DGB 08 - Am Abgrund
wütende Energie auf sie
übersprang.
Durch die Drähte und Kabel
floss diese Energie in die schrumpeligen Leiber der Astropathen, die jetzt kaum
mehr als menschliche Leiter darstellten. Gleichzeitig warfen sie den Kopf nach
hinten, und ein Rückstoß aus reiner psionischer Kraft wurde in einem
verheerenden Todesschrei entfesselt, der im Raum widerhallte. Die Astropathen
wurden auch dafür zum Leiter, wobei die Energie dieser psionischen Übertragung
um ein Vielfaches stärker war als der Warp in seinem gegenwärtigen explosiven
Zustand.
Die Wände erzitterten unter dem
Ansturm, auf dem Raumhafen Vangelis gingen die Lichter aus.
Die Brücke der Tosender
Abgrund war wie eine ausladende Stadt im Miniaturformat. Die
Kogitatorenbänke glichen Schwarmtürmen, die entlang jener Straßen weit in die
Höhe ragten, die von den unverkleideten industriellen Eisenplatten an Deck
gebildet wurden. Die verschiedenen Mitglieder der Brückencrew saßen in
versunkenen Kommandostationen, drei Bildschirme beanspruchten ein Ende der
Brücke komplett für sich, während der Platz des Kapitäns einer Akropolis gleich
erhöht im Zentrum stand.
Hoch über der weitläufigen
Brücke befand sich ein weiteres Stockwerk, wo der astropathische Chor des
mächtigen Kriegs-schiffs seinen Platz hatte. In dem gewölbeartigen Raum war
auch das Allerheiligste des Navigators untergebracht, das in einer Art Vorraum
verborgen lag, so dass es von allem anderen abgetrennt war, wenn der
gefährliche Warp durchreist wurde.
Der Kommandothron, der auf
einem scharfkantigen fünfeckigen Podest stand, war der Platz eines Gottes.
Zadkiel war dieser Gott, der
auf eine ihm ergebene Stadt hinabsah. »Hört hin«, forderte er die auf, die vor ihm
knieten und ihn anbeteten. Das wohlklingende Grollen des Plasma-Antriebs der Tosender
Abgrund , das durch die dicken Adamantiumplatten rund um die Schiffshülle
und das Innere gedämpft wurde, klang wie ein Kriegsschrei.
»Hört hin und nehmt den Klang
der Zukunft wahr ...« Zadkiel stand da und predigte. »... den Klang des
Schicksals.«
Drei Krieger, alle dem Wort
treu ergeben, verfolgten Zadkiels Rhetorik und erhoben sich.
»Wir geloben Ihnen unsere
Treue, Lord Zadkiel«, sagte der größte von ihnen. Seine Stimme war tief und
rau, eines seiner Augen war blutrot und von Narbengewebe umgeben. Auch ohne
seine Verletzung machte sein Gesicht, das an ein Stück Granit erinnerte, ihn zu
einer Schreckensgestalt, vor der sich sogar die anderen Word Bearers
fürchteten. Er war Baelanos, ein Sturm-Hauptmann und zugleich Zadkiels
persönliche Terrorwaffe. So kräftig Baelanos auch war, fehlte es ihm doch
völlig an Fantasie, was ihn nach Zadkiels Meinung zum perfekten Gefolgsmann
machte. Er war gehorsam, todbringend und extrem loyal, was bei einem Untertan
immer hervorragende Eigenschaften darstellten.
»Das tun wir alle«, warf
Ikthalon vergnügt ein. Bei ihm handelte es sich um einen weiteren Astartes, er
war Kompanie-Hauptmann, Demagoge und Folterexperte. Im Gegensatz zu Baelanos
trug er seinen Helm auch in der Gegenwart seines Kommandanten, dabei handelte
es sich um ein Stück Rüstung in der Form eines Schädels, an dessen Schläfen
zwei Hörner befestigt waren. Sogar durch diesen Helm hindurch war Ikhtalons nur
schwach verhüllte Verachtung deutlich erkennbar. »Vielleicht sollten wir uns um
die Angelegenheiten kümmern, die unsere Aufmerksamkeit erfordern, Bruder«,
wandte er ein und verlieh dem letzten Wort einen besonders sarkastischen
Tonfall.
Zadkiel setzte sich wieder auf
den Kommandothron, der so geformt war, dass er ihm Platz bot, wenn er seine
Rüstung trug, so als sei er dazu geboren worden, den Befehl über dieses Schiffs
zu übernehmen und der Gott dieses Kriegsschiffs zu sein.
»Dann sollten wir nicht länger
kostbare Zeit vergeuden«, sagte er, wobei sein schlangengleicher Blick auf
Ikthalon ruhte.
»Das Sensorium meldet, dass die Faust von Macragge zerstört wurde. Der Test aller Waffensysteme ist
erfolgreich abgeschlossen worden«, sagte Reskiel, der im Vergleich zu den
anderen Astartes auf dem Podest noch als Jugendlicher bezeichnet werden konnte.
Sein Gesicht war hager, in den
schwarzen Augen brannte ein heftiger Hunger, schon von Geburt an. Trotz seines
jungen Alters hatte Reskiel an vielen Schlachten teilgenommen und trug voller
Stolz die neu gearbeitete, beschlagene Rüstung seiner Legion, die nach seinen
Vorstellungen möglichst bald die ersten Kriegsnarben tragen sollte. Er wurde
weithin
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