Dhana - Im Reich der Götter
Klebrigkeit des eigenen Fleisches des Abhäuters. Der Hase baumelte
jetzt regungslos herab. Das Ding ließ ihn fallen und berührte einen Fellfetzen,
der auf seinem Körper erschienen war. Der Fleck wuchs, schrumpfte dann und war
verschwunden
Entsetzt rief Dhana wieder ihre Magie, während die
Abhäuter weiterwanderten. Sie durchsuchte das Dorf nach weiteren zurückgelassenen
Tieren. Am Ende des Dorfes stand ein Hühnerkorb. Seine Bewohner spürten die
Nähe der Ungeheuer, sie kreischten vor Angst. Dhana dachte keinen Augenblick
daran, dass sie Hühner wegen ihrer Dummheit und ihres Geruchs eigentlich nicht
mochte. Wieder ließ sie sich fallen und nahm ihre wahre Gestalt an, sobald sie
den Boden berührt hatte. Während sie an der Verschlusskordel des Korbes
hantierte, sah sie sich um. Mehr als alles andere wollte sie die Abhäuter entdecken,
ehe diese sie entdeckten. Die Kordel gab nach. Hühner stürzten aus dem Korb,
kratzten Dhana und gackerten ihr die Ohren voll. »Hört auf, ihr idiotischen
Vögel!«, flüsterte sie. »Haltet den Schnabel, haut ab, macht, dass ihr von
hier wegkommt!« Sie benützte ihre Magie, um ihnen für kurze Zeit eine Spur von
Klugheit zu verleihen. Die Hühner rasten in den Wald, weg von den sich
nähernden Monstern. Zum dritten Mal nahm Dhana Adlergestalt an und beobachtete
die Abhäuter von hoch oben, während sie auf Numairs Ankunft wartete. Er warf
seinen Verhüllungszauber ab, als er und Fleckchen die Todeszone erreichten, und
Dhana glitt zu ihm herab. Sie nahm ihren Packsack und kleidete sich hinter
einem Baum um, während sie erzählte, was sie gesehen hatte. Als Numair
abgesessen war, sattelte sie Fleckchen ab und schickte den Wallach in den Teil
des Waldes, der noch unversehrt war, weg aus der Marschrichtung der Abhäuter.
Numair reichte ihr ihre Armbrust und den Köcher.
»Können wir sie erledigen?«, fragte er.
Dhanas blaugraue Augen blickten ungewöhnlich ernst und
besorgt. »Ich weiß nicht«, antwortete sie wahrheitsgemäß. »Ich habe noch nie
etwas gesehen, was diesen Dingern glich.« Numair seufzte und ließ seinen Mantel
über ihr Gepäck fallen. »Dann bringen wir es hinter uns.«
Dhana schulterte ihre Armbrust und führte Numair zu
ihren Gegnern. Die Abhäuter waren fertig mit dem Dorf Grünhall und hatten einen
nahe gelegenen Pfirsichhain betreten. Die Hälfte der Bäume war entrindet.
Selbst die grünen Früchte hatten ihre Haut verloren.
Numair sah plötzlich ganz elend aus. »Ist alles so wie
hier?«, fragte er.
»Schlimmer«, antwortete sie. »Viele Morgen Land sehen
so aus, schwarz bis zu den Hügeln.« Sie stellte ihren Fuß in den Bügel der
Armbrust und spannte die Sehne, bis sie einhakte. Schwarzes Feuer mit weißen
Funken erschien rund um Numairs Körper. »Gib mir diesen Pfeil«, sagte er und
streckte die Hand aus. Sie gehorchte und reichte ihm den Bolzen, den sie gerade
anlegen wollte. Der Magier hielt den Pfeil und bewegte dabei die Lippen.
Nachdem er ihn ihr zurückgegeben hatte, legte sie ihn an die Sehne, hob den
Bogen an die Schulter und zielte sorgfältig. Die Abhäuter in der Mitte des
Obstgartens drehten sich um und schienen sie anzustarren.
Dhana schoss. Der Bolzen flog geradeaus und bohrte
sich in den Kopf eines Abhäuters. Numair machte eine Handbewegung und eine
Explosion zerriss die Luft. Der Abhäuter zerstob, wobei er seine Gefährten mit
Teilen von sich selbst übersprühte. Die anderen blickten sich in
offensichtlicher Verwirrung um. Dhana wollte schon grinsen, doch ihr Grinsen
erstarb. Schnell verdoppelte sich jedes Stückchen des Abhäuters, verdoppelte
sich abermals und dehnte sich aus. Aus jedem Stückchen wuchsen ein paar
Stümpfe, auf denen es stehen konnte, dann streckte es sich. Jetzt waren neun
Abhäuter da, vier große und fünf kleine. Ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf
Dhana und Numair. Sie kamen auf sie zugerannt. Dhana legte einen weiteren Pfeil
an die Sehne. Der Magier hob die Hand. Schwarzes Feuer ging von ihm aus, fegte
über die Abhäuter hinweg und riss sie in die Luft. Die Abhäuter wirbelten
durcheinander, durchbrachen das magische Feuer und fielen zu Boden. Langsam
standen sie wieder auf. »Ich hoffe, der Besitzer dieses Obstgartens verzeiht
mir«, murmelte Numair. Er streckte seine Hände aus und schrie einen Satz, den
Dhana nicht verstehen konnte. Der Boden vor den sich nähernden Abhäutern riss
auf. Sie fielen in die Spalte. Numair eilte darauf zu, Dhana hinter ihm her.
»Wenn ich sie im Boden eingraben
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