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DGB 06 - Gefallene Engel

DGB 06 - Gefallene Engel

Titel: DGB 06 - Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitchel Scanlon
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die Besatzung geschützt bis
zur Burgmauer gelangen konnte, um dort Sprengladungen anzubringen.
    Zumindest in der Theorie.
    Als Zahariel ihr Vorrücken
beobachtete, musste er mit ansehen, wie ein flammendes Geschoss in hohem Bogen
von der Festungs-mauer abgefeuert wurde und die Panzerung des vordersten
Anikols durchschlug. Im nächsten Moment verging die Belager-ungsmaschine in einer
gewaltigen Explosion.
    »Ein Glückstreffer«,
kommentierte Nemiel. »Sie müssen eine Schwachstelle in der Panzerung getroffen
haben. Die beiden anderen werden sie nicht mühelos ausschalten können. Eines
der Anikols wird durchkommen, und dann sind wir am Zug. Der Ansturm wird sich
auf die Südmauer konzentrieren. Sobald die Anikols eine Öffnung in die Mauer
gerissen haben, werden wir die erste Angriffswelle übernehmen.«
    »Das heißt, wir setzen alles
auf eine Karte?«, fragte Zahariel unschlüssig.
    »Keineswegs.« Nemiel schüttelte
den Kopf. »Zur gleichen Zeit wird es Ablenkungsmanöver von Norden, Osten und
Westen geben, damit die Ritter des Lupus-Ordens ihre Krieger aufteilen müssen.
Aber das ist noch nicht das Beste.«
    »Und was wäre das?«
    »Um den Feind in noch größere
Verwirrung zu stürzen, wird jede Einheit auf andere Weise vorrücken. Die Ostmauer
wird mit Belagerungstürmen angegriffen, im Westen kommen Leitern und Greifhaken
zum Einsatz.«
    »Sehr geschickt«, urteilte
Zahariel. »Die werden nicht wissen, was davon Finte ist und was nicht.«
    »Es wird noch besser«, gab
Nemiel zurück. »Rate mal, wer den Angriff auf die Nordseite anführen wird.«
    »Wer?«
    »Der Löwe.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, tatsächlich.«
    Während sie zusahen, wie die
verbliebenen Anikols weiter vorrückten, erwiderte Zahariel: »Ich kann nicht glauben,
dass der Löwe den Angriff auf die Nordmauer anführen wird. Das ist doch nur ein
Ablenkungsmanöver, und dabei sollte man annehmen, er würde den eigentlichen
Angriff leiten.«
    »Das ist wohl der Hintergedanke
dabei«, entgegnete Nemiel.
    »Wenn die Ritter des
Lupus-Ordens den Löwen von Norden vorrücken sehen, werden sie annehmen, dass
der eigentliche Angriff von dort erfolgt. Sie werden ihre Truppen dort konzen-trieren,
womit wir es deutlich leichter haben werden.«
    »Dennoch ist das schrecklich
riskant«, fand ein besorgter Zahariel.
    »Ohne den Löwen wäre es nie zum
Feldzug gegen die großen Bestien gekommen. Außerdem ist er mindestens zwei
Köpfe größer als jeder andere auf Caliban. Selbst wenn die Scharfschützen ihn nicht
erwischen, besteht die Gefahr, dass die aus Norden kom-mende Streitmacht
überrannt wird, weil sie zahlenmäßig unterlegen ist. Ich weiß nicht, ob der
Orden den Verlust des Löwen verwinden könnte. Ich weiß nicht mal, ob Caliban
das unbeschadet überstehen würde.«
    »Allem Anschein nach wurden die
gleichen Argumente bei einer Strategiebesprechung angeführt, bei der der Löwe
seinen Plan vortrug«, flüsterte Nemiel ihm verschwörerisch zu, obwohl er genau
genommen brüllen musste, um den Lärm des Sperrfeuers zu übertönen. »Es heißt,
dass Sar Luther ganz entschieden dagegen war. Jonson bat ihn, den eigentlichen
Angriff anzuführen, aber Luther soll sich zunächst geweigert haben. Er sagte,
er habe nicht so viele Jahre Seite an Seite mit ihm gekämpft, um ihn jetzt bei
seinem gefährlichsten Unterfangen allein losziehen zu lassen. Er sagte, sein
Platz sei dort, wo er immer gewesen war, nämlich an der Seite des Löwen, bis
der Tod sie beide ereile. >Wenn du stirbst, werde ich mit dir sterben.<
Das waren Luthers Worte.«
    »Jetzt weiß ich, du saugst dir
das alles aus den Fingern«, ging Zahariel dazwischen. »Woher willst du wissen,
was Sar Luther gesagt hat? Du warst nicht dabei. Du hast dir das ausgedacht,
und dann hast du es zu unbedacht ausgeschmückt. Das ist nur Klatsch, der im Lager
die Runde macht.«
    »Klatsch ist es, das stimmt«,
pflichtete Nemiel ihm bei. »Aber aus zuverlässiger Quelle. Ich hörte es von Varael.
Du kennst ihn sicher. Er war Schüler von Meister Ramiel, doch er ist ein Jahr
älter als wir. Er erfuhr es von Yeltus, der es von einem der Seneschalle hörte,
der wiederum jemanden kennt, der sich im Kommandozelt aufhielt, als es gesagt
wurde. Es heißt, dass sich Jonson und Luther heftig gestritten haben, aber
schließlich sei Luther auf die Wünsche des Löwen eingegangen.«
    »Fast wünschte ich, er hätte es
nicht getan«, brummte Zahariel.
    »Versteh mich nicht falsch,
Luther ist ein großartiger Mann, doch als

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