Diadem von den Sternen
zurück und versuchte in seinem Gesicht zu lesen. „Du glaubst, daß er ein Vryhh war?” Sie gluckste und machte es sich bei ihm bequem.
„Nein. Er war der Traumsänger meines Tales. Und mein Geliebter.”
Sie seufzte. „Er war nur wenig größer als ich, mit dunklem Haar, braunen Augen. Braunen Augen …” Sie zuckte zusammen. „Jetzt ist er blind …”
Seine Augen verengten sich in ihrem Netz sonnengeröteter Fältchen. „Deshalb hast du ihn verlassen?”
Sie stieß ihm ihren Ellenbogen in den Magen und riß sich los; er knurrte schmerzhaft, und sie quittierte es mit wildem Triumph. „Du, Verfluchter…! Ahai, Ai-Aschla! Ich wäre jetzt bei ihm, wenn …” Sie schloß ihre Augen und fühlte, wie hilflose Tränen über ihr Gesicht rannen. Wie Gift brannte die Qual über den plötzlichen, bösartigen Stoß von Verlust und Schuld in ihr. Nach einer Minute spürte sie seine Hand, die sich besänftigend über ihren Rücken bewegte; sanft zog er sie in seinen Arm. Er sagte nichts, hielt sie nur, bis der Schmerz verging.
Sie seufzte und öffnete ihre Augen. „Ich bin fortgegangen”, sagte sie matt. „Sie wollten mich töten… Wollten mich an einen Pfahl fesseln und mich verbrennen.”
Seine Augenbrauen zuckten hoch, dann wieder herunter, und die Linien um seine Mundwinkel - von diesem zottigen Schnauzbart halb versteckt - schnitten sich tief in die weiche Haut hinein. Er strich über ihren nackten Arm, auf und ab, und hin und wieder hielt er an; dann streichelte er die Innenseite ihres Ellenbogens.
„Seit dem Tag, an dem die Hexen mit dir angeritten kamen war ich fasziniert von dir.”
Sie lehnte sich gegen ihn, versuchte sich vorzustellen, was er gerade fühlte. Als sich seine Hand über ihre Brust legte, spürte sie ihren Atem schneller gehen, unruhiger werden. Der Aufruhr von Emotionen, der sie durchtoste, brachte ihren Verstand ins Wanken Sie dachte nicht, konnte nicht denken. Sie stand in Flammen Haßte ihn … Begehrte ihn. Seine Hände bewegten sich über ihren Körper, und sie erlaubte es ihnen. Wie ein Schatten schwebte im Hintergrund ihres Verstandes der Gedanke: Er ist von außerhalb…
und genau dorthin muß ich. Sie wich leicht zurück. „Raqat”, flüsterte sie. „Die Büsche … Da ist eine kleine Lichtung …” Seine Stimme war heiser, drängend. Er zog sie hoch und stolperte - getrieben vom kalten Drängen der Vernunft - mit ihr tiefer in die Raushani hinein.
Eine Weile später lehnte er sich auf seinen Ellenbogen und sah ihr zu, wie sie ihr Haar neu flocht. Sie fegte den Staub und die toten Blätter von sich und zog die Tunika über ihren Kopf. „Du bist mir schon eine …” sagte er nachdenklich. Sie schaute zu ihm auf, dann senkte sie ihren Blick und machte sich an die Verschnürung ihrer Tunika. Während sie den Riemen durch die kleinen Kragenösen fummelte, warf sie ihm eine Reihe schneller Blicke zu.
Er kratzte den Bart an seinem Kiefer. „Du ziehst einen Mann wie ein Magnet an, Hexe. Vielleicht, weil der Mann weiß, daß es an dir etwas gibt, auf das er seine Hände nicht legen kann.” Er beobachtete sie verschmitzt. „Ich kannte hübschere Frauen …” Er schüttelte den Kopf, als er die Zornesröte über ihre Wangen kriechen sah. „Wo hat dein Traumsänger von den Vrya erfahren?”
Mit einem verächtlichen Schnaufer stieg Aleytys in ihre Hose und band sie hoch. „All diese Frauen. Ahai! Warum kriechst du nicht zu Raqat zurück?” Sie ruckte die Riemen fest und band einen Knoten.
Er ergriff ihren Knöchel.
„Laß mich los!” Schwer atmend trat sie bösartig nach seinem Gesicht.
Kichernd zog er sie von den Füßen und fing sie auf; dann setzte er sie aufrecht in das niedergetretene Gras. „Wo hat dein Traumsänger von den Vrya erfahren?”
„Du bist ein hartnäckiger Khinzerisar.”
„Was ist das?”
Sie lachte und zog an seinem Bart; zwickte ein schmerzvolles Knurren aus ihm heraus. Er zwang sie auf den Rücken nieder und funkelte sie an.
„Ich will ein Geschäft mit dir machen”, keuchte sie.
„Das wäre?”
„Erzähl mir, was du über die Vrya weißt, und ich sage dir, wie wir… vielleicht… von Jaydugar wegkommen können.”
Er rollte von ihr herunter und setzte sich. „Das scheint die einzige Möglichkeit zu sein, eine Antwort zu bekommen.”
Aleytys stieß sich auf die Knie hoch, fegte Staub und Blätter von sich und schielte an ihren schaukelnden Zöpfen vorbei zu ihm hin.
„Zieh deine Kleider an, Dummkopf. Glaube nur ja nicht,
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