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DGB 13 - Nemesis

DGB 13 - Nemesis

Titel: DGB 13 - Nemesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Swallow
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Juwelen am taebianischen Sternenhimmel zu
erlöschen, da reines Blau die Schwärze der vergangenen Nacht verdrängte. Yosef
Sabrat, der gegen die Fensterscheibe in der beengten Kabine des Coleopters
gedrückt wurde, nahm sich einen Moment Zeit, um den Kragen seines Mantels etwas
enger um den Hals zu ziehen. Der lange Sommer auf Iesta Veracrux ging nun
definitiv zu Ende, und der neue Herbwinter stand vor der Tür, durch die er sich
langsam und bedächtig vorarbeitete. Hier oben am kalten Morgenhimmel konnte er
es ganz deutlich spüren.
    Innerhalb weniger Wochen würden
die Regenfälle einsetzen, was dringend nötig wurde. Die Ernte in diesem Jahr
sollte mit einem Rekord in die Annalen eingehen, hieß es.
    Der Flieger wurde von einer
Turbulenz erfasst, die Yosef auf seinem Platz hin und her schaukeln ließ. So
wie die Transportmittel im Dienst der Sentine war auch dieser Coleopter bereits
viele Jahre alt, aber ordentlich gewartet und gepflegt. Er war eine von
zahlreichen Maschinen, deren Herkunft bis zur Zweiten Gründung und zum starken
kolonialen Einfluss zurückverfolgt werden konnte. Die Rotorbleche hinter dem
Passagierabteil wummerten, die Tonlage der Motoren veränderte sich leicht, da
der Pilot in eine sanfte Kurve nach Backbord einschwenkte. Yosef ließ von der
Schwerkraft seinen Kopf zur Seite drehen, sodass er an den beiden Jager — außer
ihm die einzigen Passagiere — vorbei durch die nahtlose Kuppel aus Glasaik an
der unbesetzten Beobachterstation nach draußen sehen konnte.
    Spärliche Reste aus dünnen
weißen Wolken trieben zur Seite, weshalb er eine bessere Aussicht bekam. Sie
flogen soeben über den Breghoot-Canyon, dessen steile Felswände aus rotem
Gestein bis in eine Tiefe abfielen, in die das Tageslicht nur selten vordrang,
selbst wenn die Sonne hoch über dieser Formation stand. Die Terrassen der
Weingüter dort unten öffneten soeben für den Tag, Fächer aus Solaranlagen auf
den Dächern drehten und entfalteten sich wie die schwarzen Segel eines
Ozeanriesen. Dahinter klammerte sich das Grün an die riesigen, kilometerlangen
Gitter, die über die Klippenränder hinausragten, und wuchs weiter nach unten in
die Tiefe, sodass es wie ein smaragdener Wasserfall wirkte, der mitten in der
Bewegung erstarrt war. Wären sie näher gewesen, hätte Yosef dort wohl die
Umrisse der Erntehelfer und ihrer in Keramik gehüllten Sammelautomaten
ausmachen können, die aus dem Geflecht aus Ranken ihre Beute herausschnitten.
    Der Coleopter wurde abermals
durchgeschüttelt, da er in einen Aufwind geriet. Nachdem er wieder zur Ruhe
gekommen war, setzte er zu einem weiten Bogen an, der zu Hab-Türmen führte, die
auf der Klippe stehend bis hoch hinauf in den heller werdenden Himmel ragten.
Bögen aus weißem Stuck überzogen die Seiten der hohen, schlanken Minarette, die
Fensterläden waren um diese Uhrzeit größtenteils noch geschlossen, da der neue
Tag erst noch begrüßt werden musste. Die meisten Einwohner der Hauptstadt
schliefen zu dieser frühen Stunde noch, und Yosef war ehrlich genug, um
zuzugeben, dass er sie alle beneidete. Der hastig runtergekippte Becher mit
rekoffeiniertem Kaffee, der sein ganzes Frühstück dargestellt hatte, lag ihm
nach wie vor im Magen.
    In der vergangenen Nacht hatte
er die meiste Zeit wach gelegen, was in den letzten Wochen recht oft vorkam,
und als er irgendwann vom Kom aus seinem traumlosen Halbschlaf gerissen wurde,
da war das fast schon ein Gnadenakt gewesen — aber auch nur fast.
    Das Motorengeräusch wurde
schriller, als der Flieger Fahrt aufnahm und in nur geringer Höhe über die
Wälder flog, die die Luftdocks der Hauptstadt umgaben.
    Yosefs Blick wanderte zu dem
Teppich aus Grün und Braun, der unter ihnen vorbeizuckte, während er versuchte,
sich nicht darin zu verlieren. Ein Wort aus einer leisen, praktisch nur
gemurmelten Unterhaltung der beiden Jager trieb ohne Vorwarnung in Hörweite.
    Er legte die Stirn in Falten
und zwang sich dazu, ihnen nicht zuzuhören, sondern stattdessen nur das
Motorengeräusch wahrzunehmen, doch das gelang ihm nicht.
    Und deshalb hörte er das Wort,
jenen Namen, der nur hinter vorgehaltener Hand getuschelt wurde, da man
fürchtete, ihn ansonsten heraufzubeschwören.
    Horus .
    Immer wenn er ihn hörte, kam er
ihm wie eine Art Fluch vor. Wer den Namen aussprach, tat es voller Angst, da er
dem eigenartigen Glauben verfallen war, von einer unsichtbaren Macht im nächsten
Moment dafür bestraft zu werden. Aber vielleicht war es ja auch etwas

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