DGB 04 - Kreuzer Eisenstein
Silentum. Der Stormbird ging auf einen spiralförmigen Kurs, der
ihn um den Turm kreisen ließ. Am Grund des weitläufigen Kraters unter ihnen kam
eine Kuppel in Sichtweite, die sich langsam öffnete, indem dreieckige Segmente
zurückglitten.
Unter ihnen kam eine verborgene
Landebahn zum Vorschein.
»Wir befinden uns im
Landeanflug auf die Zitadelle«, sagte Halbrecht. »Nehmen Sie wieder Platz.«
»Und wenn ich stehen bleiben
möchte?«, erwiderte Hakur trotzig.
»Sergeant«, warnte Garro ihn
und winkte ihn zu seinem Platz.
»Sind eigentlich alle Ihre
Untergebenen so widerspenstig?«, murmelte der andere Hauptmann.
»Natürlich«, gab Garro zurück
und begab sich zu seinem Platz.
»Wir sind Death Guard, das
liegt uns im Blut.«
Die Luke des Stormbird öffnete
sich, und Garro ging über die Rampe nach unten, womit er Halbrecht
überrumpelte. Das Protokoll schrieb vor, dass ein Imperial Fist als Erster das
Schiff verließ, doch Garro fand immer weniger Verwendung für solch sinnlose
Vorschriften.
Ein Kader Schwestern wartete in
präziser Formation auf dem Landedeck. Garro sah sich um und blickte über die
sich zusammenfaltenden Tragflächen des Stormbird hinauf zu der offenen Kuppel.
Das einer Seifenblase ähnliche Schimmern eines porösen Aurafelds war zu
erkennen, das die Atmosphäre zurückhielt, aber Objekte von großer Masse wie zum
Beispiel Schiffe durchließ. Ein zweiter Stormbird setzte soeben auf, und ein
drittes Schiff näherte sich mit blinkenden Positionslichtern, war aber noch zu
weit entfernt, um Details erkennen zu lassen.
Der Astartes blieb stehen und
verbeugte sich vor den Schwestern.
»Nathaniel Garro,
Gefechtshauptmann der Death Guard. Ich bin auf Befehl des Primarchen Rogal Dorn
hier.«
Halbrecht und dessen Wachen
folgten ihm mit stampfenden Schritten, ihre Verärgerung war der Gruppe deutlich
anzumerken.
Garro hielt seinen Blick auf
die Schwestern mit ihren verschiedenen Kennzeichnungen gerichtet und suchte
nach einer, die zum Kader der Storm Dagger passte. Garro sah die gleichen Arten
Kriegerinnen wie auf dem Jorgall-Weltenschiff, bemerkte aber stilistische
Unterschiede auf den Rüstungen, wie sie auch von den diversen Legiones Astartes
benutzt wurden, um sich voneinander abzuheben. Eine Gruppe trug mit kühlem
Silber verzierte Rüstungen, die untere Gesichtshälfte war hinter einem Gitter
verborgen, das an das Tor einer Festung erinnerte. Eine andere Frau am Rand der
Gruppe trug nichts, was an eine Rüstung erinnerte, sondern war in einen dicken,
mit Spangen besetzten Mantel aus blutrotem Leder mit hohem Kragen gekleidet,
dazu trug sie passende Handschuhe. Sie hatte keine Augen, sondern zwei
augmetische dicke Linsen aus rubinrotem Glas, die mit haarfeinem Draht an Stirn
und Wangen befestigt waren. Sie betrachtete Garro genauso warmherzig, wie ein
Chirurg eine Krebszelle unter dem Mikroskop studierte.
Plötzlich verspürte Garro eine
Kälte, die ihn bis in seine Knochen durchdrang. Es war das gleiche Gefühl wie
damals, als er im Versammlungssaal der Standhaftigkeit zum ersten Mal
Schwester Amendera begegnet war. Das gleiche sonderbare Fehlen von etwas
Undefinierbarem — nur dass ihn diese Empfindung jetzt von allen Seiten umgab und
auf ihn einstürmte.
»Gefechtshauptmann Garro,
schön, Sie zu sehen«, sagte eine vertraute Stimme. Eine schmale Gestalt schlug
die Kapuze ihres Gewands zurück, und er erkannte die Novizin wieder, mit der er
schon gesprochen hatte. »Die Freude ist ganz meinerseits, Halbrecht von den
Imperial Fists. Die Sororitas Silentum heißt Sie in der Somnus-Zitadelle
willkommen. Es betrübt uns, dass es so unerfreuliche Umstände sind, die Sie zu
uns führen.«
Garro zögerte.
Er wusste nicht, wie viel den
Schwestern über die Situation im Isstvan-System bekannt war und was Dorn oder
der Sigillite ihnen mitgeteilt hatte. Er überspielte seine Unentschlossenheit
mit einem Salut. »Schwester, ich danke Ihnen, dass Sie uns Unterschlupf
gewähren, solange sich dieser Umstände angenommen wird.«
Natürlich war es eine Lüge,
denn Garro wollte ganz und gar nicht hier sein, und das galt auch für seine
Männer. Aber die Schwesternschaft hatte sich um seinen Respekt verdient
gemacht, und es gab keinen Grund, dieses Zusammentreffen in angespannter
Atmosphäre stattfinden zu lassen. Von dieser Art Verhalten hatten ihm die Imperial
Fists schon mehr als genug demonstriert. »Wo ist Ihre Meisterin?«
Der neutrale Gesichtsausdruck
der jungen Frau wich einen Moment lang
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