Deutschland schafft sich ab - Wie wir unser Land aufs Spiel setzen
Prämie für zwei Kinder hätten die jungen Eltern - beispielsweise - das notwendige Eigenkapital für Wohneigentum. Eine Prämie wäre gar nicht mal
teurer als das heutige Kindergeld. Das kostet nämlich, über 25 Jahre gezahlt, pro Kind 55 500 Euro.
Die immer spätere Geburt des ersten Kindes gerade bei den Frauen mit hohem Bildungsstand ist ein wesentlicher Grund für die Kinderarmut dieser Gruppe. Eine Prämie könnte helfen und einen Vorzieh- und Anstoßeffekt auslösen. Erfahrungsgemäß gibt es weitere Kinder, wenn mit dem ersten Kind in nicht zu späten Jahren der Bann gebrochen ist. Die Prämie - und das wird die politische Klippe sein - dürfte allerdings nur selektiv eingesetzt werden, nämlich für jene Gruppen, bei denen eine höhere Fruchtbarkeit zur Verbesserung der soziökonomischen Qualität der Geburtenstruktur besonders erwünscht ist.
Nichts ist unabänderlich
Die beschriebenen Ansatzpunkte haben gezeigt, dass es durchaus Instrumente gibt, deren beherzter Einsatz sowohl die Geburtenraten insgesamt erhöhen als auch die Struktur der Geburten verbessern könnte. Frankreich und die Vereinigten Staaten sind zwei Beispiele für große Länder unseres Entwicklungsstandes, in denen die Geburtenzahl nahe an die Bestandserhaltung heranreicht. Es ist bezeichnend, dass beide Länder über wesentlich bessere statistische Unterlagen verfügen als wir. 80 Die Wege, die diese beiden Länder eingeschlagen haben, um den Problemen beizukommen, sind ganz unterschiedlich: Die USA haben keine Familienpolitik in unserem Sinne, aber sie haben auch keine Immigration in die Transfersysteme. Damit haben ihre Migranten eine andere Qualität. Auch sind die Unterschiede in der Geburtenhäufigkeit nach Bildungsstand nicht so ausgeprägt. Frankreich hat wie Deutschland ein Problem mit Migranten muslimischer Herkunft, aber in Frankreich ist die Geburtenrate deutlich höher als in Deutschland, und dort tragen die gebildeten Schichten auch deutlich mehr dazu bei.
Die Handlungsnotwendigkeit gibt es. Die Instrumente sind da. Werden wir etwas tun? Man darf gespannt sein.
9 Ein Traum und ein Alptraum
Deutschland in 100 Jahren
Über allen Gipfeln
Ist Ruh
In allen Wipfeln
Spürest du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur, balde
Ruhest du auch.
JOHANN WOLFGANG GOETHE
Wanderers Nachtlied
Die vergangenen acht Kapitel enthielten viele Zahlen und Analysen, Wertungen gab es auch. An dieser Stelle mache ich zwei Setzungen:
1. Jeder Staat hat das Recht, darüber zu entscheiden, wer in das Staatsgebiet zuziehen darf und wer nicht.
2. Die westlichen und europäischen Werte und die jeweilige kulturelle Eigenart der Völker sind es wert, bewahrt zu werden. Dänen sollen auch in 100 Jahren als Dänen unter Dänen, Deutsche als Deutsche unter Deutschen leben können, wenn sie dies wollen.
Die in diesen beiden Setzungen zum Ausdruck kommende Werthaltung einer bürgerlichen Mitte wird in Deutschland seit Jahrzehnten bekämpft - teils offen, teils verdeckt. Wer so denkt, soll in die rechte Ecke abgedrängt werden. Eine in Deutschland verbreitete angebliche Liberalität mit häufig unbewusster Sozialisation in der Tradition der Achtundsechziger findet jede Art von Bevölkerungspolitik anrüchig und jedweden Zuzug erst einmal gut. Zuzugssteuerung oder -beschränkung hält man in diesen Kreisen eigentlich für illegitim beziehungsweise für unmoralisch, und zudem gilt es als Ausdruck
dumpfer Nationalgefühle, den deutschen Charakter Deutschlands bewahren zu wollen.
Ich möchte aber, dass meine Nachfahren in 50 und auch in 100 Jahren noch in einem Deutschland leben, in dem die Verkehrssprache Deutsch ist und die Menschen sich als Deutsche fühlen, in einem Land, das seine kulturelle und geistige Leistungsfähigkeit bewahrt und weiterentwickelt hat, in einem Land, das eingebettet ist in einem Europa der Vaterländer. Ich finde das - mit Verlaub - wichtiger als die Frage, ob der Wasserspiegel der Nordsee in den nächsten 100 Jahren um 10 oder 20 Zentimeter steigt. Ich bin sicher, dass auch unsere östlichen Nachbarn in Polen in 50 oder 100 Jahren noch Polen sein wollen, genau wie die Franzosen, die Dänen, die Holländer und die Tschechen Entsprechendes für ihre Völker und ihre Länder wollen.
Es geht um die richtige Erhaltung und Weiterentwicklung der Identität der Völker und Staaten. Dabei sind die Übergänge fließend: Die alemannischen Schwaben sind den Deutschschweizern in vieler Hinsicht ähnlich. Das
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