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PR2617-Der dunkelste aller Tage

PR2617-Der dunkelste aller Tage

Titel: PR2617-Der dunkelste aller Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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1.
    Terrania, Solare Residenz
    13. September 1469 NGZ, 21.50 Uhr
     
    »Die Katastrophe ist perfekt!«
    Der Satz klang noch in Homer G. Adams nach, als er endlich den Raum Eins-Eins in der Solaren Residenz betrat. Henrike Ybarri hatte ihn gerufen, und nie war sie ihm derart aufgelöst erschienen.
    Einsam saß die Erste Terranerin an dem ovalen Konferenztisch. Sie sah Adams zwar entgegen, aber sie schaute durch ihn hindurch. Ihr Blick verlor sich in weiter Ferne.
    In der Tiefe der Sonne ... , dachte der Unsterbliche. Er hatte ein sehr schlechtes Gefühl dabei.
    Die zweite Anwesende war Vashari Ollaron. Die Verteidigungsministerin stützte sich an einem der Sessel ab, doch wirkte das eher, als müsse sie sich daran festklammern. Adams' forschenden Blick ignorierte sie.
    »Setz dich!«, forderte Ollaron ihn auf.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich vertrage sogar im Stehen eine ganze Menge. Also ...?«
    »Die Funkbrücke zur Sonnenforschungsstation ist abgebrochen und kann nicht wiederhergestellt werden«, sagte Ybarri. »Die AMATERASU war unsere Leitstelle für den Einsatz gegen die Nagelraumer.«
    Adams bedachte erst die Residenz-Ministerin und danach die Erste Terranerin mit einem nachdenklichen Blick. An beiden waren die letzten Tage keineswegs spurlos vorübergegangen, allerdings kam es ihm vor, als ob besonders Henrike Ybarri schlecht aussähe. Von ihren jugendlichen achtundfünfzig Jahren war nicht mehr viel zu erkennen.
    Kein Wunder. Ihre Tochter Anicee war spurlos verschwunden und mit ihr mindestens fünfzigtausend andere junge Terraner, im schlimmsten Fall sogar zweihunderttausend. Die sogenannten Auguren hatten sie alle auf dem Transmitterweg entführt.
    Angesichts der existenzbedrohenden Manipulationen an der Sonne waren das aber noch vergleichsweise geringe Sorgen.
    »Vor rund siebzehn Minuten wurde eine Schockfront unbekannter Natur festgestellt«, sagte die Erste Terranerin. »Sie entstand in der Strahlungszone der Sonne – ein mehrdimensionaler Vorgang, der von den meisten Messstationen im System weitergemeldet wurde.«
    »Unmittelbar danach erreichte uns eine kodierte Nachricht von der LEIF ERIKSSON IV.« Ollarons Stimme ließ nur mühsam beherrschtes Entsetzen erkennen. »Oberst Baeting meldete, die Spenta hätten das Fimbul-Netz wohl fertiggestellt, und ...« Sie fuhr sich mit einer Hand durchs Gesicht.
    »... der Fimbul-Impuls wurde ausgelöst?«, vermutete Adams.
    »So ist es«, bestätigte Ybarri. »Wir müssen davon ausgehen, dass die Spenta unserer Sonne den Todesstoß versetzt haben!«
    »... aber bestimmt nicht der AMATERASU.«
    »Die Überwachung hat kurzlebige energetische Flares registriert – kurzlebig im Bereich von Zehntelsekunden. Ersten Auswertungen zufolge gab es diese Erscheinungen nur am Standort der Station. Wir müssen davon ausgehen, dass sie explodiert ist.«
    Das verglühende Aufflackern einiger Staubkörner in der Glut eines Hochofens, ging es Adams durch den Sinn. Was sind wir Menschen gegen solche Gewalten? Ein Nichts, sosehr wir uns auch sträuben.
    Er wandte sich dem holografischen Erscheinungsbild der Biopositronik zu. Das Gesicht mit den altterranisch asiatischen Zügen blickte ihm in die Augen. Es blickte jedem in die Augen, egal wo derjenige in Eins-Eins saß oder stand, sobald er nur in Richtung der Holosäule sah. »Liegen belastbare Daten vor, LAOTSE?«
    »Die Suche nach dem Verbleib der Sonnenforschungsstation AMATERASU wird weiterhin vorangetrieben. Die Ortungskomplexe auf den inneren Planeten sind ebenso eingeschaltet wie die Einheiten der Mobilen Kampfflotten. Zwei Dutzend LFT-BOXEN wurden angewiesen, tief in die Sonnenatmosphäre vorzustoßen.«
    »Ergebnisse?«
    »Die AMATERASU ist verschwunden. Die Forschungsstation kann weder über Ortung erfasst noch funktechnisch angesprochen werden.«
    »Reginald Bull befand sich an Bord«, erinnerte die Erste Terranerin mit Leichenbittermiene. »Bei einer Explosion ...« Sie redete nicht weiter.
    »Um Bully müssen wir uns keine Sorgen machen!«, behauptete Adams.
    »Ich denke, doch!« Ybarri reagierte gereizt. »Der Kontakt ging urplötzlich verloren. Die AMATERASU hat innerhalb eines Sekundenbruchteils aufgehört zu existieren.«
    »Wir müssen tatsächlich mit dem Schlimmsten rechnen«, pflichtete Vashari Ollaron bei. »Vor allem stellt sich die Frage, ob wir die Flotte im Sonnenorbit lassen oder sie zu den Planeten zurückbeordern.«
    »Ein Abzug käme einer Kapitulation gleich.« Ybarri zögerte. Sie schaute Adams an.

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