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DGB 08 - Am Abgrund

DGB 08 - Am Abgrund

Titel: DGB 08 - Am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Counter
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Steuerfrau, Streitbar
    Orcadus                                             Chefnavigator, Streitbar
     
    Eins
    Träger des Wortes
    Lasst uns unsere Mäntel ablegen
    Der Tod von Cruithne
     
     
    OLYMPUS MONS BRANNTE HELL und
spie eine Flammensäule in den Himmel. Unterhalb dieses Felsgebildes lag die
ausladende vorrangige Metropole des Mars. Auf den Fahrwegen wimmelte es von
rotgewandeten Akoluthen, gefolgt von pflichtbewussten, gehirnoperierten
Servitoren, zweibeinigen Maschinenkonstrukten, dicht gedrängten Dienern und gebieterischen
Skitarii. Habitat-Kuppeln, karge Kühltürme und monolithische Schmiedetempel
wetteiferten um die Vormachtstellung inmitten des roten Staubs.
    Weit in den Himmel ragende
Schornsteine, die von jahrtausende-langem, unermüdlichem Einsatz pockennarbig waren,
bliesen dichte, beißende Rauchwolken in den brennenden Himmel.
    Ungeschlachte Kompressoren
stießen hoch über dem emsigen Trubel Dampf aus, als sei es der Atem der Götter,
der aus verborgenen Hochöfen entwich, die man ins Herz der Welt geschnitten hatte.
    So gewaltig war das
Unterfangen, das an diesem Tag in Angriff genommen wurde, dass all dieses
Gewimmel so bedeutungslos wirkte wie ein winziges Bröckchen Kohle in den
Hochöfen der Gebirgsschmieden. Nur wenige wussten um die Bedeutung, und noch
weniger waren Zeuge des Starts einer anonymen Shuttle-drohne von einem
verborgenen Krater im Valles Marineris. Die Drohne stieg in die Stratosphäre
auf und durchdrang den wolkenartigen karmesinroten Smog. Durch zuckende Stürme
aus purpurnschwarzer Luftverschmutzung und geothermale Hitze-quellen hindurch
bahnte sie sich ihren Weg hinauf in die eisige Mesosphäre, wobei ihre
Außenhülle vor Anstrengung weißglühte.
    Mit kreischendem Plasmaantrieb
arbeitete sie sich weiter in die Thermosphäre vor, jener Schicht, die von den
Sonnenstrahlen in einen Glutofen aus unerbittlicher Hitze verwandelt wurde. Als
dann endlich die Exosphäre bewältigt war, konnte sich der Antrieb des Shuttles
erholen. Es sollte eine Reise ohne Wiederkehr sein. Das Shuttle folgte den
vorgegebenen Markierungen und bewegte sich zielstrebig auf seinen
Bestimmungsort zu. Der lag weit vom roten Staub des Marshimmels entfernt, und
ebenso weit von neugierigen Blicken und lästigen Fragestellern. Das Shuttle war
auf dem Weg zum Jupiter.
     
    Sechstausend Jahre war Thule um
die Schiffswerften des Jupiter gekreist. Hoch über der gasförmigen Oberfläche
des Planeten zog er harmlos seine Bahnen hinter den größeren galileischen
Monden Callisto, Ganymed, Europa und lo. Bei ihm handelte es sich um nichts
weiter als einen hässlichen Felsblock, dessen Schwerkraft so gering war, dass
er völlig missgestaltet war. Solche Erwägungen waren für das Mechanicum
unwichtig. Welche Bedeutung hatten Aussehen und Ästhetik für das Herz der
Maschine? Präzision, Exaktheit, Funktion nur diese Dinge zählten.
    So bedeutungslos es auch sein
mochte, sollte aus Thule jedoch etwas werden, das mehr war als nur ein karger
großer Stein.
    Gewaltige Bohrmaschinen hatten
ihn ausgehöhlt und Röhren, riesige Tunnel und Kammern geschaffen. Millionen
Diener, Drohnen und Akoluthen tummelten sich in dem unterirdischen Labyrinth,
so gewaltig war die Aufgabe, dass sie alle zum Einsatz kamen. Im Grunde war aus
Thules totem Kern ein riesiges Faktorum aus Schmiedetempeln und Kompressoren
geworden, deren pulsierendes Herz eine immense Schwerkraftmaschine war.
    Diese Konstruktion erstreckte
sich durch metallene Ranken an die Oberfläche zu Kuppeln, die sich wie
Napfschnecken an den Fels klammerten, und zu pneumatischen Hebeanlagen. Thule
war nicht bloß ein deformierter Asteroid, sondern eine Schiffswerft im Orbit um
Jupiter. Eine Werft, die Besuch bekommen hatte.
     
    »Wir stehen unmittelbar vor dem
Beginn einer neuen Ära.« Der in seinen Kragen eingebaute Kom-Verstärker ließ
Zadkiels Stimme durch den gigantisch großen Saal hallen. Hinter ihm hob sich
das Exoskelett der Thule-Schiffswerft ausladend und unheilvoll von den kalten
Weiten des Alls ab. Hier in einer der Kuppeln der Station waren er und seine
Untergebenen vor den Unbilden auf der Asteroidenoberfläche geschützt, wo Sonnenwinde
dem Gestein zu schaffen machten und es ausbleichten, bis es weiß war, während
die unerbittliche Erosion an Stickstoff reiche, dichte Staubwolken erzeugte.
    »Eine rote Dämmerung naht, und
sie wird unsere Feinde in Blut ertrinken lassen. Achtet die Macht des Wortes,
und ihr

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