DGB 12 - Verlorene Söhne
seidenen Banner flattern, Salzkristalle tanzten durch die Luft.
»Wolfslord Skarssen«, sagte
Magnus. »Ich habe Ihre Nachricht verstanden, aber hier auf Aghoru gibt es noch viel
zu tun, bevor wir uns der Legion Ihres Vaters anschließen können.«
»Diese Welt ist doch gefügig,
oder nicht?«, fragte Skarssen. Sofort nahm Ahriman die Verwirrung in den Reihen
der Space Wolves wahr, da ihr Anführer auf einmal in einem unterwürfigen
Tonfall redete.
»Das ist sie«, bestätigte
Magnus.
»Was gibt es denn dann hier
noch zu tun?«, wunderte er sich.
»Es gibt Welten, die erst noch
unterworfen werden müssen, und die Schlagkraft Ihrer Legion wird benötigt. Ihre
Waffenbrüder rufen nach Ihnen, und es ist die Pflicht eines Kriegers, dann zu
kämpfen, wenn er gerufen wird.«
»Das mag auf Ihrer Welt so
sein«, gestand Magnus ihm zu. »Aber wir befinden uns hier nicht auf Fenris, und
wann die Thousand Sons kämpfen, entscheide ich, nicht der Wolfskönig, und ganz
sicher nicht Sie. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?«
»Das haben Sie, Lord Magnus,
aber ich habe einen Blutschwur geleistet, nicht ohne Sie zurückzukehren.«
»Das ist nicht mein Problem,
und somit muss darüber auch nicht diskutiert werden.« Sein ungeduldiger Tonfall
war nicht zu überhören.
»Dann befinden wir uns in einer
Pattsituation.«
»Ja, den Anschein hat es«,
erwiderte Magnus.
Ahriman konzentrierte sich ganz
auf die Wörter vor ihm, die Schreibfeder kratzte über das dicke Papier, als er die
Ereignisse des Morgens in seinem Grimoire festhielt. Natürlich gab es von den
Geschehnissen auch andere Aufzeichnungen, aber bei keiner dieser Versionen
besaßen die Verfasser ein echtes Verständnis für das, was tatsächlich
vorgefallen war. Die Worte strömten aus ihm heraus, ohne dass er sie bewusst
denken musste, während er sich durch die Aufzählungen aufwärts bewegte, damit
der natürliche Rhythmus von Erinnerung und Intuition ihn führen konnte.
Er schloss die Augen, setzte
seinen Körper aus Licht frei und ließ ihn aus seinem Fleisch aufsteigen. Die
Strömungen des Großen Ozeans trugen ihn in die Dunkelheit, und Ahriman hoffte,
einen Blick auf Kommendes werfen zu können. Schnell verdrängte er diesen
Gedanken, denn es würde seine Erfolgsaussichten nur schmälern, wenn er an einem
solchen Ort der Emotionen das Verlangen des Egos in den Mittelpunkt rückte.
Seine Verbindung zur
stofflichen Welt verblasste, und der Große Ozean schwoll um ihn herum an, ein
Mahlstrom aus nicht-existenten Farben, namenlosen Gefühlen und bedeutungslosen
Dimensionen.
Gelegentliche Wellen, ausgelöst
durch mächtige Geister, eindringliche Gefühle und urtümliches Verlangen trieben
ihn weiter voran. Der Zorn der Space Wolves war ein rotes Riff aus schroffer
Direktheit, die atemlose Lust zweier sich paarender Memoratoren zeigte sich als
purpurner Wirbel aus wider-sprüchlicher Begierde. Die Angst eines
Legionsdieners, der eine Salbe auf einen entzündlichen Ausschlag auftrug, war
als leuchtend grüner Spritzer zu sehen. Ein mattes Ockergelb war dagegen eine
andere Dienerin, die Pläne schmiedete, wie sie am besten Karriere machen
konnte.
Sie alle stiegen um ihn herum
wie Rauch in einem Tempel nach oben, auch wenn Konzepte wie oben oder unten hier
eigentlich keine Bedeutung hatten. Verzerrter Nebel umkreiste ihn, ein
undurchdringlicher Dunstschleier aus Gefühlen, Wahrnehmungen und Möglichkeiten.
Seine bloße Nähe ließ potenzielle Existenzen im Nebel entstehen, seine Präsenz
verursachte einen Abdruck im Warp und im Geflecht des Großen Ozeans, geformt
von der immateriellen Nichtmaterie, aus der sich diese alternative Dimension
zusammensetzte.
Dies war die reinste Essenz des
Urtümlichen Schöpfers, der Ursprung aller Dinge. Nichts war hier unmöglich,
denn dies war die Gussform der Schöpfung, in der Vergangenheit, der Gegenwart
und der Zukunft.
Ahriman flog weiter, ließ die
ätherischen Energien auf sich wirken, tauchte in sie ein und ließ sich von
ihnen regenerieren.
Wenn er später in seinen Körper
zurückkehrte, würde er sich so erholt fühlen wie ein Sterblicher nach einer
ausgiebigen Nachtruhe.
Die kaleidoskopgleiche Welt
ringsum erstreckte sich bis in unendliche Reiche des Möglichen. Ahriman ließ
sein Bewusstsein allein von den Strömen tragen, da er hoffte, dass er durch
Zufall auf eine reiche Ader stieß, die von kommenden Ereignissen kündete. Er
richtete seinen Verstand auf die Lehren der Corvidae aus, noch während er
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