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DGB 06 - Gefallene Engel

DGB 06 - Gefallene Engel

Titel: DGB 06 - Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitchel Scanlon
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halten, wenn man in
einer Rüstung steckt, in einer Hand eine Pistole und in der anderen ein
Motorschwert hält. Aber wenn man sich einer solchen Kreatur stellt, dann
bedeuten diese Dinge gar nichts mehr. So etwas kann man nicht auf die leichte
Schulter nehmen. Das ist eine ernste Angelegenheit.«
    »Das weiß ich«, gab Zahariel
zurück. »Versteh das nicht falsch. Mir sind die Gefahren sehr wohl bewusst. Ich
weiß, was da auf mir lastet. Aber was du für ein schreckliches Problem hältst,
sehe ich als Vorteil an. Du kennst die Lehren des Ordens so gut wie ich. Bei
allen Lektionen mit unseren Meistern, bei allen Gefechtsübungen, bei allen
Scheinduellen und Turnieren haben wir immer nur eines angestrebt:
Vortrefflichkeit. Das ist die einzige Eigenschaft, die dem Leben eines Mannes
einen Sinn geben kann. Sie ist das Einzige, wodurch wir zu Rittern aufsteigen
können. Du kennst die Worte: >Das Leben der Menschen sollte dem Streben nach
Vortrefflichkeit in allen Formen gewidmet sein, als Spezies ebenso wie als
Individuen.<«
    »Du musst mir nichts aus dem Verbatim zitieren«, herrschte Nemiel ihn an. »Meister Ramiel hat uns diese Texte so
hartnäckig eingetrichtert, dass ich sie ebenso gut kenne wie du.«
    »Dann wirst du dich auch an
eine andere Passage erinnern: >Um diese Vortrefflichkeit zu erreichen und zu
demonstrieren, werden wir unsere Grenzen ausloten. Nur durch die härtesten
Herausforderungen können wir unseren wahren Charakter kennenlernen.< Das
lehrt uns der Orden: unsere Grenzen, die härtesten Herausforderungen. Ich würde
mich wohl kaum an diesen Lehren orientieren, wenn ich die Jagd mit dem Argument
abgelehnt hätte, sie könnte zu strapaziös oder zu gefährlich sein.«
    »Zugegeben, das sind unsere
Ideale«, pflichtete Nemiel ihm bei.
    »Aber gleichzeitig müssen wir
auch realistisch bleiben. Wenn die Geschichten über diese Bestie stimmen, dann
gehört sie zu der Sorte, mit der es nur eine Gruppe erfahrener Ritter aufnehmen
kann. Selbst Lord Jonson trug schwere Verletzungen davon, bis es ihm gelang,
seinen calibanischen Löwen zu besiegen. Das ist keine Herausforderung, die sich
für einen Anwärter eignet.«
    »Damit könntest du Recht
haben«, räumte Zahariel ein. »Aber als Amadis mir seine Pistole gab, da musste ich
mich zu dieser Jagd verpflichten. Wenn wir uns unsere Pflichten danach
aussuchen, wie leicht und ungefährlich sie sind, dann unternehmen wir den
ersten Schritt auf dem Pfad, der in unseren Untergang führt. Außerdem will ich
mich nicht mit dir streiten. Die Entscheidung ist gefallen, und es ist zu spät,
um noch etwas daran zu ändern. Ich habe mein Wort gegeben, und wir können jetzt
nichts weiter tun, als noch einmal anzustoßen und darauf zu hoffen, dass wir
uns lebend wiedersehen werden.«
    Zahariel stand auf und hob
seinen Kelch. »Auf das morgige Leben«, sagte er.
    Nemiel lächelte resigniert und
hob ebenfalls seinen Kelch. »Auf das morgige Leben«, erwiderte er. Tränen schimmerten
in seinen Augen.
     
     
     
     
     
     
     
     
    Acht
     
     
     
    »DU MUSST DEN WEG NACH OSTEN
NEHMEN«, sagte der Waldarbeiter und ging zu Fuß vor Zahariel her, der ihm auf
seinem Streitross folgte. »Du gehst weiter, bis du eine Lichtung erreichst, die
gleich hinter einem Baum liegt, der vom Blitz getroffen wurde. Der ist
pechschwarz und in der Mitte gespalten, kann man gar nicht übersehen. Dorthin
war die Gruppe unterwegs. Kann natürlich sein, dass sie nie dort angekommen
sind. Aber falls doch, solltest du von da an deren Fährte aufnehmen können.«
    Der Mann hieß Narel. Lord
Domiel von Endriago hatte ihn mit Zahariel bekannt gemacht, als er im Begriff
war, durch das gesplitterte und notdürftig geflickte Tor die Stadt und ihre
verängstigten Einwohner hinter sich zurückzulassen.
    Narel war einer der
Waldarbeiter, die in der Burg lebten, und er arbeitete auf dem Land rings um
die Stadtmauer. Er war mutiger als seine Kameraden, weshalb er sich auch
bereiterklärt hatte, Zahariel in den Wald zu führen, wo er nach der Bestie
suchen wollte.
    Genauer gesagt hatte er
Zahariel versprochen, ihm den Weg zu zeigen, den eine Gruppe aus Männern und
Frauen genommen hatte, die am Tag zuvor loszogen, um dringend benötigtes
Brennholz und Nahrung zu sammeln, jedoch nicht mehr zurückgekehrt waren.
    »Die Leute haben sie gewarnt,
wie leichtsinnig dieser Versuch war«, erzählte Narel. »Sie sagten ihnen, dass sie
ganz bestimmt der Bestie begegnen würden. Aber was sollten sie machen? Sie
hatten

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