Dhana - Im Reich der Götter
kümmern.«
»Du hast immer gesagt, ich bedeute dir so viel wie
deine eigenen Kinder.« Sie kniete sich neben ihn nieder. »Dachs, bitte! Ich
kann denen zu Hause nicht helfen, solange ich hier bin . . . aber du kannst es!
Bitte!«
Der Dachs plusterte sein Fell auf, schnaubte und
stampfte. »Was nützt es zu wissen, dass deine Freunde Lauscher haben?«, fragte
Breitfuß. »Die Finsterlinge sind sehr gut im Verstecken.«
»Es gibt allgemeine Zauberformeln, um eine Gegend
abzusichern«, sagte Numair zögernd. »Ich hoffe, die Finsterlinge sind gegen
die Wirkung nicht immun. Natürlich besteht die Möglichkeit, dass unsere
Freunde diesen Zauber jetzt schon anwenden, um die Spione zu behindern.«
Die drei Kleckse flössen ineinander zu einer einzigen,
zuckenden Masse.
Plötzlich formte sich ein Bild im hell auflodernden
Feuer: Auf dem Zwischenwall in Legannhafen stand Tkaa, der Basilisk, neben Kätzchen.
Gelber Nebel wogte über ihren Köpfen; die Echsen gingen wieder einmal zum
Angriff über. Ein brennendes Holzscheit zerbarst, Funken stoben und das Bild
löste sich auf. Wortlos riss sich Dhana die Silberklaue vom Hals, das Symbol
des Bandes zwischen ihr und dem Dachs. Sie hielt sie ihm entgegen.
»Ich werde tun, was ich kann«, sagte da der
Entenmaulwurf. »Was ist, Goldstreifchen?«, fragte Numair. Die drei Finsterlinge
stiegen neben Dhana immer wieder hoch gleich Kindern, die versuchten die
Aufmerksamkeit der Älteren zu erregen. Gold- streifchen hatte sich gestreckt,
bis er größer als Blättchen und Zitterbart war.
Zu ihrer Überraschung öffnete sich ein Schlitz in dem
Kopf. Die Öffnung bewegte sich. Ein Quieken erreichte Dhanas Ohr. Rasch bückte
sie sich, um besser hören zu können. »Ich gehe«, wiederholte Goldstreifchen
mit einem zarten Stimmchen.
Das Schachspiel
Numair berührte ihre Schulter. »Was ist los?« Sie sah
zu ihm auf. »Es ist Goldstreifchen. Er ... er hat geredet.« »Aber sie reden
doch nicht, oder?«, fragte er. »Mein Eindruck war, dass sie nur weitergeben,
was zu ihnen oder in ihrer Nähe gesagt wird.«
Goldstreifchen streckte sich noch ein bisschen höher
und sagte: »Jetzt reden.« Diesmal war es lauter, laut genug, dass alle es hören
konnten. »Ich gehe. Rede Finsterlinge. Müssen lernen...« Er kuschelte sich
wieder an Blättchen und Zitterbart. Sie zitterten gemeinsam, bis
Goldstreifchens Kopf sich aus der Masse hob. »Frei-heit«, sagte er deutlich.
»Wählt.«
»Weißt du, wo deine Brüder sind . . . wen sie
ausspionieren?«, fragte der Dachs.
Alle drei Kleckse nickten.
»Und ich kann einen Finsterling von Ort zu Ort tragen,
ob hier oder in den Reichen der Sterblichen«, erklärte der Dachs. Seufzend
erläuterte er: »Dazu werden wir eine Weile brauchen, selbst wenn wir mit Hilfe
magischer Mittel von Spion zu Spion gehen. Bei diesem Transport durch die
gesamten Reiche der Sterblichen werde ich Ruhepausen nötig haben. Numair
Salmalin, pass auf meine Kleine auf. Und du, tu das zurück an deinen Hals«,
befahl er Dhana böse und meinte die Kette mit seiner Klaue. Sie gehorchte.
Goldstreifchen beendete eine letzte Besprechung mit Blättchen und Zitterbart
und rollte am Bein des Dachses hinauf auf seinen Rücken. Der Gott sah ihn an.
»Fertig?«, fragte er. Goldstreifchen nickte. Silbernes Licht explodierte und
weg waren sie.
Numair brachte das Lager in Ordnung. Er füllte ihre
Feuerstelle und die Grube, die als Toilette gedient hatte, mit Erde auf und
verstreute Blätter und Steine darüber, damit der Platz unberührt wirkte. Dhana
packte und verstaute rasch alle Habseligkeiten. Breitfuß, Blättchen und
Zitterbart sahen den beiden aus sicherer Entfernung zu.
»Das funktioniert so gut wie die Paarungstänze der
Kraniche«, bemerkte der Entenmaulwurf. Als sie fertig waren, schuf er eine
Tasche in Numairs frischem Hemd und platzierte sich da hinein. »Ihr stoßt
niemals zusammen und ihr versucht nie gleichzeitig dasselbe zu tun.«
Dhana sah lächelnd zu ihrem großen Freund auf. »Wir
machen das schon eine Weile«, erklärte sie. »Ich kann die Lager gar nicht mehr
zählen, die wir aufgeschlagen und abgebrochen haben.« Numair streckte die Hand
aus, als wolle er ihr über die Wange streicheln, ließ den Arm aber wieder
fallen. »Wo werden die Finsterlinge reisen?«
Blättchen ringelte sich um Dhanas Hals. Zitterbart,
noch immer zittrig, steckte sich selbst in eine Tasche ihrer Hose und ließ nur
seinen Kopf herausschauen.
Heute ging Dhana vor. Sie wusste genau, wie
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