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DGB 08 - Am Abgrund

DGB 08 - Am Abgrund

Titel: DGB 08 - Am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Counter
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Hybris des Imperators, das keine Gefühlsregung
verspürte.
    »Wie eigenartig, mein Meister,
dass diese Astartes in einer so emotionalen Weise auf unsere Arbeit reagieren.«
    »Sie sind Fleisch, Magos
Epsolon, und deshalb lassen sie sich von kleinen Dingen leiten«, antwortete
Kelbor-Hal dem gebeugten Akoluthen, der neben ihm stand.
    Der Fabrikator-General hatte
ganz gezielt an Bord seiner eigenen Barkasse die weite Reise vom Mars nach
Thule zurückgelegt. Dabei hatte er vorgegeben, die Jupiter-Schiffswerften zu
besuchen, atmosphärische Bergbau-Arbeiten auf der Jupiteroberfläche zu
beobachten, sich ein Bild von den Arbeiten auf Io zu machen und sich mit der
Produktion von Fahrzeugen und Panzerung in den Schwarmstädten auf Europa zu
beschäftigen. All das genügte, um seine Anwesenheit auf Thule zu erklären.
Tatsache war, dass der Fabrikator-General Zeuge dieses bewegenden Ereignisses
hatte sein wollen. Es war kein Stolz, der ihn antrieb, denn für jemanden, der
einer absoluten Gemeinschaft mit dem Omnissiah so nahe war wie er, geschah es
mehr aus dem Zwang heraus, ein Zeichen zu setzen.
    Eine Unternehmung war für den
Fabrikator-General fast wie jede andere, da die Anforderungen an Form und
Funktion den Bedarf an Feierlichkeit und Erhabenheit überwogen. Und doch stand
er jetzt hier, in schwarze Gewänder gehüllt, als ein Symbol für seine Treue
gegenüber dem Kriegsmeister und als Zeichen dafür, wie er dessen Sache
verschrieben war. Hatte er nicht den Meisteradepten Urtzi Malevolus
gutgeheißen, damit der Horus' Rüstung schmiedete? Hatte er nicht auch die
Bestellung großer Mengen an Material, Munition und Kriegsgerät genehmigt? Ja,
das alles hatte er getan, weil es seinen Zwecken dienlich war, dem wachsenden
Verlangen — oder vielmehr der eigentlichen Programmierung — aller Diener des
großen Maschinengottes nachzugeben, nach und nach eins mit der schlummernden
Gottheit zu werden. Horus hatte den Mars in seinem Streben nach der göttlichen
Maschine befreit und damit die Läuterung durch den Imperator rückgängig
gemacht. Für Kelbor-Hal stellte sich die Frage, wem er und das Mechanicum treu
waren, als eine rein logische Frage dar, für deren Beantwortung er nur ein paar
Nanosekunden hatte berechnen müssen.
    »Er sieht dort Schönheit, wo
wir Funktion und Form sehen«, fuhr der Fabrikator-General fort. »Stärke, Magos
Epsolon, Stärke aus Feuer und Stahl. Das ist es, was wir geschaffen haben.«
    Magos Epsolon, ebenfalls in
Schwarz gekleidet, nickte zu-stimmend und war dankbar dafür, von seinem
Überlord aufgeklärt zu werden.
    »Immerhin sind sie in gewisser
Weise Menschen«, erklärte der Fabrikator-General weiter. »Und von dieser
Schwäche sind wir so weit entfernt wie die Kogitatoren an Bord dieses Schiffs.«
    Kelbor-Hal war ungeheuer groß
und alles andere als menschlich, wenn man seinen Brustkasten sah, der unter
seinen Gewändern zum Vorschein kam und geriffelte Schläuche und rankenartige
Servos aufwies, die Organe, Adern und Fleisch ersetzten. Über ein Gesicht
verfügte er nicht mehr, stattdessen hatte er einer kalten Stahlmaske den Vorzug
gegeben, die mit einer sonderbaren Ansammlung vertieft eingesetzter, grüner
Dioden anstelle von Augen aufwartete. Ein Satz Mechadendriten-Klauen und Arme
erstreckte sich wie bei einem Arachniden von seinem Rücken aus nach vorn,
komplett mit Klingen, Sägen und anderer obskurer Maschinerie. Seine Stimme war
frei von irgendwelchen Gefühlsregungen und wurde auf synthetische Weise von
einem Kom-Implantat erzeugt, das künstliche Kälte und Desinteresse verströmte.
    Während Kelbor-Hal zusah, wie
die Astartes-Scharen durch die nabelschnurgleichen Schläuche an Bord gingen,
die sich von den Laderampen des Schiffs bis zur Kuppel erstreckten, was ihr
prahlerischer Anführer mit vor phlegmatischem Stolz geschwellter Brust
mitverfolgte, warnte ihn die interne Uhr in seinen Gedächtnis Engrammen, dass
die Zeit knapp wurde.
    Mit dumpfem Lärm erwachten die
Steuerdüsen der Tosender Abgrund zum Leben, und das große Schiff begann
in vertikaler Richtung an den Klammern zu ziehen. Dann folgte ein tiefes, aber
beharrliches Summen der sich steigernden Leistung des erwachen-den
Plasmaantriebs, das man sogar durch das Plexiglas der Kuppel hindurch
wahrnehmen konnte. Die Astartes und ihre Crew waren an Bord gegangen, und nun
war die Tosender Abgrund im Begriff zu starten.
    Eine Datensonde schob sich aus
dem Ende eines der zuckenden Mechadendriten des Fabrikator-General

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