Two Night Stand
1
‚Dieser Geruch’…
Shona sog ihn richtig in sich auf. Sie liebte diese Mischung, es roch nach Motorenöl, Abgasen und Gummi, einfach nur perfekt. In ihrer Vorstellung gab es keinen schöneren Ort, um ihren Tag zu verbringen. Auch wenn manche die Nase darüber rümpften, für Shona duftete es hier einfach nur himmlisch gut.
Nie könnte sie sich vorstellen, in einer Parfümerie zu arbeiten, schon allein der Gedanke daran ließ sie erschaudern. Sie bekam sogar regelrecht Kopfschmerzen, wenn sie, was selten vorkam, mal in so einen Laden hineingehen musste.
Shona grinste in sich hinein. Ihre Schwester Chloe sah das alles natürlich ganz anders, sie schimpfte immer mit ihr, wenn sie nach Werkstatt roch.
„Sissi, kannst du mal kommen? Ich brauche hier deine kleinen Hände“, Franz Mertens‘ Stimme schallte durch die große Halle.
„Ich komme“, Shona machte sich auf den Weg zu ihrem Chef, er stand unter einem Auto und sah sie mürrisch an. „Die heutigen Kisten sind so dermaßen verbaut, da komm’ ich einfach nicht mehr ran“, maulte er.
„Kein Problem“, Shona hüpfte zu ihm in die Grube und ließ sich erklären, was zu tun war.
Sie konnte seinen Unmut verstehen, viele ältere Kunden beklagten sich ebenfalls darüber, dass sie heute kaum noch etwas an ihren Autos selbst machen konnten, weil es zu viel verspielte Elektrik gab. Für Shona war das nichts Ungewöhnliches, aber die vorherige Generation der Mechaniker kämpfte damit.
„Hab’ ich mir doch gedacht, dass du mit deinen Fingerchen da eher dran kommst, Sissi“, lachte ihr Chef sie an. „Klasse, Kleine.“
„Kein Problem“, Shona krabbelte aus der Grube zurück und ging wieder zu dem Wagen, den sie gerade wartete.
„Hey Prinzessin, kannste mal Kaffee kochen?“
Shona beschloss, diese nervige Stimme einfach zu überhören, und sah gar nicht erst aus dem Motorraum auf.
„Hey Sissi – biste taub?“
Sie konnte hören, dass er grinste, doch sie nahm sich fest vor, sich nicht von ihrem dämlichen Kollegen provozieren zu lassen. Jens wusste nämlich ganz genau, wie er sie auf die Palme bringen konnte, und dass ihm das auch jedes Mal gelang, ärgerte sie noch zusätzlich.
„Sissi-Maus…“, säuselte er jetzt weiter, dann spürte sie, wie er eine Hand auf ihren Po legte.
Sofort lösten sich ihre guten Vorsätze in Luft auf. „WENN DU NICHT GLEICH MEINEN SCHRAUBENSCHLÜSSEL ZWISCHEN DEINEN EIERN HABEN WILLST, DANN HÄLTST DU BESSER SOFORT DIE KLAPPE!“
Shona spürte, wie ihr Puls raste und ihre Halsschlagader heftig pulsierte. „UND NIMM DEINE SCHEISSGRIFFEL VON MIR!“, fauchte sie ihn weiter an.
„Schon gut, Sissi“, Jens machte eine abwehrende Handbewegung und trat prompt einen Schritt zurück. „War doch nur Spaß!“, er wirkte richtig überrascht.
„ICH SCHEISS AUF DEINEN SPASS!“, keifte sie weiter. „Und koch’ dir deinen verfickten Kaffee selbst!“
„Jens, hör auf, Sissi zu ärgern“, Franz Mertens war zu ihnen gekommen, gefolgt von Adam, einem weiteren Mechaniker, dem man deutlich ansehen konnte, dass er nur schwer einen drohenden Lachanfall zurückhalten konnte.
„Ich hab’ sie nur gefragt, ob sie nicht Kaffee kochen könnte“, rechtfertigte Jens sich.
„Du hast mich befummelt, du Drecksack“, zeterte Shona weiter. „Das nächste Mal trete ich dir ohne Vorwarnung ins Gemächt! Geh’ in den Puff, wenn du es so nötig hast!“
„Gut, jetzt beruhigen wir uns alle mal wieder, ja?“, versuchte ihr Chef zu beschwichtigen. „Jens, lass deine Finger bei dir, und Sissi, mäßige bitte deinen Ton, es könnten Kunden hier sein…“
„Sind es aber nicht“, knurrte Shona.
„Es KÖNNTEN aber!“, beharrte ihr Chef.
„Immer stänkert er herum“, sie dachte gar nicht erst daran, sich so schnell zu beruhigen. „Und anfassen lasse ich mich ganz bestimmt nicht!“
„Wenn du Sissi noch einmal anpackst, klebe ich dir eine. Verstanden?“, mischte Adam sich jetzt ein.
Shona schenkte ihm einen dankbaren Blick. Sie mochte ihren Kollegen sehr, er war von Anfang an freundlich zu ihr gewesen und hatte sie in Schutz genommen, wenn die anderen Kollegen sie zu sehr ärgern wollten.
Als sie hier begonnen hatte, gab es viele Ressentiments ihr gegenüber, man befürchtete, dass zu viel Rücksicht auf sie genommen werden müsste, doch Shona hatte sich durchgebissen und sich mit ihrem Fleiß und ihrem Fachwissen Achtung in diesem Männerberuf erkämpft.
Nur Jens – der konnte sich ganz offenbar
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