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DGB 12 - Verlorene Söhne

DGB 12 - Verlorene Söhne

Titel: DGB 12 - Verlorene Söhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill
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Spaziergänge in
völliger Abgeschiedenheit, die ihn am Fuß des titanischen Bergs entlangführten,
war er auf die im Fels ver-borgenen Stufen gestoßen. Sie waren in gut hundert
Metern Entfernung von den Totensteinen in einer Felsspalte versteckt und
bildeten eine Treppe, die an der Felswand entlang steil nach oben führte und
dabei einen viel direkteren Weg bildete als den, dem die Astartes folgen
wollten.
    Aber auch wenn der Weg direkter
war, machte ihn das nicht leichter. Lemuels Morgenrock war mit Schweißflecken
übersät, und er hatte das Gefühl, dass er nicht allzu gut roch. Das Herz schlug
so laut wie die Kesselpauken eines Musikzugs, der die triumphale Ankunft des
Imperators persönlich ankündigte.
    »Wie weit noch?«, fragte
Camille, die sich über diese Gelegenheit freute, tiefer in den Berg
vorzudringen, während Kallista nicht ganz so begeistert zu sein schien. Die Astartes
lösten bei ihr Ehrfurcht und Angst zugleich aus, doch die Vorstellung, ihnen
nachzuspionieren, hatte bei ihr einen genüsslichen Nervenkitzel ausgelöst. Er
konnte ihre Aura nicht lesen, doch ihr Mienenspiel verriet, dass sie ihren
Entschluss, sie beide zu begleiten, längst bereute.
    Lemuel blieb stehen, schaute
zum metallisch gelben Himmel hinauf und nutzte den Moment, um wieder zu Atem zu
kommen und sein Herz dazu zu bringen, etwas langsamer zu schlagen.
    »Noch etwa zehn Minuten, würde
ich sagen«, antwortete er.
    »Wirst du noch so lange
durchhalten?«, erkundigte sich Camille nicht nur im Scherz.
    »Kein Problem«, versicherte er
ihr und trank einen Schluck Wasser aus seiner Feldflasche. »Ich bin hier schon einmal
raufgegangen. Viel weiter nach oben müssen wir nicht, wenn ich das richtig in
Erinnerung habe.«
    »Brich uns bloß nicht zusammen«,
ermahnte ihn Camille.
    »Ich habe nämlich keine Lust,
dich nach unten zu tragen.«
    »Ihr müsst mir nur einen Tritt
geben, dann rolle ich von ganz allein nach unten«, erwiderte er und versuchte,
die Stimmung etwas aufzulockern.
    »Ernsthaft!«, beharrte Camille.
    »Meinst du wirklich, du hältst
das durch?«
    »Ja, keine Sorge«, beteuerte er
mit mehr Überzeugung, als er eigentlich selbst verspürte. »Glaubt mir, es ist
die Mühe wert.«
    Als sie sich bei den
Totensteinen aufgehalten hatten, war es ihm noch wie ein großes Abenteuer
vorgekommen, das sie zu dritt bestreiten konnten, doch durch die Taubheit
seiner Sinne, die er jetzt wahrnahm, kam es ihm vor, als hätte man seine Ohren
versiegelt und die Augenlider zugenäht. Von unten betrachtet erschien der Berg wie
eine schwarze Wand aus Nichts, nun dagegen fühlte es sich an, als wollte dieses
Nichts ihn als Ganzes verschlucken.
    Er reichte die Wasserflasche
weiter und war dankbar dafür, dass Kallista und Camille genau wie er für eine kurze
Verschnaufpause zu haben waren. Es war bereits früher Abend, aber die Hitze des
Tages hatte noch nicht nachgelassen. Zumindest fanden sich hier einige Schatten.
Sie konnten sich eine Pause leisten, da Lemuel wusste, dass man für die einzige
andere Strecke mindestens eine Stunde benötigte, was sogar für Astartes galt.
    Lemuel nahm das Halstuch ab und
wischte sich übers Gesicht. Als er fertig war, fühlte sich der Stoff so
durchtränkt an, dass er ihn erst einmal auswringen musste. Neben ihm stand
Camille und legte den Hals in den Nacken, während sie versuchte, die Spitze
auszumachen.
    »Und wohin genau führt diese
Treppe?«, fragte sie.
    »Etwas weiter rauf gibt es ein
Plateau«, sagte er.
    »Es sieht aus wie eine Art
Aussichtsplattform.«
    »Wofür eine
Aussichtsplattform?«, wunderte sich Kallista.
    »Man überblickt von da ein
weites Tal, das ich als den Tempel der Syrbotae bezeichne.«
    »Syrbotae? Was ist das?«,
wollte Camille wissen.
    »Eine sehr alte Legende aus
meiner Heimat«, erwiderte er.
    »Die Syrbotae waren eine Rasse
von Riesen aus dem aethiopi-anischen Königreich Meroe.«
    »Und warum bezeichnest du das
Tal so? Als Tempel, meine ich«, fragte Kallista, die innerlich vor dem Wort zurückschreckte.
    »Das wirst du verstehen, wenn
wir dort sind.«
    »Mit deiner Wortwahl könntest
du dich irgendwann in Schwierig-keiten bringen«, warnte ihn Camille.
    »Keineswegs, meine Liebe«, gab
er zurück. »Wenn die Thousand Sons eines ganz sicher sind, dann Rebellen. Ich glaube,
sie wüssten die Ironie zu schätzen.«
    »Rebellen? Was redest du da?«,
fragte Kallista verärgert.
    »Gar nichts«, sagte Lemuel, da
ihm klar geworden war, dass er bereits zu viel gesagt hatte.

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