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Diadem von den Sternen

Diadem von den Sternen

Titel: Diadem von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Bach hin senkte. Aleytys fuhr hoch und starrte ausdruckslos auf das dahinströmende Wasser. Trinken, dachte sie.
    Als hätte dieses Wort eine verborgene Hemmung gelöst, drängte sich Mulak an ihr vorbei und senkte seine Nüstern in das klare Wasser. Pari trottete an seine Seite und begann ebenfalls zu saufen.
    Als die Pferde weiter in den Bach hineintraten, klammerte sich Aleytys am Sattelhorn fest. Meine Spuren, dachte sie. Hirten. Sie schloß ihre Augen und öffnete sie gewaltsam wieder. Eine warme, schwarze Decke legte sich über ihren Verstand. Fährtenleser … Das Wasser säuselte um die Hufe der Pferde, wirbelte den Sand zu einer schwachen Wolke auf, die im verbleibenden Mondlicht deutlich zu sehen war.
    Spuren wegspülen … Der Gedanke trieb sumpfig durch ihren Geist.
    Spülen … Sie drehte sich herum, blickte bachabwärts. Unter dem plötzlichen Schmerz, der von den sich auf kaltem Sattelleder bewegenden Schenkeln emporschoß, keuchte sie auf. Ein Zucken durchlief ihren Körper. Muß haltmachen, dachte sie. Tränen trübten ihre Sicht. Hier … Sie blinzelte die Tränen fort. Nein … kein Unterschlupf … Es ist zu früh … zu früh … Wenn sie mich fangen … Ein langsames, kaltes Frösteln kroch durch ihren Körper. Sie zog den Kopf der Stute hoch und ließ sie im Bachbett weiterplatschen. Mulak hob schnaubend seinen Schädel vom Wasser hoch und trottete hinterher.
    Obwohl die sich dräuenden Wolken der Müdigkeit ihr Gehirn vernebelten, verspürte Aleytys noch ein formloses Wundern über die automatische Wirksamkeit der neu erweckten Fähigkeiten ihres Geistes. Da sie ihr ganzes Leben lang Männer bei ihrer Arbeit mit Pferden beobachtet hatte, wußte sie, wie widerspenstig der Hengst mit der entwürdigenden Last auf seinem Rücken hätte sein müssen. Dann verloren sich ihre Gedanken … Andere Gedanken und Bilder erschienen und veränderten sich in rhythmischen Zuckungen ohne jede Logik in ihrer Reihenfolge.
    Nach einer Weile senkte sich der Berghang steiler abwärts, so daß sich der Bachgrund vom Sand und Kies der angenehmeren Bereiche zu trügerischen, wassergeglätteten Felsen veränderte; die Stute bewegte sich in einer langsamen, ruckenden Gangart, was Aleytys empfindliche Schmerzen über das Rückgrat jagte. Während sich das Pferd seinen Weg bachabwärts suchte, flatterte Aleytys’ Verstand wie verrückt. Immer häufiger spürte sie, nachdem das Schwarz vor ihren Augen wich, die Mähne der Stute in ihrem Gesicht. Die Zeit dehnte sich einen Augenblick lang endlos aus und zersprang bereits im nächsten wieder zu kleinen, scharfen Splittern. Die Nacht wurde immer dunkler, als Aab hinter die Berge tauchte. Jedoch kämpfte sich gleichzeitig eine flüchtige rote Linie durch die Dunkelheit am östlichen Horizont.
    Aleytys blinzelte mit verschwommenen Augen und sah eine breite Steinfläche wie verschütteten Zuckerguß am Grund und am Ufer des Baches liegen. Sie zerrte an den Zügeln, und die Stute blieb stolpernd stehen. Aleytys blickte ausdruckslos den Bach hinunter, ihr Verstand vorübergehend frei von Gedanken. Dann drehte sie ihren Kopf und starrte zu den Steinen hinüber.
    Spuren, dachte sie schließlich. Ihr Geist arbeitete in kurzen Zuckungen, war von Leerstellen erfüllt, wenn sie nichts dachte, nichts fühlte. Nach Süden … lege meine Hand auf das rote … linke Hand … Besser, ich verlasse das Wasser hier … Komme zu weit nach Osten … Wenn ich mich verirre … Dieser letzte Gedanke sorgte dafür, daß Adrenalin durch ihren Körper pulste, und sie wurde kurz wachgerüttelt. Sie zog am rechten Zügel, lenkte die Stute nach Süden, drängte sie aus dem Wasser.
    Die beiden Pferde trotteten über die weite Felsenfläche und später über Wiesen, und ihre Hufe versanken in zähem, schwarzem Schlamm und Blatthumus. Der östliche Himmel färbte sich rosa, doch sie durchquerten einen dichten Eisenholzhain, in dem noch die schwarze Nacht regierte.
    Als sie den Hain hinter sich ließen, war Horli ein rotes Geschwür auf der Ebene im Osten, die jetzt als weite, blaue Tafel zu sehen war. Das feurige Licht traf auf die verstreuten Baumgruppen und malte lange Gitterschatten auf die sanft gewellten Hügel, die sich in anmutigen Bögen zu der Ebene hinabsenkten.
    Sie richtete sich auf, streckte sich. Die kalte, frische Morgenluft fächelte über ihre Seiten und löste Schauer aus, die ihren müden Körper durchfuhren. Sie zog den Umhang wieder um sich und suchte die Umgebung ab.
    Die

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