DGB 06 - Gefallene Engel
Zeit.«
Zahariel sah zum Himmel und
entdeckte ein schwaches Leuchten an der Wolkendecke. Ein begeistertes Raunen
ging durch die Menge. Nur die Astartes ringsum betrachteten weiter die
Menschen, was bei Zahariel den Verdacht auslöste, sie würden nach jemandem oder
etwas Ausschau halten.
Selbst auf einem Planeten, der
vorbehaltlos die Ankunft der Astartes und des Imperators begrüßte, ließen diese
Krieger nie in ihrer Wachsamkeit nach und erfüllten beharrlich ihre Pflicht.
Zahariel empfand größte
Bewunderung für diese großartigen Krieger von einem anderen Stern.
Seine Gedankengänge wurden jäh
unterbrochen, als sich der Löwe auf den Weg zum Amphitheater in der Mitte der
gerodeten Fläche machte. Eine Doppelreihe aus Rittern sorgte für einen freien
Korridor durch die Menschenmenge. Fast hätte Zahariel es versäumt, sich dem
Gleichschritt der anderen Krieger anzupassen, aber er bekam sich noch schnell
genug in den Griff, so dass sein Zögern niemandem auffiel.
Die Menschen von Caliban, in
deren Gesichter er zu seiner Linken und Rechten blickte, waren außer sich vor
Freude, dass sie mit ihren Brüdern wiedervereint wurden. Schließlich waren bei
deren Vorvätern die Wurzeln ihrer eigenen Kultur zu finden. Banner in
leuchtenden Farben wehten hoch über ihren Köpfen.
Zu lange hatten diese Menschen
in Angst vor den Bestien gelebt, und daneben hatte es die kriegerischen Auseinandersetzungen
zwischen den Ritterorden gegeben, ganz zu schweigen von anderen Gefahren, die einen
Mann das Leben kosten konnten.
Doch nun hatten sie etwas,
worauf sie sich freuen konnten, denn ein Zeitalter des Friedens und des
Wohlstands war zum Greifen nah. Schließlich gab es doch wohl nichts, was mit
den Maschinen und den Ressourcen des Imperiums nicht zu erreichen gewesen wäre.
Mit solchen Werkzeugen und mit
den Leuten, die sie zu bedienen verstanden, musste es möglich sein, Dinge zu
schaffen, von denen sie nicht mal zu träumen gewagt hätten.
Aus einem unerfindlichen Grund
überkam ihn Angst, bis er das Gesicht sah, das sich von den hoffnungsvollen und
faszinierten Mienen der Menge abhob.
Der Mann hob sich ab durch
seinen ernsten Gesichtsausdruck und die Entschlossenheit, die an jeder Falte und
Linie abzulesen war.
Sein Blick war auf die
marschierende Ehrengarde gerichtet, und selbst in diesem Meer aus Gesichtern
verlor er den Mann, der mit ihnen Schritt hielt, nicht aus den Augen.
Er hatte etwas Vertrautes an
sich, doch Zahariel konnte sich nicht erinnern, woher er den Mann kannte ...
bis auf einmal ein Schatten auf dessen Gesicht fiel und er die Hakennase und
das hervorstechende Kinn bemerkte.
Die Frage, wie es dem Mann
möglich war, ihnen so problemlos durch die Menge zu folgen, wurde schnell beantwortet,
als Zahariel unter dem schlichten Wollumhang eine Rüstung aufblitzen sah. Da
wusste er, wo er ihn schon einmal gesehen hatte.
Er erinnerte sich an das
Gewölbe unter der Kreiskammer, an die Laternen und eine unter Kapuzen
verborgene Gruppe, die einen Verrat diskutierte. Das Licht hatte genügt, um
eines der Gesichter zumindest teilweise zu bescheinen ... das Gesicht des
Mannes, der jetzt mit unheilvoller Zielstrebigkeit in Richtung jenes Podests
eilte, auf dem der Löwe und der Imperator zusammentreffen sollten.
Zahariels Gedanken überschlugen
sich, und er begann zu fürchten, dass seine ernsten, an Nemiel gerichteten
Worte nicht so überzeugend gewesen waren wie gedacht.
Womöglich war seine Warnung
wirkungslos verpufft, und die Krieger beabsichtigten, ihre Pläne in die Tat
umzusetzen und den Imperator zu töten.
Zahariel drehte sich um, da er
eine Warnung rufen wollte, doch die Worte kamen ihm nicht über die Lippen.
Gerade noch rechtzeitig wurde ihm bewusst, dass man ihn und Nemiel sonst für
das belangen würde, was dieser Mann vorhatte. Wer würde glauben, dass sie beide
nur als Zuhörer zu dem Treffen gegangen waren, weil man ihn mit Versprechen
über eine offene Diskussion zur Zukunft geködert hatte?
Angst schnürte ihm die Kehle
zu, und als ihn die unverrückbare Überzeugung überkam, dass etwas Schreckliches
geschehen musste, wurde ihm übel. Zwischen Schuldgefühlen und Angst gefangen,
brauchte er einen Moment, ehe er sich zu einem kühnen Zug entschied und seinen
Platz verließ.
Überraschte Laute begleiteten
sein Ausscheren aus der Ehren-garde, und er spürte Lord Cyphers wütenden Blick
im Nacken, als er zu den Rittern ging, die die Menge zurückhielten. Sie machten
ihm Platz, da sie nicht
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