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Dhana - Im Reich der Götter

Dhana - Im Reich der Götter

Titel: Dhana - Im Reich der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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berühren. Plötzlich widerfuhr
ihm etwas, was er nie zuvor in Betracht gezogen hatte. Für einen kurzen
Augenblick löschte dieses neue Wissen sogar sein Gespür für eine bevorstehende
magische Sintflut aus. »Die Unsterblichen, sie werden über uns herfallen wie
die Heuschrecken«, stellte sie in sachlichem Ton fest. »Ich stehe wohl besser
auf.«

Kampf
gegen die Abhäuter
    Der Sturmflügel saß auf einer niedrigen Holzstange wie
ein König auf seinem Thron. Um ihn herum flackerten Fackeln. Männer
unterhielten sich leise, während sie ihr Abendessen bereiteten. Er war ein
Geschöpf aus bösen Träumen, ein riesiger Vogel mit dem Kopf und der Brust eines
Mannes. Wenn er sich bewegte, war das gedämpfte Klicken seiner stählernen
Federn und Klauen zu hören. Für einen Sturmflügel wirkte er ungewöhnlich
sauber. Sein braunes Haar war einst in viele dünne Zöpfe geflochten gewesen,
doch inzwischen hatten sich manche bereits aufgelöst. Sein Gesicht mit dem
energischen Mund und den großen, bernsteinfarbenen Augen war früher attraktiv
gewesen, doch jetzt grub Hass tiefe Furchen um Mund und Augen. Um seinen Hals
baumelte ein gedrehter, glasiger Stein, der im Licht der Fackeln schimmerte.
    Jetzt starrte der Sturmflügel auf eine dunkle Lache
vor sich. In der pechschwarzen Tiefe formte sich ein Bild. Darin reichte ein
groß gewachsener Mann die Zügel seines schwarzweiß gefleckten Wallachs einem
jungen Stallknecht. Neben ihm hob ein Mädchen - eigentlich schon eine junge
Frau - Satteltaschen vom Rücken eines stämmigen, grauen Ponys. Als der
Reitknecht nach dessen Zügeln griff, legte die Ponystute die Ohren flach an und
bleckte die Zähne.
    »Wolke, lass das«, befahl das Mädchen und nur ein
leichter Akzent verriet ihre Herkunft aus den Bergen von Galla. »Deine Tricks
nützen dir nichts.«
    Die Ponystute schnaubte, als pflichte sie ihr bei. Der
Stallknecht nahm vorsichtig ihre Zügel und führte Stute und Wallach weg.
Grinsend warf sich das Mädchen die Taschen über die Schulter. Sie ist hübsch,
dachte der Sturmflügel, der einst Kaiser Ozorne von Carthak gewesen war. Die
jungen Männer müssen sie mittlerweile umschwärmen oder zumindest diejenigen,
die den Mut besitzen sich einem Mädchen zu nähern, das so ganz anders ist als
die anderen. Männer, denen es nichts ausmacht, dass sie sich mit
vorüberziehenden Tieren unterhält, ohne sich darum zu kümmern, dass Zweibeiner
nur die Hälfte der Unterhaltung hören können. Solch ein tapferer Mann könnte
sich von jenen blaugrauen Augen mit ihren außergewöhnlich langen Wimpern
bezaubern lassen.
    Der Sturmflügel Ozorne lächelte. Ein Jammer, dass sie
nicht wie die meisten sechzehnjährigen Mädchen an diesem Mittsommertag ihren
Zauber versprühen konnte, um einen Liebhaber anzulocken. An dem Feiertag - in
zwei Tagen - würden sie und ihr schlaksiger Gefährte nämlich sterben. Es würde
für Veralidhana Sarrasri keine Liebhaber geben, keinen zukünftigen Ehemann,
genauso wie es keine weiteren Entdeckungen von Geheimnissen des Altertums mehr
geben würde für Numair Salmalm, ihren Gefährten und Ozornes einstigen Freund.
»Ich will die Büchse haben«, sagte er, ohne den Blick von der dunklen Lache zu
wenden.
    Das Bild in der Lache zeigte zwei Neuankömmlinge.
Einer war ein Unsterblicher, ein Basilisk. Mehr als zwei Meter hoch und schmal,
glich er einer riesigen Eidechse, die beschlossen hatte aufrecht auf ihren
Hinterbeinen zu laufen. Seine grauen Augen blickten ruhig und gelassen. In
einer Pfote trug er seinen langen Schwanz wie eine Dame die Schleppe ihres
Kleides. Der andere Neuankömmling ließ sich in einer Tasche tragen, die aus
einer Hautfalte am Bauch des Basilisken bestand. Aufgeweckt und fasziniert,
beobachtete er alles um sich herum aus großen Augen mit schlitzförmigen
Pupillen. Es war ein junger Drache. Er war klein, nur etwa siebzig Zentimeter
lang, mit noch einmal ungefähr dreißig Zentimetern Schwanz. Als Jugendliche
erreichten diese bereits nach ihrem zehnten Lebensjahrhundert eine Länge von
über sechs Metern.
    »Numair! Dhana! Tkaa! und Kätzchen - willkommen!« Ein
großer, schwarzhaariger Mann mit kurz geschnittenem Bart, in blaues Leinen und
weiße Seide gekleidet, trat zu den Neuankömmlingen und streckte ihnen die Hand
entgegen. Numair Salmalm griff lächelnd danach. Während der junge Drache zur
Begrüßung zirpte, verneigten sich der Basilisk und das Mädchen. Jonathan von
Conte, der König von Tortall, legte einen Arm um den

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