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DGB 06 - Gefallene Engel

DGB 06 - Gefallene Engel

Titel: DGB 06 - Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitchel Scanlon
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ging. Er wusste, er sollte ihm folgen, doch ein Teil von ihm war auch froh
darüber, dass er seine Verärgerung darüber kundgetan hatte, wie sehr sich sein Cousin
über dieses Scheitern freute.
    Er verbannte den Streit aus
seinem Kopf und widmete sich wieder seiner Waffe. Die allgemeine Unruhe im
Schlafsaal trat in den Hintergrund, während er alles daransetzte, die Pistole
so glänzen zu lassen, als sei sie eben erst angefertigt worden.
    Ein Schatten schob sich über
ihn, und er seufzte.
    »Hör zu, Nemiel«, sagte er.
    »Es tut mir leid, aber ich muss
das hier erledigen.«
    »Das kann warten«, gab eine
sonore Stimme zurück.
    Er hob den Kopf und sah Bruder
Amadis, der in kompletter Rüstung und mit weißem Chorrock am Fußende des Betts
stand. In einer Armbeuge hielt er den Helm mit den Schwingen, sein Mantel hing
über der linken Schulter.
    Zahariel warf seine Waffe auf
die Decke und sprang auf.
    »Bruder Amadis, ich bitte um
Verzeihung. Ich dachte ...«, begann er.
    Amadis winkte ab und erklärte:
»Lass deine Pistole liegen und komm mit.« Ohne auf eine Erwiderung zu warten,
machte er kehrt und durchquerte den Saal, während ihm die ehrfürchtigen Blicke
der Anwärter folgten.
    Zahariel strich sein Gewand
glatt und eilte hinter Bruder Amadis her zur Tür. Der Ritter ging mit
ausholenden Schritten, so dass sich Zahariel beeilen musste, um ihn einzuholen.
    »Wohin gehen wir?«, wollte er
wissen.
    »Es wird Zeit, dass du tiefer
in den Orden vordringst. Es wird Zeit, dass du zu Lord Cypher gebracht wirst.«
     
    Lord Cypher.
    Das war kein Name, sondern ein
Amtstitel, der dem Mann verliehen wurde, in dessen Verantwortung es fiel, die
Traditionen des Ordens zu wahren. Zahariel wurde von lähmender Furcht befallen,
wenn er sich nur vorstellte, dem alten Mann vorgeführt zu werden.
    Würde er durch eine ungewollte
Verletzung irgendeines wenig bekannten Protokolls des Ordens den Mann vor den
Kopf stoßen? Oder hatte er vielleicht schon eine uralte Formalität übersehen,
durch die ihm jede Chance genommen worden war, jemals Ritter zu werden?
    Bruder Amadis führte ihn tiefer
ins Herz des Klosters. Ihr Weg verlief durch düstere Katakomben, die sich kreuz
und quer durch das Felsmassiv zogen. Sie passierten finstere Keller, vergessene
Räumlichkeiten und uralte Zellen, während sie immer weiter in die Tiefe vordrangen.
    Die Luft war so kalt, dass
Zahariel sah, wie sein Atem Wölkchen bildete, als er Bruder Amadis durch die
Dunkelheit folgte. Der Ritter trug eine brennende Fackel, deren zuckende
Flammen von den glänzenden Felswänden reflektiert wurden. Komplexe Gravuren
überzogen die Wände und bildeten Szenen von Kriegen und Heldentaten ab, die
viele Jahrtausende zurückreichten.
    Wer sie in das Gestein gehauen
hatte, wusste Zahariel nicht, doch ihm war klar, dass jedes dieser Bilder ein Meisterwerk
darstellte, auch wenn wohl niemand herkam, um sie zu bewundern.
    Dann führte ihr Weg sie in eine
längliche, gewölbeartige, widerhallende Kammer, die von orangefarbenem Licht
erfüllt war.
    Die Wände waren mit glasierten
Ziegelsteinen verkleidet, in denen sich die Flamme der Fackel spiegelte und die
mehrere Hundert Male das Licht der zahllosen im Raum verteilten Kerzen
reflektierten. Sofort erkannte Zahariel, dass diese Kerzen in einem
großflächigen, spiralförmigen Muster angeordnet waren.
    Lord Cypher stand in der Mitte dieser
Spirale, die Kapuze seines Gewands hatte er hochgeschlagen, und sein Chorrock
war dunkel, ganz so, wie es die Tradition vorschrieb. Unter dem Gewand schaute
ein Schwert mit goldenem Heft hervor, um das er seine knorrigen Finger gelegt
hatte.
    »Willkommen, Junge«, begrüßte
Lord Cypher ihn. »Wie es scheint, erachtet man dich als würdig, in unserem Orden
aufzusteigen. Tiefe Schluchten klaffen hinter diesem Fels, Junge. Tiefe
Schluchten und Orte, die von der Welt dort oben längst vergessen wurden.
Geheimnisse liegen im Inneren dieser Welt begraben, geheime Orte, von denen nur
weise Männer etwas wissen können. Du weißt natürlich nichts davon, aber hier
wirst du den ersten Schritt auf deiner Reise zum Wissen unternehmen.«
    »Ich verstehe«, sagte Zahariel.
    »Du verstehst gar nichts!«,
herrschte Lord Cypher ihn an. »Nur wenn du deine Herkunft verstehst, wirst du auch
verstehen können, was kommen wird. Jetzt werden wir die Spirale betreten.«
    Zahariel drehte sich zu Bruder
Amadis um.
    »Sieh nicht ihn an, Junge«,
forderte Lord Cypher ihn auf.
    »Tu, was man dir aufträgt.«
    Er

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