherche Scientifique. 30 Bde. Weimar/Paris 1970ff.
Florian Vaßen
Impressum
Covergestaltung: bilekjaeger, Stuttgart
Coverabbildung: Caspar David Friedrich, »Flachlandschaft«
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2010
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ISBN 978-3-10-401207-0
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