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DGB 06 - Gefallene Engel

DGB 06 - Gefallene Engel

Titel: DGB 06 - Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitchel Scanlon
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immer
jemanden geben, der sich darüber aufregt, dass du den letzten Löwen getötet
hast«, fügte Jonson hinzu. »Zum Beispiel Luther.«
    »Sar Luther? Wieso?«
    Lord Jonson lachte. »Er wollte
immer einen Löwen erlegen, aber jetzt wird er dazu keine Gelegenheit mehr bekommen.«
    Die Feier war insgesamt gut
verlaufen.
    Zahariel hatte sich an der
Gesellschaft der anderen Ritter erfreut.
    Es hatte ihm gefallen zu
wissen, dass er diese Männer als Kameraden betrachten konnte. Das gab ihm das
Gefühl, dazu-zugehören und akzeptiert zu werden. Nach seiner Unterhaltung mit
Lion El'Jonson hatte sich Zahariel wieder zu den anderen Rittern gesellt, die
sich inzwischen über den Krieg gegen die Ritter des Lupus-Ordens unterhielten.
    Alle waren sich einig, dass der
Krieg in seine letzte Phase eingetreten und die Vernichtung des rebellischen Ordens
zum Greifen nah war.
    Er hatte das gute Essen und den
Wein genossen, ebenso den Ausdruck in Meister Ramiels Augen, als der sagte, er
sei stolz auf ihn. Vor allem aber war ihm dieser Moment so wichtig gewesen, weil
er wusste, dass derartige Triumphe im Leben eines Mannes rar gesät waren.
    Man musste sie mit Vorsicht
handhaben und sie sich gut einprägen, um später einmal auf sie zurückblicken zu
können.
     
     
     
     
     
     
     
    Elf
     
     
     
    »DER KRIEG IST EINE
SCHRECKLICHE SCHÖNHEIT«, schrieb der Ritterpoet und Philosoph Aureas in seinen
Meditationen.
    »Er ist in gleichem Maß
atemberaubend und entsetzlich. Wenn ein Mann ihm einmal ins Antlitz geblickt
hat, wird die Erinnerung daran ihn nie wieder verlassen. Der Krieg hinterlässt
eine Narbe in seiner Seele.«
    Im Verlauf des Trainings hatte
Zahariel diese Worte oft zu hören bekommen.
    Es war eines der
Lieblingszitate seines vormaligen Mentors Meister Ramiel. Dem alten Mann hatte
es gefallen, die wenigen, immer gleichen markigen Passagen tagtäglich zum
Besten zu geben, während er versuchte, aus Scharen von Anwärtern Ritter zu
formen.
    Diese Zitate hatten so wie die
Schießübungen und das Schwert-training zu seiner Ausbildung gehört.
    Über diejenigen, die unter
Ramiels Anleitung zu Rittern herangewachsen waren, sagte man gern, dass er sie vor
allem mit einer Wertschätzung für hehre Worte bewaffnet hatte und erst in
zweiter Linie mit Schwert und Pistole.
    Aber so oft Zahariel diese
Worte auch gehört hatte, war ihm deren Sinn nie ganz klar gewesen jedenfalls nicht
bis zu jenen letzten Tagen im Krieg gegen die Ritter des Lupus-Ordens.
    Als er am Abend der
Entscheidungsschlacht auf seinem Streitross aus dem Wald geritten kam, dachte
er zunächst, der Himmel stehe in Flammen. Am Nachmittag hatte er noch eine
Gruppe Wald-arbeiter beaufsichtigt, die an einem der flacheren Berghänge Bäume
für den Bau von Belagerungsmaschinen gefällt hatten.
    Nachdem diese Aufgabe erledigt
war, hatte er sich bei Anbruch der Nacht auf den Weg zurück ins Lager gemacht
und war davon ausgegangen, dort einen ruhigen Abend zu verbringen.
    Stattdessen fand er die anderen
Ritter vor, wie die sich darauf vorbereiteten, die feindliche Festung
anzugreifen.
    Vor ihnen in der Ferne saß das
befestigte Kloster der Ritter des Lupus-Ordens auf einem Kamm auf dem Berggipfel,
die grauen Mauern ragten weit in die Höhe und wurden von Kriegern gesäumt.
    Die Festung war ein Meisterwerk
militärischer Architektur, zu allen Seiten von den in konzentrischen Kreisen
angeordneten Belagerungslinien der Ordensritter umgeben. Zahariels Blick war
auf das außergewöhnliche Spektakel gerichtet, das sich über den beiden Armeen
am Himmel abspielte, die sich gegenseitig mit ihrer Artillerie beschossen.
    Feuer in Dutzenden Formen,
Farben und Mustern zuckte durch die Luft. Er sah die kurzlebigen grünen und
orangeroten Flammen der Leuchtspursalven, den gleißenden roten Lichtschein
brennen-der Geschosse im Flug und die rauchigen gelben Feuerbälle der
Kanonenschüsse.
    Ein greller Feuerteppich
erhellte die Nacht auf eine Weise, wie Zahariel es noch nie zuvor erlebt hatte.
Es war ein Anblick, den er als abstoßend und spektakulär zugleich empfand.
    »Eine schreckliche Schönheit«,
flüsterte er, als er an Aureas' Worte dachte. Die Farben waren von solcher Vielfalt,
dass man leicht vergessen konnte, für welches Verderben sie eigentlich standen.
    Die Projektile, die hier mit so
viel Anmut über den Himmel zogen, brachten an anderer Stelle Leid und Tod über
die Menschen.
    Wie es schien, war Krieg ein
Ereignis voller Widersprüche.
    Später sollte er

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