DGB 04 - Kreuzer Eisenstein
uns nicht
widersetzen«, gab sich Garro geschlagen.
»Wenn es so getan werden muss,
dann soll es so sein.« Geräuschlos steckte er Libertas zurück in die Scheide.
Der Primarch wandte sich ab.
»Wir werden in wenigen Stunden ankommen. Sammeln Sie Ihre Männer und machen Sie
sich bereit, von Bord zu gehen.«
Die Phalanx näherte sich
Luna durch einen Ring aus orbitalen Verteidigungsanlagen und
Handelsplattformen, ihr Pfad war ein offener Korridor, der durch die Dunkelheit
zu Terras natürlichem Trabanten führte. Als die Festung der Imperial Fists am
La-Grange-Punkt hinter dem Mond angelangt war, schwenkte sie in einen Orbit
ein, der den des Mondes um die Erde widerspiegelte.
Früher einmal war Luna eine öde
Steinwüste gewesen, auf dem die Menschheit ihre ersten kindlichen Schritte fernab
ihrer Geburtswelt unternommen hatte. Dann waren dort Kolonien errichtet worden,
um die Menschen in der unerbittlichen Kälte der Leere ringsum auf künftige
Reisen zu anderen Planeten vorzubereiten. Aber je größere Fortschritte die
Menschheit machte, umso unbedeutender wurde Luna, den man auf interplanetaren
und später auf interstellaren Reisen allenfalls noch passierte.
Während des Zeitalters des
Haders, als Terra in blutige Kriege verstrickt war, geriet der Mond
vorübergehend in Vergessenheit.
Erst nach dem Aufstieg des
Imperators erlebte Luna eine Wiedergeburt, und das Zeitalter des Imperiums
bescherte ihm dann neues Leben.
Auf dem Äquator der grauen
Steinkugel lag der Kreis, ein etliche Kilometer großes, von Menschenhand
geschaffenes Tal. Der künstliche Canyon gab den Blick frei auf die
Gesteinsschichten unter der staubigen Oberfläche, und auf seiner ganzen Länge
führten Tore in das Gewirr aus Gängen und Schächten, das die Menschen im
Mondinneren angelegt hatten. Aus dem uralten, toten Fels, der um die Erde
kreiste, entstand der größte militärische Komplex, den Menschen je errichtet
hatten. Es war eine riesige Schiffswerft für die Armada des Imperiums, in der Tausende
Raumschiffe vom kleinsten Shuttle bis zum größten Schlachtkreuzer gebaut und
gewartet wurden, während auf der gegenüberliegenden Seite des Mondes komplexe
Überwachungs-anlagen die weite Leere dahinter genau beobachteten. Port Luna war
das kalte, steinerne Herz der großen Flotte der Menschheit.
Der Trabant war ebenso sehr
eine Waffe, wie er eine sichere Zuflucht darstellte. Viele der aus den Tiefen
des Mondes abgebauten Metalle waren von den besten Ingenieuren des Imperators
verwendet worden, um den synthetischen Ring zu bauen, der um den Planetoiden
herum verlief. Dieser immens große Ring war mit etlichen Laserkanonen
ausgestattet, zudem konnten dort weitere Kriegsschiffe andocken. Wo der Mond am
Himmel stand, konnten die Menschen beruhigt schlafen, da sie wussten, dieser
steinerne Bewacher stand zu ihrer Verteidigung bereit. Und gleich dahinter lag
... Terra.
Die Wiege der Menschheit war in
Dunkelheit getaucht. Die Sonne schickte ihre Strahlen über den Horizont, die einen
strahlenden Bogen aus goldenem Licht bildeten. Die Nachtseite von Terra wies
zum Mond, die Kontinente und die weit in die Höhe ragenden
Schwarmstadt-Konstrukte lagen größtenteils unter dichten Unwetterwolken und
Dunst verborgen. Dort, wo sie etwas dünner war oder sogar aufbrach, bildeten
die pulsierenden Lichter der riesigen Arkologien Halsketten in Weiß und
intensivem Blau, manche zu Glorienscheinen zusammengeschlossen, andere an den
Küsten entlang über Hunderte von Kilometern verteilt. Dunkle Flecken waren dort
zu erkennen, wo Ozeane wie Tintenkleckse schimmerten.
In dem gelblichen Stormbird,
der die erste Gruppe der Siebzig von der Eisenstein transportierte,
erhob sich Nathaniel Garro aus seinem Sitz und ging zu einem Sichtfenster,
wobei er die Blicke ignorierte, die ihm von Hauptmann Halbrecht und dessen
Männern zugeworfen wurden. Er legte die Stirn an die Halbkugel aus Panzerglas und
betrachtete den Planeten, auf dem er geboren war. Wie lange war es schon her?
Inzwischen schien die Zeit viel schwerer auf ihm zu lasten. Garro schätzte,
dass etliche Jahrzehnte vergangen waren, seit er diese majestätische Welt zum
letzten Mal gesehen hatte.
Traurigkeit erfasste ihn, denn
im Dunkel der Nacht konnte er nicht jene Geländeformationen und Wahrzeichen
sehen, die er als Junge mit so viel Eifer auswendig gelernt hatte. Waren da
unten Menschen, die in diesem Moment in seine Richtung schauten, während er zu
ihnen sah? Vielleicht war da unten ein Junge
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