DGB 14 - Ketzerfürst
ihre Aufgabe erledigt hatten.
Schleichend langsam und doch
unaufhaltsam schob sich die Sonne über den Horizont. Ihr blasses Gold, das aller
sanften Helligkeit zum Trotz doch kalt war, erfasste die Minarette und Kuppeln
von Monarchia, einer Stadt von unvergleichlicher Schönheit, deren Zehntausende
Turmspitzen in der Morgendämmerung in goldenes Licht getaucht wurden.
»Beim Heiligen Blut«, flüsterte
die junge Frau, die beim besten Willen nicht lauter reden konnte und auf ihren Wangen
die Feuchtigkeit von vergossenen Tränen spürte.
»Beim Heiligen Blut des
Gott-Imperators.« Der Himmel wurde schnell heller — zu schnell und zu hell. Der
Morgen hatte eben erst begonnen, aber es war bereits so hell wie am Mittag.
Cyrene hob den Kopf und sah mit
Tränen in den Augen, wie die Wolken am Himmel von einem zweiten Sonnenaufgang
beschienen wurden.
Dann sah sie das Feuer vom
Himmel fallen, Speere aus unvorstellbarem Licht, die sich aus den Wolken hervorschießend
in die vollkommene Stadt bohrten. Lange konnte sie dieses Bild nicht
betrachten, denn nach wenigen Momenten raubte die unerträgliche Helligkeit ihr
das Augenlicht. Alles um sie herum wurde in Dunkelheit getaucht, während sie
nur noch hören konnte, wie die Stadt starb. Die Erde bebte unter ihren Füßen
und warf sie zu Boden. Das Schlimmste von allem war, dass ihre Augen zu jucken
begannen, kurz bevor sie ihr den Dienst verweigerten, und das letzte klare
Bild, das sie je sehen würde, zeigte ihr Monarchia in Ruinen daliegen, während
die Türme in die Flammen stürzten.
Blind und vom Schicksal
verraten schickte Cyrene Valantion einen Aufschrei zum Himmel und betete um
Erleuchtung, während die Stadt ihrer Geburt ein Raub des Feuers wurde.
II
Das letzte Gebet
»Bringer des Wortes, hört unser
Gebet. Falsche Engel wandeln in unserer Mitte, sie sind nach eurem Ebenbild
geschaffen, aber sie besitzen nichts von eurer Gnade. Sie nennen sich die XIII.
Legion, die Kriegerkönige von Ultramar, und seit sie vor einer Woche den Himmel
verdunkelt haben, sprechen sie nur Drohungen aus, die Blutvergießen und Leid
bedeuten. Ihre Krieger sind durch die Straßen von Monarchia gezogen und haben
die Leute aufgefordert, ihre Stadt zu verlassen. Wer sich weigerte, wurde von
ihnen niedergemetzelt. Wenn das Schicksal es will, werden sie als Märtyrer in
Erinnerung bleiben. Monarchia ist nicht allein. Sechzehn Städte auf dem
Planeten sind verlassen und von allem Leben geräumt worden. Viele Tage lang
wurde uns das Wort verboten, wir waren nicht in der Lage, zu euch zu sprechen.
Die XIII. Legion hat uns diesen Moment in den Stunden vor der letzten
Morgenröte gestattet. Sie haben geschworen, die vollkommene Stadt in einem
Feuersturm untergehen zu lassen, sobald an diesem Tag die Sonne aufgeht. Kehrt
zu uns zurück, wir flehen euch an. Kehrt zu uns zurück, und lasst sie für diese
Ungerechtigkeit bezahlen. Rächt die Gefallenen, und erschafft von Neuem, was
verloren sein wird, wenn der Horizont erhellt wird. Bringer des Wortes, hört
unser Gebet. Kehrt zu uns zurück, Söhne des Gott-Imperators, dessen Name gesegnet
sei. Kehr . . .«
— Erster und einziger Notruf aus Monarchia,
der Hauptstadt von Khur.
Zwei
Gezahnte Sonne
Verwüstung
Aurelian
Es DAUERTE ZWEI MONATE, ehe die
von Cyrene herbeigesehnte Abrechnung eintraf. Fast neun Wochen lang waren sie
schnurstracks durch die Gezeiten des Nichtraums gejagt und hatten sich einen
Weg durch das Immaterium gebahnt, ohne einen Gedanken an die Sicherheit oder Kontrolle
über die Situation zu verschwenden. Sie hatten Schiffe verloren, sie hatten
Tote zu beklagen, aber sie vergeudeten keine Zeit. Die Realität erzitterte in
ihrem Kielwasser.
Das erste Schiff, das aus dem
Immaterium geschossen kam, zerrte sich mit gequälten Maschinen zurück in die Wirklichkeit.
Während es die Wiedereintrittswunde hinter sich zurückließ und beschleunigte,
wirkte es, als würde es wie ein grauer Speer vom Warp ausgespuckt. Es zog einen
Plasmawirbel in den Farben des Wahnsinns hinter sich her, die Maschinen dröhnten
laut und heiß durch die Stille des Alls.
Auf der geriffelten Oberseite
des Schiffs ragten Statuen aus Marmor und Gold in die sternenübersäte Leere auf.
Gepanzerte Gebäude, die der
Anbetung dienten, stachen wie sich überlagernde Karbunkel aus der Schiffshaut
hervor. Wehrgänge säumten die Mauern dieser Kathedralen, und Dutzende von
kleineren Tempeln waren in ihren größten
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