DGB 13 - Nemesis
zu töten. Ja, Cousin, ich glaube, es würde Horus Lupercal interessieren.«
»Sagen Sie nicht, Sie sind so
naiv zu glauben, dieser klägliche Versuch sei der allererste Anschlag auf das
Leben des Kriegsmeisters gewesen!« Sedirae kniff die Augen zusammen, weil ihm
Erebus' unbeschwerter, fast abwertender Tonfall auffiel. »Der erste, der so
nahe bis an ihn herangekommen ist.«
»Ein paar Schritte weiter, und
er hätte es bis ins Zelt geschafft«, murmelte Korda.
»Entfernung ist relativ«,
meinte Erebus. »Was zählt, ist die Tödlichkeit des Anschlags.« Korda richtete
sich auf. »Ich frage mich, wer ihn geschickt hat.«
»Der Vater des Kriegsmeisters«,
antwortete Erebus prompt. »Und wenn es nicht auf direkten Befehl des Imperators
hin geschah, dann steckt einer seiner Lakaien dahinter.«
»Sie scheinen davon sehr
überzeugt zu sein«, stellte Sedirae fest.
»Aber Horus hat sich viele
Feinde gemacht.« Der Word Bearer lächelte flüchtig und schüttelte den Kopf.
»Die sind heute kein Grund zur Sorge.« Er atmete tief durch. »Wir drei haben dieser
Bedrohung ein Ende gesetzt, bevor sie ein Thema werden konnte.
Sie muss nicht nachträglich
noch dazu gemacht werden.« Mit dem Kopf deutete er auf das Zelt. »Der
Kriegsmeister muss eine ganze Galaxis erobern. Es gibt auch so schon genug
Dinge, die seine volle Aufmerksamkeit erfordern. Wollen Sie da tatsächlich
Ihren Primarchen stören, nur um ihm von dieser Bedeutungslosigkeit zu
berichten?« Mit der Stiefelspitze stieß er den Leichnam an.
»Ich glaube, diese Entscheidung
sollte der Kriegsmeister selbst treffen.« Gereiztheit erfasste Sedirae, und er
verzog mürrisch den Mund. »Vielleicht ...« Abrupt verstummte er und stoppte den
Gedanken, bevor er sich überhaupt bilden konnte.
»Vielleicht?«, wiederholte
Erebus, der sich sofort auf das Wort stürzte, als wüsste er, was hätte folgen
sollen.
»Sprechen Sie ruhig aus,
Captain. Wir sind hier alle Kameraden, alle Brüder der Loge.« Einen Moment lang
dachte er über die Worte nach, die ihm auf der Zunge lagen, schließlich ließ er
ihnen freien Lauf. »Vielleicht, Word Bearer, würde Horus den vor ihm liegenden
Weg schneller zurücklegen, wenn ihm solche Vorfälle bekannt wären. Wenn ihm
nicht die Bedrohungen und Gefahren verschwiegen würden, die alle von ihm
ferngehalten werden, dann wäre er vielleicht bereit ...«
»... schneller ins Segmentum
Solar und damit zur Erde vorzustoßen?« Erebus schien den Abstand zwischen ihnen
zusammenschrumpfen zu lassen, ohne sich von der Stelle zu rühren. »Darum geht
es Ihnen doch, nicht wahr? Sie haben das Gefühl, dass das gemäßigte Tempo, mit
dem wir vorrücken, zu langsam ist, richtig? Sie möchten am liebsten schon
morgen den Imperialen Palast belagern.«
»Mein Captain steht mit seiner
Meinung nicht allein«, warf Korda mit Nachdruck ein.
»Ein Monat würde genügen«, gab
Sedirae zurück. »Es wäre machbar, das wissen wir alle.« Erebus lächelte ihn
noch breiter an.
»Ich bin mir sicher, aus dem
Blickwinkel der Krieger der 13. Kompanie sieht das alles so einfach aus. Aber
ich kann Ihnen versichern, das ist es ganz und gar nicht. Es muss noch so viel
erledigt werden, Luc Sedirae. So viele Dinge müssen noch in Stellung gebracht
werden, so viele Faktoren sind längst noch nicht bereit.« Der Captain reagierte
mit einem verdrießlichen Schnauben.
»Was wollen Sie damit sagen?
Dass wir warten müssen, bis die Sterne richtig stehen?« Der Word Bearer wurde
mit einem Mal ernst. »Ganz richtig, Cousin. Ganz richtig.« Die plötzliche Kälte
in den Worten seines Gegenübers ließ Sedirae innehalten. »Dann fehlt es mir
ganz eindeutig an Ihren Kenntnissen«, konterte er schroff.
»Deshalb ist für mich ja auch
diese Strategie der Gemächlichkeit nicht nachvollziehbar.«
»Solange wir einfach dem
Kriegsmeister folgen, wird alles so kommen, wie es kommen soll«, erklärte
Erebus.
»Der Sieg wird noch früh genug
errungen werden.« Er sah den Leichnam an, der allmählich zu Staub zerfiel und
vom Wind weggetragen wurde. »Vielleicht sogar früher, als irgendeiner von uns
zu hoffen wagt.«
»Wie meinen Sie das?«, hakte
Korda nach.
»Eine alte Kriegsweisheit.«
Erebus redete, ohne den Blick von dem toten Attentäter abzuwenden. »Jede
Taktik, die gegen uns angewendet werden kann, lässt sich auch von uns anwenden.«
Die Morgendämmerung brachte
Wolken mit sich, und im sanften bernsteinfarbenen Schein der aufgehenden Sonne
begannen die hell leuchtenden
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