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DGB 06 - Gefallene Engel

DGB 06 - Gefallene Engel

Titel: DGB 06 - Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitchel Scanlon
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verstehen, er solle
ihm folgen. »Dann komm mit, Bruder, damit du siehst, was deine hohen Ideale dir
eingebrockt haben.«
    Die verbleibenden acht Mann der
Schwertlinie standen bereits neben der vordersten Grabenwand und sahen auf den
breiten Streifen zwischen den Belagerern und der Festung. Als Zahariel näher
kam, tauchte der Schein der in der Nähe abgefeuerten Kanonen sie immer wieder
in gelbliches Licht.
    Alle Männer waren bewaffnet und
trugen die gleiche Art Rüstung wie Zahariel, dazu eine Pistole mit explosiven
Patronen und ein Kettenschwert. Über der schwarzen Rüstung trugen sie Chorrock
mit dem nach unten weisenden Schwert, dem Emblem des Ordens.
    Es war Tradition für die
Ordensritter, darauf zu achten, dass die Chorröcke makellos weiß blieben. Umso überraschter
war Zahariel, als er sah, dass sie alle von Kopf bis Fuß mit Schlamm bespritzt
waren.
    »Du bist viel zu sauber,
Bruder«, sagte Sar Hadariel, als der sich umdrehte und in seine Richtung sah.
»Hat dich niemand informiert? Der Löwe hat die Anweisung ausgegeben, dass wir
unsere Chorröcke schwärzen, damit wir für die feindlichen Schützen kein so
deutliches Ziel abgeben, wenn der Angriff beginnt.«
    »Das tut mir leid, Sar«,
erwiderte Zahariel. »Davon war mir nichts bekannt.«
    »Ist nicht schlimm, Junge.
Jetzt weißt du es. An deiner Stelle würde ich auch schnell etwas dagegen
unternehmen. Der Befehl wird jeden Moment gegeben, und dann willst du nicht der
Einzige sein, der bei einem nächtlichen Angriff Weiß trägt.«
    Sar Hadariel schaute zur
feindlichen Festung, während sich Zahariel sputete, die Anweisung des Mannes zu
befolgen. Er löste den Gürtel, der den Chorrock zusammenhielt, dann zog er ihn
über den Kopf und drückte den Stoff in die morastigen Pfützen des Grabens.
    »Ich habe ja schon immer
gesagt, dass originelle Lösungen deine Spezialität sind«, meinte Nemiel, als
sich sein Cousin aufrichtete und den durchweichten, schlammbraunen Chorrock
umlegte. »Wir alle haben zehn Minuten damit verbracht, uns mühselig mit
Schlammklumpen einzuschmieren, und du brauchst dafür keine fünfzehn Sekunden.
Allerdings weiß ich nicht, was das über deinen Charakter aussagt, wenn deine
größte Leistung darin besteht, dich in Rekordzeit zu beschmutzen.«
    »Du bist nur neidisch, weil dir
das nicht in den Sinn gekommen ist«, gab Zahariel zurück. »Ansonsten würdest du
jetzt sicher behaupten, für die wichtigste Entwicklung in der Kriegführung
verantwortlich zu sein, seit man mit der Zucht der Streitrösser begonnen hat.«
    »Wenn ich darauf gekommen wäre,
dann wäre es auch etwas sehr Vernünftiges«, hielt sein Cousin dagegen.
    »Der Unterschied zwischen uns
ist, dass ich durch voraus-schauendes und gründliches Nachdenken auf gute Ideen
komme, während du üblicherweise bloß mal wieder Glück hast.«
    Sie mussten beide lachen, auch
wenn er vermutete, dass es mehr mit der Anspannung zu tun hatte als damit, dass
Nemiels Worte lustig gewesen wären.
    Es war ein vertrautes Spiel,
das sie seit ihrer Kindheit spielten und in das sie immer dann verfielen, wenn
die Nervosität in den letzten Minuten vor einem Kampf zu groß wurde.
    Es war die Art von Spiel, das
nur Brüder spielen konnten.
     
    »Sie lassen die
Belagerungsmaschinen vorrücken«, meldete Nemiel, der das Geschehen außerhalb
des Schützengrabens verfolgte. »Lange kann es nicht mehr dauern, bis wir das
Signal bekommen. Und dann stecken wir mitten im Gewühl.«
    Als würde der Feind auf Nemiels
Bemerkung reagieren, verstärkte der seine Anstrengungen und bombardierte die
Belagerer noch heftiger. Während der Lärm des Sperrfeuers ohrenbetäubende
Ausmaße annahm, wurde Zahariel bewusst, dass sein Cousin Recht hatte. Der
Angriff stand unmittelbar vor seiner entscheidenden Phase. Vor ihnen auf dem
freien Streifen Land zwischen den Belagerern und der Festung bewegten sich drei
Anikols langsam auf den Feind zu.
    Jedes Anikol — benannt nach
einem auf Caliban heimischen Tier, das sich mit einer Art Panzerschale vor dem
Zugriff von Raubtieren schützte — war ein Schutzdach auf Rädern, bedeckt mit
einem Flickenteppich aus sich überlagernden Panzerplatten.
    Darunter waren die Männer
sicher vor den feindlichen Pro-jektilen. Fortbewegt wurde es allein von der
Muskelkraft von einem Dutzend Männern, so dass ein Anikol zwangsläufig eine
langsame und unhandliche Belagerungswaffe darstellte.
    Der einzige Nutzen bestand darin,
feindliche Feuerkraft auf sich zu lenken, während

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