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DGB 14 - Ketzerfürst

DGB 14 - Ketzerfürst

Titel: DGB 14 - Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron Dembski-Bowden
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Sylamor mit
rauer Stimme über Kom.
    »Sie musste ihn wirklich
scannen, um das festzustellen?«, wunderte sich Torgal.
    Unter ihnen befand sich der
Geist einer Welt — ein Globus aus schwarzen Ozeanen und grauen Landmassen, nur
teilweise verhüllt von dünnen Wolkendecken. Sogar im Orbit um Melisanth wurde
das Schiff von den Warpstürmen durchgeschüttelt, die als Flutwelle aus
menschlichen Gesichtern und Gestalten gegen das verstärkte Glas drängten. Jede
dieser Wogen überzog die Kuppel mit einem Film, der Öl auf Wasser glich und in
den Mahlstrom zurückfloss, kaum dass die Konturen zerplatzt waren.
    Nach einer Weile bemerkte Argel
Tal, dass er wieder die gleichen Gesichter zu sehen begann wie zu Anfang.
    Sie schienen sich da draußen
immer wieder neu zu bilden, um sich dann ein ums andere Mal gegen das Schiff zu
werfen.
    »Sind das Seelen?«, fragte er
laut.
    Das ist urtümliche Materie. Im
Reich von Fleisch und Blut manifestiert sie sich als psionische Energie. Deine Gedanken
geben ihr Form. Du siehst menschliche Seelen, aber in Wahrheit ist es viel
mehr. Eldar-Seelen. Das Fleisch der Niegeborenen, die von der Menschheit früher
als Dämonen bezeichnet wurden. Rohe psionische Ströme. Wirklichkeit gewordene
Möglichkeit, wenn der Geist die Realität formt.
    »Ich will mich auf die
Oberfläche dieser Welt begeben.«
    Du wirst sterben.
    Argel Tal ging um die Kreatur
herum, Verärgerung prägte sein narbenloses Gesicht. »Und warum schleppst du uns
dann hierher? Welchen Sinn hat diese Reise, wenn wir das Schiff nicht verlassen
können? Sollen wir im Schutz unseres Geller-Felds tote Welten betrachten? Und
uns die Schreie verlorener Seelen anhören?«
    Ingethel glitt näher an die
versammelten Word Bearers heran. Der Stab aus schwarzem Holz, den vor einer
Weile noch die Jungfrau getragen hatte, die sich geopfert hatte, um den Dämon
entstehen zu lassen, tippte dabei auf das Deck wie der Gehstock eines alten
Mannes.
    Ich muss euch solche Dinge
zeigen.
    Mit zwei verdrehten Klauen
deutete das Ding auf die Welt unter ihnen.
    Melisanth so, wie es ist, hat
keine Lektion zu bieten. Ihr müsst die Welt so sehen, wie sie war.
    Schließt eure Augen. Hört auf
den Sturm dort draußen. Lauscht auf die Wellen, wie sie gegen die Haut eures
Schiffs schlagen.
    Melisanth ist nur eine Welt,
die in der See der Seelen treibt. Eine von Million. Ich werde sie euch zeigen.
    Nicht mal einen Herzschlag
später fügte es hinzu: Mach die Augen auf, Argel Tal.
     
    Er hatte Sonnenaufgänge schon
immer ganz besonders geschätzt.
    Dieser hier — eine ockerfarbene
Kugel, die eine Stadt der Türme und Minarette in grelles Licht tauchte — gehörte
zu den unvergesslichen Sonnenaufgängen. Trotz seiner genetisch erhöhten
Schmerztoleranz und Widerstandsfähigkeit gegen Lichtübersättigung war die
aufgehende Sonne so hell, dass sie ihn in den Augen stach.
    Aber das war zugleich auch
wunderschön, denn so etwas hatte er noch nie erlebt.
    Von Ingethel war nichts zu
entdecken. Sie standen am Rand einer Klippe, hoch über einer fremden Stadt, die
von der Morgendämmerung in goldenes Licht getaucht wurde. Argel Tal drehte sich
zu seinen Brüdern um. Xaphen betrachtete die Xenos-Kolonie, Malnor und Torgal standen
bei ihm, Dagotal hatte den Blick zum blauen Himmel gerichtet.
    Dies war Melisanth, erklärte die glucksende Stimme der
Kreatur in seinem Kopf. Seht euch die Stadt an, gebaut aus Knochen und
Edelsteinen. Seht euch die Türme an, die so filigran sind, dass sie Sterblichen
keinen Halt bieten könnten, und die nur dank der Hexenkunst der Eldar  nicht in
sich zusammenstürzen.
    Und jetzt erlebt den Untergang.
    Über ihnen rasten die Wolken am
Himmel vorüber, Tag und Nacht wechselten so rasend schnell ab, dass Helligkeit
und Dunkelheit zu einem fast gleichbleibenden Grau verwischten.
    Violette Ranken zuckten über
den Himmel, wurden breiter, verschmolzen miteinander und erfüllten die Luft mit
einem roten Nebel. Schweißperlen bildeten sich auf Argel Tals Gesicht sowie am
Hals, und sogar die Gleitflüssigkeit in den Augenhöhlen wurde wärmer.
    Vor seinen Augen begann die
Stadt zu zerfallen, die Türme und Brücken stürzten in die Tiefe und
zerschmetterten beim Aufprall auf dem Boden. Dort erschlugen sie schlanke
Xenos-Lebewesen und demolierter kleinere Gebäude.
    Ihre Hexenkunst verliert an
Kraft. Dies ist am Rand des Großen Auges. Die Zerstörungen benötigten in diesen
zweitrangigen Kolonien einige Tage, aber im Kern ihres Imperiums endete

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