Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dhana - Im Reich der Götter

Dhana - Im Reich der Götter

Titel: Dhana - Im Reich der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
Vom Netzwerk:
Finsterling heraus, der
in den Schatten verschwand. »Sieh zu, dass ich nicht auf dich drauftrete«,
warnte sie und hörte als Antwort ein Quieken. »Ich hoffe, das heißt ja«,
murmelte sie. Während sie sich in ihre Decke einhüllte, sah Dhana zu, wie
Numair Steine sammelte und sie in einem Kreis um ihre Sachen herum auslegte.
    Nachdem er die Steine platziert hatte, ging Numair
entgegen dem Uhrzeigersinn um den Steinkreis herum. Sie konnte nicht hören, was
er sagte, aber als er seine erste Umrandung beendet hatte, drang kein Geräusch
mehr von außerhalb der Barriere herein. Er umrundete den Kreis ein zweites Mal.
Dieses Mal begannen die Steine schwach zu glühen. Zu Dhanas Überraschung
wärmten sie. Sie sandten eine milde Wärme aus, ohne das Gras zu versengen. Als
er ein drittes Mal die Runde machte, floss schwarzes, von glitzernden, weißen
Funken durchsetztes Feuer hinter ihm her. Als er diesen Kreis vollendet hatte,
flammte die Magie auf, dann verschwand sie. Die einzigen Anzeichen, die auf
einen Zauber hinwiesen, waren das Glühen und die Wärme der Steine.
    »Wir sind vor Blicken und Geräuschen abgeschirmt.«
Numair zog seine Stiefel aus.
    »Und die Steine?«, fragte sie.
    Er lächelte müde. »Wir haben nur eine Decke und einen
Mantel. Du weißt, ich friere nicht gern.« Indem er seinen Mantel als Kopfkissen
benutzte, rollte er sich in seine Decke ein und drehte sich auf die Seite, mit
dem Rücken zu ihr. »Gute Nacht, Zauberlehrling.«
    Träume führten sie wieder einmal zu jenem weiten,
leeren Raum. Die Großen Götter standen dort mit ineinander verschränkten
Armen. Ihr Mittelpunkt war das ständig wechselnde Ding in den Farben der
Chaos-Öffnung. Dhana wurde übel, als sie dem dauernden Wechsel zusah - ob wohl
ihren Freunden zu Hause auch schlecht wurde, wenn sie selbst von ihrer Macht
Gebrauch machte in Tiergestalten zu schlüpfen? -, aber diesmal behielt sie den
Kreis und die Gefangene im Auge. Das Wesen sprang auf die Lücke zwischen
Kidunka und dem Gott der Diebe zu und wurde von der weißen Schranke zurückgehalten,
die einen Bogen zwischen Göttern und Gefangener bildete. Das Wesen schrumpfte
in die Mitte des Rings zurück und sank in sich zusammen, bis es nur mehr eine
wabernde Masse war.
    Blitzschnell spaltete sich diese Masse sternförmig auf
und schleuderte ihre vielen Arme gegen alle Öffnungen zwischen ihren Bewachern.
Aus jedem Arm des Dings wuchs ein breites Maul mit vorstehenden, gezackten
Zähnen. Die Großen Götter bewegten sich und die feurige Barriere leuchtete
heller als je zuvor. Die Mäuler kreischten und zogen sich in die Hauptmasse
zurück, jene Stellen, die mit dem weißen Feuer in Berührung gekommen waren,
rauchten. Unbemerkt von den Großen Göttern, erschienen in der Zwischenzeit
hinter ihnen kleine Pfützen aus vielfarbiger Flüssigkeit. Sie wuchsen,
breiteten sich aus nach rechts und links, bis sie im Rücken der Götter einen
Ring bildeten.
    Die Szene löste sich auf. Dhana sah nun wieder den
Herrn der Träume, wie er, über einer großen Spalte stehend, das Gleichgewicht
zu halten versuchte. In einer Hand hielt er noch immer eine Waage. Der Fuß, der
auf der ebenen Seite der Kluft stand, glitt aus. Gainel kämpfte, um die Balance
wiederzugewinnen, ohne den anderen Fuß aus dem brodelnden Schlamm herauszunehmen.
Endlich stand er wieder sicher. Eine Blase wuchs aus der sonderbaren
Flüssigkeit, und als sie zerplatzte, umschwirrten Tausende von exotisch
gefärbten Schmetterlingen Gainel in spiralförmigem Tanz.
    Dhana meinte, sie hätte ihre Augen geöffnet, doch
obwohl sie die Morgendämmerung über sich sah, hatte sie das Gefühl, als sei ihr
Traum noch nicht vorbei. Sie hörte seltsam gedämpfte Stimmen ganz in der Nähe.
Für den Fall, dass die Stimmen kein Teil eines Traumes waren, schloss sie die
Finger um ihren Dolch. Mit Hilfe von Fledermausohren, die sie sich rasch
mittels ihrer wilden Magie zugelegt hatte, vernahm sie eine bizarre Melodie,
welche mit nichts auf der Erde je Gehörtem Ähnlichkeit hatte. Dhana setzte sich
auf.
    Numairs Sachen waren gepackt. Der Steinkreis um ihr
Lager war erkaltet. Zwei Steine waren entfernt worden, um den schützenden
Zauber fortzunehmen. Auch von Breitfuß war keine Spur zu sehen. Die Sonne stieg
soeben über dem Horizont auf. Es war Zeit aufzubrechen. Wenn sie nur Numair
finden könnte ...
    Sie erblickte ihn fast hundert Meter entfernt. Er lief
mit langen Schritten in den See hinein, ohne sich auch nur die Mühe zu

Weitere Kostenlose Bücher