Diadem von den Sternen
ein kühles, zynisches Zucken. „Willst du sie jetzt gleich tot sehen?“ Er zirpte leise und hob seine Hand, damit Maleyan den auf seinem Daumen sitzenden Lusuq sehen konnte. Er schauderte, blieb jedoch hartnäckig neben dem Wohnwagen stehen.
Bei der Erwähnung des Tijarat hob Aleytys ihren Kopf. Ihr träges Gehirn begann, schneller zu denken. Als sich der Streit verschärfte, hob sie ihre Hände an die Lippen und starrte hin. Aufsässigkeit brannte heiß in ihr, aber sie dämpfte sie. Bleib ruhig, Leyta, dachte sie. Und so hielt sie ihre Gefühle unter einem schweren Dämpfer, wendete den Hengst und ließ ihn lässig an der Reihe der Wohnwagen entlang zurücktraben. Die Banibaccivaso kam an ihr vorbei, um sich in einem dichten Gedränge um Tarnsians Wohnwagen zu versammeln. Solange seine Aufmerksamkeit abgelenkt ist, dachte sie. Oh, Madar, halte ihn beschäftigt. Ihr Mund bewegte sich im schnellen Anflug eines Lächelns.
Immer mehr Männer schlossen sich dem Streit an; der Lärm des Wortwechsels nahm zu. Aleytys erlaubte Mulak, ein wenig schneller zu gehen. Sie glitt am letzten Wagen vorbei und trieb den Hengst die Straße hinunter, ins Tal. Dann ließ sie ihn in Trab fallen, und ihr Geist war so leer wie nur möglich, ihr Herz schlug langsam, und langsam kam auch ihr Atem, ein/aus, ein/aus, ihre Blicke glitten geistesabwesend über den Boden, sahen, nahmen jedoch nicht wahr … Sämtliche Gefühlsregungen waren zu einer gleichförmigen Milde erstickt.
Als sie an den ersten Häusern vorbeikam, zügelte sie ihn in einen langsamen Gang. Wenn ich um Zuflucht bitte … Nein, dachte sie und entspannte sich geringfügig. Nein, er braucht mich nur zu rufen … Er ist zu mächtig. Ich kann nicht weglaufen. Laufen. Der Gedanke war unwiderstehlich. Laufen. Entkommen, den Alpdruck zurücklassen. Sie würgte die aufkommende Erregung ab und murmelte: „Ahai, wecke das Ungeheuer nicht auf.“
Sie dachte an ihre Ausrüstung. Ein Pferd. Sie streichelte Mulaks Hals und lächelte liebevoll. Ein Sattel mit Decke. Ein Zaumzeug. Nicht sonderlich nützlich, aber vorhanden. Unter ihrem Knie ein Jagdmesser. Ein Rest Käse und ein alter Laib Brot in der Satteltasche. Unter ihrem anderen Knie ein Wasserschlauch. Die Kleider, die sie trug. Sonst nichts.
Der Geruch frischen Brots wehte ihr in die Nase und ließ ihren Kopf hochrucken. Ihre Augen leuchteten plötzlich wie die eines Tars auf der Jagd. Als sie sich im Sattel umwandte, sah sie einen Mann aus einem der kleinen Häuser auf der Feldseite der Straße kommen. Er balancierte eine große, flache Kiste auf dem Kopf. Sie konnte gerade noch die Oberfläche der runden, goldenen Brotlaibe sehen. Ihr Mund wurde wäßrig. Sie wendete Mulak … zögerte eine Sekunde lang … dann zog sie an den Zügeln und ließ ihn gegen den Bäcker stoßen, was den verblüfften Mann umwarf und das Brot über die Straße verteilte. Wie der Blitz fuhr sie aus dem Sattel und sammelte ein halbes Dutzend Laibe auf.
Der Mann brüllte und stürzte auf sie zu. Aufkeuchend rannte Aleytys um Mulak herum, der schwarze Hengst wieherte schrill und entblößte die Zähne. Rasch wich der Bäcker zurück, und das gab Aleytys Zeit, ihre Beute in die Satteltaschen zu stopfen. Sie grapschte sich noch zwei Laibe, stopfte sie unter ihre Bluse. Dann war sie wieder im Sattel.
„Du wirst nicht …“ Der Bäcker warf sich gegen sie, schnappte nach ihrem Bein.
Sie fühlte, wie eine suchende Berührung über die Oberfläche ihres Bewußtseins huschte. Panik durchströmte sie; sie trat dem Bäcker ins Gesicht, trieb Mulak mit einem wilden Schrei zum Galopp, ließ ihn die Straße entlangstürmen, als säßen Dämonen auf ihren Fersen.
Als sie am letzten Haus vorbeistürmte, hatte sie sich weit genug beruhigt, um den Hengst in einen ruhigeren, bodenfressenden Galopp zurückfallen zu lassen, den er eine beträchtliche Zeit durchhalten konnte. Mit einem schnellen Blick über ihre Schulter sah sie, daß die Straße noch leer war. Ihr pochender Herzschlag verlangsamte sich ebenfalls, und ihre Atemzüge wurden normaler. Sie fühlte, wie Tarnsian an ihr zerrte, aber er war zu weit entfernt, um sie zurückziehen zu können. Zu weit! dachte sie jubelnd.
Die Brotlaibe in ihrer Bluse schrammten über ihre Haut. Sie griff nach hinten und löste die Klappe einer der Satteltaschen. Den Pferderumpf fest zwischen den Beinen, drehte sie sich herum und stopfte die Laibe in die Tasche. Sie konnte die Klappe nicht wieder schließen, aber sie
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